Buchauszug aus FANTOMA UND DER VAMPIRBUDDHA
Der Berliner Nachtnebel zog durch die Straßen und legte im Scheine der Laternen seinen gelben Schleier über die Häuser. Das Taxi hielt an der Promenade des Spreekanals.
„Das ist aber ein ziemlicher Umweg, und wir sind noch nicht da“, beschwerte sich der Fahrgast.
„Geht aufs Haus“, brummte der Taxifahrer, „die Fahrt endet hier.“
Der Verleger des Freitag stieg aus und blickte sich besorgt um. Außer einer schemenhaften Gestalt in einem langen Mantel war niemand zu sehen, er entschied, in die andere Richtung zu gehen, unter einer Brücke durch, entlang dem Kanal. Die Gestalt schien ihm zu folgen.
Er beschleunigte seinen Schritt, unter der Brücke meinte er, sie abgehängt zu haben.
Doch die Gestalt erwartete ihn an der Treppe, die auf der anderen Seite hinauf führte.
„Sie übertreiben es zu sehr“, sagte sie mit emotionsloser Stimme.
„Ach, Sie sind es“, sagte der Verleger des Freitag. „Natürlich übertreibe ich, wie Sie verlangt haben, Frau Fantoma.“
„Das geht zu weit, das wird langsam offenkundig. Sie sollen die Denkhaltungen dokumentieren, nicht dekonstruieren. Dazu ist es noch zu früh.“
„Sie haben gut reden. Ich mache doch die Meinungen nicht, ich schreibe, was ist. Und das ist es, was gedacht wird. Wenn ich dahinter zurückbleibe, bin ich draußen, das wissen Sie, und dann ist das Projekt gefährdet.“
„Aber auch, wenn Sie es allmählich selbst glauben, was Sie schreiben.“
„Ach wo, ich könnte jederzeit damit aufhören.“
„Müssen Sie nicht. Passen Sie bloß auf, dass es nicht ironisch klingt oder unglaubwürdig einfältig. Dort steht Ihr Taxi.“
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