Gestern Nacht habe ich endlich Wolfgang Röhls neuen Krimi gelesen. Titel: „Inselkoller“. Das Buch ist in erster Linie ein Krimi, wie sich das gehört. Habe ihn in einem Rutsch runter gelesen. Immer spannend, da kann man sich auf Wolfgang Röhl verlassen. Und auf den Helden Bernhard Hamm, der kein Held ist, sondern Angestellter eines großen Reiseveranstalters und ein aufmerksamer Beobachter, der im Wattenmeer eine Leiche findet. Der Mann hat aber auch einen guten Blick für deutsche Befindlichkeiten, weshalb „Inselkoller“auch als eine unterhaltsame Milieustudie gelesen werden kann. Hamm verbringt seinen Urlaub auf der fiktiven Nordseeinsel Diekerum, einem autofreien Eiland, das zwischen grüner Hölle und grünem Paradies changiert. Eventuelle Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Inseln sind selbstverständlich rein zufällig. Drittens ist „Inselkoller“ ein erfreulich gemeiner Roman über das Wesen des deutschen Reisejournalismus. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind natürlich ebenfalls rein zufällig. Deshalb hier ein kleiner Ausschnitt:
„Die Frau vom Tourismus-Ressort der größten Presseagentur war dagegen ein Problemfall. Ein schwerer. Sie hatte Soziologie und Psychologie studiert, natürlich keinen Job gefunden und war dann nach einem Aushilfsjob bei der Agentur hängen geblieben. Gesellschaftskritik war ihr Steckenpferd, dem sie unnachsichtig die Sporen gab. Kein Hotelprojekt, das nicht von ihr der Landschaftsfresserei bezichtigt wurde, keine neue Strasse, die sie nicht dem „Bauwahn der Spekulantenmafia“ zuschrieb….Was Hamm nur nicht verstand, war dies: Warum stiegen diese schreibenden Robin Hoods – es gab davon einige Exemplare in der ansonsten zuverlässig korrupten Zunft der Reisejournalisten – auf seine Einladung hin in solchen Ausbeuterschuppen ab?“
Dieses Buch ist die ideale Urlaubslektüre. Vier Sterne!