Manfred Haferburg / 25.02.2016 / 06:30 / Foto: Lucas Cranach / 11 / Seite ausdrucken

Ein Exil-Sachse hat fertig: Zu viel zerreißt den Sack

Produkt-Warnung: "Dieser Artikel besteht aus wüstem Populismus, gegrölt von einem sich benachteiligt fühlenden Ossi, der schon immer ein Problem mit der Demokratie hatte. Er ist durchseucht mit Hetze aus Dresden, wo Ausländer seltener als vierblättrige Kleeblätter sind. Deshalb ist er voller irrationaler Ängste, die sich in bösem Neid und primitivem Hass ihren Weg bahnen. Im dunkeldeutschesten Osten sind die Ureinwohner „keine Menschen (Tillich, Ministerpräsident)“, sondern „Schande“ (Alle), „Dunkeldeutsche“ (Gauck), „Pack“ (Gabriel), „Verbrecher“ (Tillich, Maas), „Idioten“ (Stegner), „Neonazis in Nadelstreifen“ (noch mal Maas), „Nazischweine“ (Özdemir), „Pest“ (Göhring Eckhard), „wahnsinnige Faschisten“ (Fahimi) und alles Geziefer, was die verbale Gosse sonst noch so hergibt. Sie lesen dieses „Ejakulat“ (Lobo) eines heterosexuellen alten weißen Mannes (Domscheit-Berg) auf eigenes Risiko. Sie könnten von der „braunen Soße“ (ein guter Freund) kontaminiert werden".

Ja, der alte weiße heterosexuelle Ossi ist zutiefst verwirrt.

Er versteht die Weisheit der Kanzlerin nicht mehr. Er hat gelernt, dass die „Flüchtlinge“, „Migranten“, „Schutzsuchenden“ usw. eine Bereicherung sind und viele Chancen für die Gesellschaft eröffnen. Sie sind willkommen zu heißen, basta.

Deshalb ist die Kanzlerin ist ja auch gegen Obergrenzen für die Bereicherung. Aber sie ist für ihre „spürbare Verringerung“. Wie jetzt? . Aber sie ist unendlich klug und kennt die Müllerweisheit „Zuviel zerreißt den Sack“. Daher sagt Sie auch, dass die von ihr Eingeladenen wieder nach Hause gehen sollen. Deshalb ist ihr Koalitionspartner SPD gegen sie. Von denen die kommen, darf keiner abgewiesen werden. Auch die CDU-Basis will „Merkel entthronen“, jedenfalls ab und zu ein bisschen.

Die Schwesterpartei CSU ist davon überzeugt, dass die Regierung mit den Flüchtlingen die Verfassung bricht und erwägt seit Monaten eine Verfassungsklage. Das geht gar nicht, der Koalitionspartner SPD warnt vor einer Destabilisierung der Regierungskoalition, was aber auch nicht schlimm ist.  "Die Union müsse entscheiden, was sie wolle. CDU und SPD hätten auch alleine eine stabile Mehrheit“.

Der Stellvertretende Kanzler Gabriel SPD hat dem „Asylpaket“ seiner eigenen Regierung versehentlich zugestimmt: Er hat wohl in der Sitzung getwittert und erst hinterher von der gravierenden Veränderung im Gesetzestext erfahren.  Er möchte aber, dass mehr Familien von MUFL’s (Minderjährige Unbegleitete Flüchtlinge) nachziehen können. Deshalb sagt die halbe SPD-Basis: „Gabriel ist Teil des Problems“. Die andere sagt das auch, aber nur, weil nicht alle 1200.000.000 Flüchtlinge ihre Familie nachholen dürfen.

Der Innenminister sagt markig: "Wir brauchen einen dauerhaften, spürbaren, nachhaltigen Rückgang der Flüchtlingszahlen, und zwar sichtbar in den nächsten Wochen".  Dafür würde er gar Griechenland aus dem Schengenraum werfen, was er aber eigentlich nachträglich gar nicht so gemeint hat.

Die stellvertretende Parteivorsitzende der CDU Julia Klöckner fordert „Tageskontingente mit Herz und Härte“. Politisch Mitdenkende kommen sofort auf den Verdacht - ist ein Kontingent etwa eine verkappte Obergrenze? Plan A 2 kommt gleich nach Schießbefehl!   Da springt Sigmar Gabriel, der ja mal mehr und mal weniger mehr Flüchtlinge will, der Kanzlerin bei, die eigentlich weniger Flüchtlinge will, obwohl sie mehr Schutzsuchenden helfen will. Gabriel: „Es ist weder klug noch anständig, der deutschen Kanzlerin mitten in den europäischen Verhandlungen in den Rücken zu fallen". Zu gut deutsch: „Die klöckner ist doof und gemein“.

