Als Martin Walser 1998 von der „Moralkeule Auschwitz“ sprach, habe er nur „öffentlich gemacht, was viele empfinden“, glaubt Benz. „Das Plädoyer des Literaten Walser im Herbst 1998 für die Privatisierung der Erinnerung an den Holocaust“, so trivialisiert er dessen Paulskirchenrede, habe „keineswegs zur Leugnung des Geschehens oder zur Abwertung von Schuld“ gedient. Benz sieht allenfalls „missverständliche Zungenschläge“ (WiA, S. 20f.). Auf diese Weise entmündigt der Berliner Professor den Dichter vom Bodensee: Der „Literat“ – mithin also ein Meister des Wortes – soll nicht gewusst haben, welche Worte er wählte und was diese zu bewirken vermochten? Statt hier bei Walser einen Schuldabwehrantisemitismus zu konstatieren, kritisiert Benz bei den Kritikern des Schriftstellers „das Ungefähre und Assoziative, das Gerüchteweise und den auf nicht beweisbare Vermutung gegründeten Umgang mit dem Thema Judenfeindschaft. Dazu gehört auch die Technik der Stigmatisierung, die ebenfalls in allen derartigen Debatten zu beobachten ist und sie rasch auf die Frage verengt, ob der Disput Auslösende ein Antisemit sei, was ebenso rasch Hilfstruppen auf den Plan ruft. Im Falle Walser wurde 2002 eine zweite Debatte um seinen Roman ‚Tod eines Kritikers’ inszeniert.“ (WiA, S. 22) http://www.lizaswelt.net/2009/09/eyes-wide-shut-ii.html