Ulli Kulke / 09.04.2014 / 10:39 / 3 / Seite ausdrucken

Forscher: Panikmache bringt Wohlstandsgewinn

Sie haben, lieber Leser, in den letzten Jahren auch das Gefühl gehabt, Umweltorganisationen und Medien übertreiben gehörig das Problem mit dem Klimawandel? Jetzt haben wir es schwarz auf weiß und sogar wissenschaftlich überprüft: Die Scharfmacher können sich auf eine Empfehlung aus dem Bereich der Forschung selbst berufen. Zwei Professoren haben in einem Planspiel herausgefunden: “Unseren Erkenntnissen zufolge hat die Manipulation von Informationen einen instrumentellen Wert, weil es im Nachhinein mehr Länder zur Teilnahme an einem Internationalen Umweltprogramm veranlasst hat, woraus sich schließlich ein globaler Wohlfahrtsgewinn ergibt.” Der Satz stammt aus der Zusammenfassung der Studie “Information Manipulation and Climate Agreements” von Fuhai Hong und Xiaojian Zhao, veröffentlicht im “American Journal of Agricultural Economics”, das immerhin zum Imperium der Oxford University Press gehört, dem größten wissenschaftlichen Verlagskonzern der Welt – und eigentlich doch auch einem der angesehensten. Ob das so bleibt?

Die beiden Forscher bekennen ganz offenherzig: “Dieser Artikel liefert eine Begründung” für das Überbetonen und Übertreiben. Immerhin schreiben sie auch: “Aus der Sicht “ex ante” ist die Auswirkung der Manipulation von Informationen allerdings nicht eindeutig”. Das kann man wohl sagen: Vorerst haben die notorischen Übertreibungen, die künstliche Schaffung einer Weltuntergangsstimmung nämlich, eher kontraproduktiv gewirkt. Die Menschen können und wollen unsinnige Apokalypsen nicht mehr hören, allzu hektisch eingesetzte “große Transformationen” beziehungsweise Energiewenden lassen der Politik gar keine andere Wahl, als nach und nach zurückzurudern und das Unternehmen auf vernünftige Bahnen zu lenken. Ob man damit in der Öffentlichkeit für einen sinnvollen Umbau der Energieversorgung auf mehr Erneuerbare werben kann, darf man getrost bezweifeln, “nicht eindeutig” ist da noch vornehm ausgedrückt. Und ob das dann “ex post” alles so funktioniert haben wird, muss sich außerhalb der wissenschaftlichen Planspiele (“Modelle”, um im Jargon zu bleiben) auch erst noch erweisen.

Marc Morano, Autor des Klimablogs “Climate Depot”, hat sich hier mit dem Beitrag der beiden auseinandergesetzt. Im deutschen Blog “Eike” wurde ebenfalls darüber ausführlich diskutiert. Ganz nebenbei scheinen mir viele der Klimaforscher selbst in internen Planspielen auch davon auszugehen, dass sie “ex post” besser mit Übertreibungen fahren, nicht zuletzt auch um Forschungsgelder zu generieren. Auch eine Art “Wohlstandsgewinn”.

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Leserpost

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Roland Tluk / 09.04.2014

Ich habe diese “Studie” auch überflogen und sehe eklatante methodische Fehler, so dass ich sie wieder gradlienig in den Müll schmiss. Ich konnte nicht ahnen, dass es Medien gibt, die in meinen Papierkorb wühlen….

Karl Helger / 09.04.2014

Wieder einmal ein klassischer Reinfall von angeblichen Topwissenschaftlern zum Thema “Korrelation = Kausation”. Nehmen wir einmal die Fakten als gegeben an: Es gibt zeitgleich einen Panikmache vor einem angeblichen Klimawandel, der wiederum angeblich von Menschen gemacht ist und ein Wachstum des globalen Wohlstands. Hier werden Ursache und Wirkung krass verwechselt. Nur, weil wir schon so unglaublich dicke Bäuche haben und uns nicht mehr um lebensnotwendige Dinge scheren müssen, können wir uns den Luxus leisten, eine Ökoreligion zu errichten. Ohne einen solchen Wohlstand würden wir Menschen, die vorschlugen, wir sollten weniger konsumieren aus dem Dorf jagen, weil uns der Einfluss auf den relativen Wohlstand zu groß ist. Aber seit Kant ist Logik ja out, was soll also mein Lamentieren.

Robert Bond / 09.04.2014

Ich hoffe doch, dass Oxford University Press so angesehen bleibt. Man kann dem Verlag gar nicht genug dafür danken, dass er diese Arbeit prominent publiziert hat.

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