Bis hierher könnte man das Irrenhaus noch unter Demokratie einordnen.

Aber die Regierung schwadroniert nicht nur, sie hat „harte Entscheidungen“ getroffen.

Die Nato unter deutscher Führung soll gegen Schlepper vorgehen, darf aber auf keinen Fall eingreifen, wenn sie welche erwischt. Einziges Ziel der Mission ist, Aufklärungs- und Überwachungsaufgaben zu übernehmen, also Informationen über Schleppernetzwerke zu sammeln. Das ist so wie Tornado fliegen ohne Schießen in Syrien.

Die Bundespolizei soll die Grenzen bewachen aber ja nicht schließen (man achte auf das „L“ im Wort „schliessen“). Merkel stellt ja klar, dass alle Menschen, die vor Terror, Gewalt und Krieg fliehen, in Deutschland weiter willkommen sind.  Außerdem meint Merkel, dass es sowieso unmöglich ist, Grenzen irgendwie zu bewachen. Aber alle Flüchtlinge sollen wenigstens von der Polizei an der Grenze vollständig erfasst und registriert werden. Der CDU-Innenminister: "täglich werden zwischen 100 und 200 Personen von der Bundespolizei an der Grenze" zurückgewiesen. Wieviel kommen, hat er vergessen zu sagen, das könnte uns verunsichern.

Dazu der Vorsitzende der Polizeigewerkschaft Wendt: "Die Behauptungen sind hanebüchener Quatsch. Tatsächlich wird von den allermeisten Flüchtlingen nicht einmal der Name aufgeschrieben. Dass Flüchtlinge an der Grenze abgewiesen würden, stimmt nicht. … Nachdem sie einmal abgewiesen wurden, versuchten sie es meist am nächsten Tag erneut - und werden dann ins Land gelassen."

Die bunte Politik der bunten Republik: eine abgrundtiefe Furcht vor allem, was irgendwie Konsequenzen hätte. Die Regierung will „einen dauerhaften, spürbaren, nachhaltigen sichtbaren Rückgang der Flüchtlingszahlen“ ohne von ihrem „freundlichen Gesicht“ Abschied nehmen zu müssen. Und sie tun so, als ob das möglich wäre.

Das ist keine Demokratie mehr, das ist milde gesagt, Volksverarschung. Das Gelaber, Worthülsen, Schraubensätze, Halbwahrheiten und Schuldzuweisungen rieselt aus allen Informationskanälen. Alle wissen genau, was nicht geht. Andere sind ständig über irgendwelche Schande empört, haben aber keine Lösung. Andere haben zwar keinen Plan, reden aber viel darüber. Wiederum andere kennen die Wahrheit, gehen aber mit Halbwahrheiten oder blankem Unsinn an die Öffentlichkeit. Informationen werden lieber verschwiegen, es könnte die Bürger verunsichern.

Und die Bürger sollen sich ja auch künftig ohne Murren weiter enteignen lassen. Oder wird der Staat mit den 19,4 Milliarden Euro Überschuss aus 2015 etwa Schulden abbauen oder Steuern senken?  Nach Ansicht von Unions-Fraktionsvize Ralph Brinkhaus (CDU) gibt es keinen "Raum für Euphorie und neue Ausgabewünsche". Brinkhaus: "Wir brauchen jeden Cent zur Deckung der Kosten von Flucht und Einwanderung."

Manfred Haferburg ist in der DDR aufgewachsen, studierte in Dresden und lebt heute in Paris. Das Vorwort zu seinem Roman Wohnhaft schrieb Wolf Biermann.

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Günter Braun / 26.02.2016

“Die andere sagt das auch, aber nur, weil nicht alle 1200.000.000 Flüchtlinge ihre Familie nachholen dürfen.” Was für eine Zahl!! Ansonsten eine gute Übersicht über unsere Patreien-Diktatur.

