Sehr geehrter Herr Held, Sie schreiben, dass “unabhängige und selbstverantworliche Einheiten” in Europa einen größeren Zusammenhang stabil gestalten können-ohne übergreifende Gesamtregierung. Als Ostdeutscher stelle ich mir manchmal die Frage, wieso die alte Bundesrepublik vor der Gründung der EU so stabil wachsen konnte und trotz Souverenität aller anderen europäischen Länder, Frieden und Zusammenleben in Europa so gut funktionierten ? Warum will man den Deutschen immer wieder weismachen, dass wir nur unter dem Dach der EU friedlich und wirtschaftlich stabil leben können. Ich schliesse mich Cora Stephan an und sage, “Ich will mein Deutschland zurück”; allerdings das Deutschland vor 1993 ohne doktrinären EU-Apparat.
Worum geht es in den kommenden 10 Jahren. Aus meiner Sicht um die Auseinandersetzung zwischen jenen , die eine grenzenlose Globalisierte Weltordnung befürworten, in denen politische Entscheidungen in supranationalen Instituten gefällt werden und letztlich die Interessen weniger vertreten. Also um eine Art globale Oligarchie. Kontrollen durch den bisherigen Souverän, die in einem Staatsvolk vorhandenen Einzelnen, können hier nicht mehr stattfinden. Und auf der anderen Seite ,zwischen denen die demokratische , der Subsidiarität verpflichtete, Einheiten, nennen wir sie ruhig Nationen, bevorzugen. Hier können freie Menschen als politische Subjekte auf Prozesse Einfluss nehmen. Die Etablierten Parteien sind zu Interessensvertretern der undemokratischen Globalisierung geworden, ob bewusst oder unbewusst, gelenkt oder ungelenkt, sei dahingestellt. Paradoxerweise sind nun die rechten Parteien Advokaten einer Politik freier und selbstbestimmter Menschen geworden, da sie sich dieses Themas angenommen haben. In Frankreich ist es Le Pen , in Deutschland jedenfalls teilweise die AFD. Die Etablierten Parteien ,in Frankreich zu beobachten, werden marginalisiert oder zunehmend wie Herr Macron ,als scheinbarer Unabhängiger , ersetzt werden. Diese Entwicklung werden wir auch in Deutschland in den kommenden Jahren haben. Frankreich ist uns nur , wie in vielen anderen Entwicklungen, 10-15 Jahre voraus. Das Thema der Zukunft ist die Auseinandersetzung um die Herrschaft weniger in einer globalisierten ,vollständig durchökonomisierten Welt, wo der Mensch nur als Verbraucher, Steuerzahler und Konsument eine Rolle spielt oder wie ich hoffe eine Renaissance des freien Menschen als politisches Subjekt. Eigenartig ist es, das sich nur die rechten Parteien dieses Themas angenommen haben.
Ich habe gestern auf France 2 die Schlacht der Kandidaten verfolgt. Le Pen hat den Gegner süffisant vor sich hergetrieben wie eine Bigotte am Pigall die Jungschen, die mal gucken wollen. Macron verwickelte sich in Widersprüche und rang am Ende nur noch um seine Fassung. Die Stimme wurde immer höher, wie bei einem Huhn, das vom Metzger im Kreis gejagt wird. Natürlich weiß ich nicht, wie die Franzosen letztendlich wählen werden. Andere haben Macron ja schon als neuen Staatspräsidenten ausgerufen. Dieses Bübchen soll mitsamt Kommandogewalt über die Force de Frappe Frankreichs Rettung sein? Lächerlich. Nach der gestrigen Vorstellung würde es mich sehr wundern, wenn das französische Volk ihn zu eben diesen Präsidenten machen wird. “Komm wieder, wenn Du volljährig bist!”, möchte man ihm nachrufen. Falls Le Pen das Rennen machen sollte, wird es vier Wochen lang Randale geben, von Qualitätsmedien zum “Bürgerkrieg” hochgejubelt. Aber danach beginnt ein neues Zeitalter der französischen Republik. Und damit auch die Reformation Europas. Wem soll man also Glück wünschen?
“Man schielt auf die Bonität Deutschlands und Deutschland spielt mit, weil es nur so seine günstige Exportposition erhalten kann. Diese grenzüberschreitende Kombination von Schieflagen ist das Geschäftsgeheimnis der sogenannten europäischen Lösungen“. Genau das ist der springende Punkt. Deutschland als Arbeitstier und Zahlmeister in einer immer mehr verlotternden EU. Das Phantasiegebäude “Europäische Gemeinschaft” bröckelt an allen Enden. Es wird nicht repariert, sprich reformiert, sondern immer mehr zerfallen lassen. Hauptsache, man bekennt sich zu ihm. Das tut auch Macron und wird deshalb gewählt, weil dem Volk suggeriet wird, dass sein Heil nur in einem vereinigten Europa liegt, egal wie es aussieht. Dass die ganzen europäischen Probleme mit der Geldschwemme Draghis nur zugekleistert werden, wird dem Volk verschwiegen. Wie immer, wird sowas erst wieder nach den Wahlen ans Licht kommen. Dann ist es zu spät.
Macron ist nicht der neue Obama Frankreichs, sondern die neue Merkel. Er lächelt alles weg. Es gibt keine Probleme. Wir lösen alles. Er verbreitet (sinnentleerte) Hoffnung. Noch wirkt die Medizin.
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