Ein 32-jähriger Palästinenser verübte am Mittwoch in Jerusalem ein höchst ungewöhnliches Attentat. In den Mittagsstunden setzte sich Jabr Duwait, ein Bewohner Ostjerusalems und Vater von zwei Kindern, hinter das Steuer eines Schaufelbaggers und begann eine Amokfahrt durch eine der wichtigsten Verkehrsadern Jerusalems. Dabei überfuhr er Privatfahrzeuge, rammte und kippte einen Autobus und verletzte Passanten. Mindestens vier Israelis kamen dabei ums Leben, 36 Menschen wurden verletzt, 6 davon schwer. Der 18-jährige Mosche Klessner, der erst vor drei Monaten eingezogen wurde, setzte dem blutigen Drama ein Ende, als er auf den Bagger stieg und den Fahrer erschoss. “Der Attentäter war auf dem Weg in den Markt, in dem sich zu dieser Stunde hunderte Menschen befanden. Die Aktion von Klessner verhinderte eine Katastrophe”, sagte Polizeisprecher Micki Rosenfeld unserer Zeitung.
Klessner ist der Schwager eines anderen Elitesoldaten, der vor sechs Monaten in Jerusalem ein Attentat auf eine Toraschule beendete, indem er den Attentäter, ebenfalls ein Bewohner Ostjerusalems, erschoss. Damals waren acht Schüler vom Attentäter ermordet worden. Keine bekannte Terrororganisation übernahm gestern Verantwortung für den Anschlag. “Wir glauben, dass er allein agierte”, sagte Rosenfeld.
Die Jaffastraße in Jerusalem war gestern mit Glassplittern übersäht, Polizisten sammelten entlang eines mehrere hundert Meter langen Abschnitts Beweismaterial ein. Mehrere zerquetschte Autowracks und ein öffentlicher Bus, der mit der Schaufel des Baggers auf die Sitte gekippt worden war, bezeugten die Wucht des Angriffs. Auf der Motorhaube eines weißen Toyotas waren noch die Blutspuren einer Frau zu sehen, die der Terrorist mit der Schaufel im Fahrersitz zermalmt hatte.
Premierminister Ehud Olmert hielt gestern erste Beratungen über mögliche Reaktionen auf das Attentat. Dabei soll der Abriss des Wohnhauses Duwaits erwogen werden. Ferner soll Olmert vorhaben, der Ehefrau Duwaits die Witwenrente streichen zu lassen, die ihr theoretisch nach dem Tod ihres Mannes zusteht.
Unterdessen demonstrierten am Mittwoch im Gazastreifen mindestens 6000 Palästinenser am Grenzübergang nach Ägypten in Rafah und versuchten, die Grenze gewaltsam zu durchbrechen. Ein Kordon ägyptischer Polizisten hielt die Steine werfende Menge mit Wasserwerfern und Stöcken auf. Seit der Machtübernahme der islamistischen Hamas vor einem Jahr ist der Gazastreifen abgeriegelt. Kairo hat versprochen, die Grenze zu Gaza nach dem Abschluss eines Gefangenenaustauschs zwischen Israel und der Hamas zu öffnen. In der Zwischenzeit sollten einige, nach humanitären Kriterien ausgesuchte Bewohner Gazas den belagerten Landstrich bereits in den nächsten Tagen verlassen dürfen. Als bekannt wurde, dass nur wenige hundert Kranke die Grenze überqueren sollten, brachen in Rafah Unruhen aus. In Ägypten wuchs die Angst vor einem Massenandrang wie vor wenigen Monaten, als die Hamas die Grenze zu Ägypten gesprengt hatte und hunderttausende Bewohner Gazas in den Sinai stürmten.
Siehe auch: “Natürliche Reaktion auf Besatzung”
http://www.rundschau-online.de/html/artikel/1214978317864.shtml