Peter Grimm / 11.08.2017 / 10:00 / Foto: Kim Pardi / 12 / Seite ausdrucken

„Flüchtling“: Vom Werden eines Wieselwortes

Seit zwei Jahren sind alle Menschen, die aus Afrika, Arabien und Afghanistan, aus Bangladesh, Pakistan und Indien oder auch vom Balkan und aus Tschetschenien zu uns kommen, unterschiedslos Flüchtlinge. Vorbei war die Zeit, als man neutral von „Ausländern“ und „Migranten“ sprechen konnte. Wer heute noch technokratisch richtig von Asylbewerbern redet, lässt schon so viel Distanz erkennen, dass er in den Verdacht der Fremdenfeindlichkeit geraten kann. Nein, wer sich den Zuwanderern angemessen zugewandt zeigen will, der nennt sie alle „Flüchtlinge“. Denn vor der „Flüchtlingskrise“ war das ja ein positiv besetzter Begriff. Damals war ein Flüchtling, wie das Wort schon sagt, ein Mensch, der vor Verfolgung oder Not fliehen musste und tatsächlich Schutz und Hilfe suchte. Doch dann wurde Flüchtling ein Wieselwort. Heute wird jeder, wenn er aus den oben aufgezählten Weltgegenden kommt, „Flüchtling“ und gern auch „Schutzsuchender“ genannt. Das klingt nicht nur gut, man fühlt sich auch besser, wenn man einem „Flüchtling“ hilft, ihn aufnimmt und ihm eine Perspektive gibt. Wenn alle „Flüchtlinge“ sind, muss man auch nicht mühsam differenzieren und gar argwöhnen, es könne gefährliche Menschen in der Heerschar muslimischer junger Männer geben.

Deshalb wurde sicher auch der 29-jährige Syrer Fares A. B. von allen Deutschen, die ihn willkommen hießen, „Flüchtling“ genannt. Das war bestimmt ganz praktisch für Fares, denn all die armen „Flüchtlinge“ ließ der deutsche Staat gern auch ohne Papiere kommen und gab ihnen die einmalige Chance, sich neue Identitäten zuzulegen.

Misshandlung von mindestens drei Gefangenen

Ob sich unser Flüchtling Fares dabei zu ungeschickt angestellt hat, wissen wir nicht. Er wurde jetzt jedenfalls von seiner Vergangenheit eingeholt. Die Bundesanwaltschaft hat einen Haftbefehl gegen ihn vollstrecken lassen. Was der Generalbundesanwalt über Flüchtling Fares in seiner Pressemitteilung schreibt, das klingt, als wären die Wohlmeinenden seinerzeit mit Willkommenskultur und Kuscheltierwurf so richtig an den Falschen geraten:

Der Beschuldigte ist dringend verdächtig, als Mitglied der ausländischen terroristischen Vereinigung "Islamischer Staat" (IS) (§§ 129b Abs. 1 i.V.m. 129a Abs. 1 StGB) Kriegsverbrechen (§ 8 Abs. 1 Nr. 1 und 3 VStGB) sowie eine gefährliche Körperverletzung (§§ 223, 224 Abs. 1 Nr. 2 StGB) begangen zu haben. Ihm wird darüber hinaus die Mitgliedschaft in der ausländischen terroristischen Vereinigung "Jabhat al-Nusra" (JaN) vorgeworfen.

In dem Haftbefehl ist im Wesentlichen folgender Sachverhalt dargelegt:

Der Beschuldigte schloss sich 2013 in Syrien der "Jabhat al-Nusra" an. Im Frühsommer 2014 wechselte er zum sogenannten Islamischen Staat. Er war unter anderem in einem Gefängnis des "IS" eingesetzt und beteiligte sich dort an der Misshandlung von mindestens drei Gefangenen der Terrororganisation. Zudem misshandelte Fares A. B. gemeinsam mit anderen "IS"-Mitgliedern bei einer Fahrzeugkontrolle den Fahrer eines Pickups. Unter anderem schlug der Beschuldigte seinem Opfer mehrmals mit seinem Maschinengewehr gegen den Kopf. Im Sommer 2014 exekutierte er gemeinsam mit zwei weiteren Mitgliedern des "IS" einen zuvor von der Terrororganisation Festgenommenen auf einem Dorfplatz in der Provinz Deirezzor. Dem Getöteten war Gotteslästerung vorgeworfen worden. Bei der Exekution gaben der Beschuldigte und seine beiden Kumpane jeweils einen Schuss auf ihr Opfer ab. Anschließend wurde der Leichnam drei Tage auf dem Dorfplatz zur Schau gestellt.

Wie soll ich sie künftig nennen?

Ist Fares nun ein Flüchtling? Natürlich nicht, obwohl man ihn offiziell bestimmt bis zu seiner Verhaftung so genannt hat. Man wusste es nicht besser, oder? Doch! Natürlich werden jene, die ihn Flüchtling nannten, nicht über seine Vergangenheit im Bilde gewesen sein. Aber jeder selbstständig denkende Mensch kann wissen, dass es falsch ist, jeden Zuwanderer von vornherein unterschiedslos zum „Flüchtling“ zu verklären, ohne die Frage zu stellen, ob es sich nun um einen Kriegsverbrecher, Mörder, Glücksritter, Einwanderungswilligen oder tatsächlich einen Verfolgten und Notleidenden handelt.