Henrik Himmel / 26.02.2016

Sie haben den Irrsinn in der gegenwärtigen Politik treffend beschrieben. Als ehemaliger MP-ler finde ich dieses verallgemeinernde bashing gegen die Menschen aus Sachsen einfach unerträglich. Aber das Privileg des Generalverdachtes, als Ossi quasi rechts zu sein, dürfen die Sachsen nicht für sich allein beanspruchen. Dieses Privileg dürfen glaube ich alle Ossi´s beanspruchen. Diesmal hat es aufgrund der Ereignisse in Clausnitz und Bautzen halt mal wieder die Sachsen getroffen. Eine Lösung für diesen unhaltbaren Zustand wäre wieder die Teilung DE zu den Grenzen von 1989. Die DDR (Dunkle Deutsche Republik) und die BRD (Bunte Republik Deutschland). Dann kann jeder wieder seiner eigenen Gesinnung frönen ohne der anderen Seite peinlich zu sein.

Alexander Zeiler / 26.02.2016

In Deutschland ist gewaltig was aus dem Lot gekommen. Die Relationen sind völlig aus dem Ruder. Mit Pegida, AfD, den Lügenpresse Schreiern kann ich mich nicht identifizieren und erst recht nicht verteidigen. Man muss diese Szene im Auge behalten und kritisch hinterfragen, ja auch zurecht weisen und bei Vergehen rechtsstaatlich verurteilen.  Aber gerade die wüsten Beschimpfungen seitens der Politik müssten hellhörig machen. Leider wird kaum noch hinterfragt. Gerade als links-liberaler kann ich nur noch den Kopf schütteln wie unkritisch man mit dieser Art Politiker ist. Die ehemalige 68er aus der die APO und vieles gute (Aufarbeitung des Nationalsozialismus, Umweltbewusstsein der Grünen, u.v.m.,) hervorging, aber eben auch der Terror der RAF ist die Generation, die heute Tonangebend ist. Das man den Komplex die B.M.- Gruppe und nicht B.M. - Bände nannte und immer noch verklärend nennt spricht Bände. Und es sind diese 68er und deren Kinder die jetzt tonangebend den Mob aus Clausnitz und Bautzen selbst vergessen wie oben beschrieben beschimpfen. Diejenigen die die Opfer des RAF-Terrors als Kapitalisten-Schweine verspotteten, verspotten heute Demonstranten und beschimpfen dei Mobs aus Clausnitz und Bautzen. Es gibt wieder die Richtigen und die Falschen und so langsam kommt mir der Gedanke ob ich nicht sparsamer mit meinen Meinungsäußerungen umgehen sollte. Das ist Schande.

Frank Müller / 25.02.2016

Meine Hochachtung Herr Haferburg! Seit langem der beste, treffendste und zugleich lustigste (wenn es denn nicht so traurig wäre) Kommentar zu unserer derzeitigen Situation in Deutschland, den ich gelesen habe. Und vor lauter offenkundiger Verzweiflung habe ich in den letzten Wochen und Monaten sehr viele gelesen ...

Per Krausbart / 25.02.2016

Herrliche Veranschaulichung des Irrsinns, den jeder eigentlich selbst erkennen sollte! Nur leider können die Wenigsten heute noch eins und eins zusammenzählen.

Hartmut Laun / 25.02.2016

1989 - nicht vergessen! Damals waren es “subversive Elemente, vom Klassenfeind gesteuert. Aber wir weinen ihnen keine Träne nach…” Dieser Meinung war damals auch ein Herr Tillich - als Mitarbeiter beim Rat des Kreises Kamenz (Sachsen).

Daniel Fischer / 25.02.2016

Alles in allem eine sehr präzise Beschreibung der Lage. Allerdings sind es keine 1200.000.000 Flüchtlinge, sonder 1000x weniger, also nur 1.200.000 wenn man den Zahlen Glauben schenken mag.

Hans-Lothar Fischer / 25.02.2016

Tillich ist wirklich ein Ureinwohner. Mit seinen Vertrauten spricht er Sorbisch. Im Zuge der deutschen Ost-Kolonisation migrierten viele Menschen vor allem aus dem Moselfränkischen in das heutige Sachsen. >Mosel< ist ein Ortsteil von Zwickau. Was mit den ortsansässigen Slawen geschah, weiß man nicht so genau, im heutigen Ostsachsen haben die Wenden und Sorben überlebt. Im Zuge der sogenannten Ost-Kolonisation verbreitete sich das mittelalterliche deutsche Stadtrecht in Richtung Osten. Auch in das damals preußische Litauen wanderten – wegen ihres Glaubens verfolgte - Salzburger Familien in großen Zahlen ein, der damalige preußische Herrscher empfing sie persönlich vor den Toren Berlins. Die Salzburger zogen dann weiter über Stettin (dann weiter per Schiff) und zu „Fuss“ über Kulm in das damalige Ostpreußen. (Mack Walker, Der Salzburger Handel, Göttingen 1997)

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