Der Vorgang liegt schon etwas zurück, aber da er doch sehr aufschlussreich ist und in der breiteren öffentlichen Debatte über den Klimawandel so gut wie kaum wahrgenommen wurde, will ich die Leser von „Donner und Doria“ dennoch darauf aufmerksam machen. Es geht um den Meeresspiegelanstieg und eine Studie von Martin Vermeer, an der als Autor auch Stefan Rahmstorf vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK) teilgenommen hat. Rahmstorf ist vor allem hierzulande bekannt dafür, dass er ganz besonders hartnäckig die These eines dramatisch beschleunigten Meeresspiegelanstiegs unter die Leute bringen will.
Die Studie ist beim „Peer Review“, der fachlichen Prüfung durch die wissenschaftliche Zeitschrift “Climate of the Past”, bei der sie im Jahr 2012 eingereicht worden war, durchgefallen. Das kann passieren. In diesem Fall geschah dies allerdings mit Pauken und Trompeten. Einer der Prüfer riet ausdrücklich ab, an Nachbesserungen zu denken, die Studie gehöre in den Papierkorb, meint er, schreibt dies nur in etwas vornehmeren Worten. Auch das passiert bisweilen. Was aber noch bemerkenswerter ist: Ein Prüfer begründet seine Ablehnung unter anderem mit dem Satz: „Eines der größten Probleme der Arbeit ist, dass sowohl die Analyse als auch die Darstellung entschieden voreingenommen ist.“ Im Klimablog „Die kalte Sonne“ von Fritz Vahrenholt und Sebastian Lüning, den Autoren des gleichnamigen Buches, wird jetzt der ganze Vorgang einmal ausführlich dargelegt und kommentiert, darauf will ich hier verweisen.
„Entschieden voreingenommen“: Rahmstorf, der unter den Warnern vor dem menschengemachten Weltuntergang besonders hohes Ansehen genießt, hat sich mit seinen Kollegen bei der Studie offenbar das erlaubt, was er selbst und andere den
kritischen Journalisten und Wissenschaftlern in der Klimadiskussion, den „Skeptikern“, stets vorwirft: Cherry picking, Rosinenpickerei. Die Autoren haben vor allem den Meeresspiegelanstieg an der Ostküste der USA untersucht, von dem bekannt ist, dass er außerordentlich weit über dem globalen Durchschnitt liegt, völlig aus dem Rahmen fällt, und anschließend darauf ihr Papier begründet. Und das ist nur einer der schweren Vorwürfe, die in dem Prüfbericht auf die Autoren einprasseln.
Es wird immer wieder in der Diskussion um den Klimawandel darüber gestritten, inwieweit die eine oder andere Seite bewusst selektiv wahrnimmt, schummelt, gar betrügt. Es gibt viele Gründe für die unterschiedlichen Sichtweisen, bewusste und unbewusste Entscheidungen, Dinge so oder so zu sehen. „Entschieden voreingenommen“ ist in dieser Skala allerdings schon ein starkes Stück für einen Autor, der für sich allergrößte Objektivität beansprucht, dessen Bruder im Geiste und Chef beim PIK, Hans Joachim Schellnhuber, immer wieder betont, wie sehr er sich freuen würde, wenn er sich geirrt hätte in seinen Weltuntergangs-Prophezeiungen.
Die Studie war nicht der erste Versuch der Autoren, mit ihren fragwürdigen Forschungsansätzen Fuß zu fassen. Zuvor schon hatte er die politisch Verantwortlichen von North Carolina dazu bewegen wollen, sich auf einen überbordenen Meeresspiegelanstieg einzustellen. Man holte sich dort aber lieber noch neutrale Expertisen ein und plante anschließend mit realistischeren Szenarien. Schon damals wurden Rahmstorf und seine Mitstreiter von mehreren Fachkollegen deutlich kritisiert – aber sie gaben nicht auf.
Wie groß das Bedürfnis bei Rahmstorf ist, die Welt von einem sich ständig beschleunigenden Meeresspiegelanstieg zu überzeugen, zeigt auch der Vorgang, den ich hier bei Donner und Doria ebenfalls 2012 dargelegt habe. Offenbar weil die aktuellen Werte einfach nicht hoch genug ausfielen, drehte man einfach die früheren Werte herunter, um eine Beschleunigung nachweisen zu können, die gar nicht vorliegt. 2012 behauptete Rahmstorf, im großen vierten Bericht des Weltklimarates IPCC aus dem Jahre 2007 sei der aktuelle jährliche Anstieg noch auf zwei Millimeter seit 1990 taxiert worden, dabei liege er aber bei 3,2 Millimeter, wie er gerade herausgefunden habe. Immer schneller, immer beschleunigter, immer höher. Tatsache ist aber, dass Rahmstorf höchstselbst genau in den IPCC-Bericht von 2007 hineingeschrieben hatte, dass der Meeresspiegelanstieg jüngst bei drei Millimetern pro Jahr zu veranschlagen sei. Alles nachzuvollziehen im Blog von Donner und Doria vom November 2012.