Müsste nicht jedem, der selbst einmal Flüchtling war, derzeit Flüchtling ist oder fürchten muss, Flüchtling zu werden, sowie allen aufrechten Flüchtlingshelfern, daran gelegen sein, das Wort „Flüchtling“ endlich wieder aus dem Würgegriff der Propagandasprache zur Rechtfertigung einer verfehlten Zuwanderungspolitik zu befreien? Kann das Beispiel von Fares nicht wenigstens bewirken, dass wir etwas von der Würde unserer Sprache retten? Ich habe in meinem Umfeld seit langem schon einige Flüchtlinge. Wie soll ich diesen Teil ihrer Identität jetzt und künftig bezeichnen, wenn das Wort für Fares und seine Kampfgefährten verschlissen wurde?

Dieser Beitrag erschien auch auf Peter Grimms Blog sichtplatz

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HaJo Wolf / 11.08.2017

Ein geringer, nein, ein sehr geringer Prozentsatz ist tatsächlich als Flüchtling zu bezeichnen. Menschen zum Beispiel, die aus dem Kriegsgebiet in Syrien fliehen. Christen oder Nicht-Moslems, die vor der Verfolgung aus der Türkei fliehen. Die übergroße Mehrheit derjenigen, die “noch nicht so lange hier leben” und dank Merkels Einladung seit September 2015 unser Land überschwemmen sind schlicht “Eindringlinge”, denn sie sind in unser Land gekommen ohne gültige Papiere oder ohne sich ordnungsgemäß registrieren zu lassen, ohne irgendwo verfolgt zu sein oder vor irgendwem fliehen zu müssen. Sie sind hier eingedrungen, weil es hier für Nichtstun Geld, Unterkunft, Kleidung und beste medizinische Versorgung gibt. Weil sie hier ungestört ihre kriminelle Machenschaften ausüben können. Weil sie sich hier weder um Recht und Gesetz noch um Kultur und Sitten kümmern müssen - sie haben meist Freibrief für Taten, weil das eben nun mal ihre Kultur ist (und wir dumme Einheimische müssen das Zusammenleben ja täglich neu aushandeln). Es sind und bleiben Eindringlinge, die demnächst auch noch ihre in der Regel zahlreichen Familienangehörigen nachholen dürfen (wobei die Prüfung völlig unmöglich ist, ob es tatsächlich Angehörige sind oder nur Leute, die gegen entsprechende Entlohnung als Angehörige ausgegeben werden). Die Milliarden, die diese Eindringe uns kosten, gehen denen verloren, die ihr Leben lang hart gearbeitet haben, nicht denen, die in Berlin, Düsseldorf, Stuttgart, Hannover oder Brüssel, Straßburg usw auf bestens besoldeten Pöstchen und Posten hocken. Merkel hat eigenmächtig und gegen den Willen des Volkes die Büchse der Pandora geöffnet. Das hervorgequollene und noch weiter hervorquellende Ungemach wird noch Generationen beschäftigen und, wenn nicht eine 180°-Wende in der Zuwanderungspolitik erfolgt, Deutschland zu einem muslimisch beherrschten Land machen. Ich bin dankbar, dass ich das nicht mehr erleben muss, habe aber Angst um die Zukunft der kommenden Generationen.

Gisela Tiedt / 11.08.2017

Was ein Asyl"bewerber” sein soll, erschließt sich mir ebenfalls nicht, ich finde den Begriff entlarvend. Er klingt, als gäbe es hier im Lande einen großen Topf mit viel Asyl drin und man könnte sich drum bewerben, daraus gefüttert zu werden. Ein politisch oder religiös Verfolgter sucht doch wohl in seiner Not Asyl und bewirbt sich nicht hier und dort.

Michael Hamann / 11.08.2017

“Die Würde unserer Sprache” ist nicht mehr zu retten, seit statt “Flüchtling” der unsägliche Begriff “Geflüchtete” verwendet wird (bzw. der bereits genannte “Schutzsuchende” - ein Euphemismus sondergleichen).

Dirk Jäckel / 11.08.2017

Eine besonders dreiste Form des Agitprop ist es, wenn etwa im ÖR das Wort “immigranti”, “immigrants” odes “inmigrantes” aus dem Mund eines italienischen, französischen oder spanischen Inerviewpartners bewusst falsch mit “Flüchtlinge” übersetzt wird. Ja, wir brauchen schon längst ein neues Wort, das die Definition dessen, was humanitäres Völkerreicht (z.B. Genfer Flüchtlingskonvention) meint, zu beschreiben, da das alte von Verantwortungslosen bis ins Absurde hinein entwertet wurde.

Fanny Brömmer / 11.08.2017

Nun, JETZT ist dieser Schwerstkriminelle jedenfalls ein “Schutzsuchender”. Denn da ihm in seiner muselmanischen Heimat für seine Kriegsverbrechen die Todesstrafe droht, hat der deutsche failing state ja beschlossen, dass dann nicht abgeschoben werden darf.  Der “Schutzsuchende” sucht Schutz vor seiner gerechten Strafe. Je krimineller und brutaler also ein Moslem ist, je sicherer ihm dafür die Todesstrafe droht, desto sicherer wird er im deutschen Sozialsystem lebenslang vollversorgt -  so lange, bis es mit dem Rest unseres Staates kollabiert,

Jochen Brühl / 11.08.2017

Ich spreche daher immer von “sogenannten Flüchtlingen” - solange, bis sie als solche anerkannt wurden. Nach dem heutigen Sprachgebrauch der Leitmedien und der etablierten Politik waren alle Mitglieder arabischer krimineller Clans in Deutschland entweder Flüchtlinge oder deren Nachkommen.

Rudi Knoth / 11.08.2017

Guter Kommentar. Allerdings sind nach den neuen Sprachregelungen diese Leute als “Geflüchtete” zu bezeichnen. Und der von Ihnen genannte Mann ist vielleicht doch vor der Verfolgung durch den syrischen Staat “geflüchtet”. Denn wenn die syrischen Behörden ihn erwischt hätten, hätte er wohl dort einigen Ärger gekriegt.

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