Christian Demant, Gastautor / 15.02.2024 / 12:00 / Foto: Pixabay / 21 / Seite ausdrucken

Der Mittelstand im Tunnel – am Ende leider kein Licht (2)

Wenn die Baby-Boomer in Rente gehen, haben mittelständische Unternehmen ein Problem: den fehlenden Nachwuchs. Und die Gründungsaktivität in Deutschland ist seit Jahren ein einziges Trauerspiel.

Eine Zäsur im bereits schwierigen Verhältnis zwischen Politik und mittelständischer Wirtschaft stellte die Corona-Politik Anfang des Jahres 2020 dar. Hunderttausende Betriebe mussten über Nacht dichtmachen, Millionen Unternehmern, Freiberuflern und Solo-Selbstständigen wurde die Ausübung ihres Berufes verboten oder sie wurden durch das Abschalten großer Teile der öffentlichen Infrastruktur de-facto an ihrer Berufsausübung gehindert. Bei den überregional bekannt gewordenen „Demonstrationen für Grundrechte“ im April und Mai 2020 auf dem Cannstatter Wasen bei Stuttgart waren anfangs überdurchschnittlich viele Selbstständige und Gewerbetreibende unter den Teilnehmern, die quer über alle Partei- und Weltanschauungsgrenzen hinweg das Entsetzen einte, wie der Staat im Gange war, ihnen ihr Business innerhalb kurzer Zeit zu zerstören.

Bis heute haben sich viele Unternehmen nicht von den durch die Corona-Maßnahmen bedingten Umsatzausfällen erholt, nicht wenige mussten aufgeben und ihr Unternehmen schließen. Die menschlichen Tragödien, die sich hinter manchen dieser Unternehmensinsolvenzen verbergen, sind unermesslich. Ich erinnere mich heute noch an ein Telefonat mit einem Kunden, der die besorgniserregende wirtschaftliche Lage seines Unternehmens im Frühjahr 2020 mit den Worten kommentierte: „30 Jahre nichts falsch gemacht – und jetzt das!“

Viele Unternehmer sind in rechtlichen Fragestellungen versiert, schließlich erhebt die Gesellschaft gegenüber der Unternehmerschaft allerhöchste Ansprüche an ein allzeit rechtskonformes Verhalten und die Finanzverwaltung z. B. verzeiht den Geschäftsführern, trotz der Komplexität der Materie, noch nicht einmal kleinste Verfehlungen. Ob die Corona-Maßnahmen in allen Aspekten rechtsstaatliche Prinzipien angemessen berücksichtigt haben, ist bis heute zu Recht umstritten, ganz besonders auch unter den davon betroffenen Unternehmern. Feedbackschleifen gehören zu den Standardwerkzeugen in der Unternehmensführung, daher ist das Unverständnis groß, warum keine offizielle politische Aufarbeitung der Grundrechtseinschränkungen in der Corona-Zeit erfolgt.

Unverständlich auch vor dem Hintergrund, dass doch eigentlich ein Konsens darüber besteht, dass die Schäden auch für die Volkswirtschaft beträchtlich waren. Ohne eine transparente Analyse und Aufarbeitung der Ereignisse muss letztlich damit gerechnet werden, dass sich derlei Maßnahmen wiederholen könnten. Wer damit rechnen muss, dass sein Betrieb bei der nächsten Grippewelle erneut für Monate geschlossen werden könnte, wird nicht oder bestenfalls nur sehr zurückhaltend investieren. Oder er investiert im Ausland. Jede dritte Firma plant oder erwägt, Teile der Wertschöpfung zu verlagern.

Der Mittelstand in der Demografie-Falle

„Noch nie haben so viele Menschen in Deutschland gearbeitet“, meldete die WirtschaftsWoche zum Jahresbeginn. Allerdings geht „die Zahl der Selbstständigen [...] stetig zurück.“ Für den Rückgang gibt es Gründe, die ich nachfolgend besprechen möchte.

Seit einigen Jahren steckt eine stetig wachsende Anzahl mittelständischer Betriebe in einer durch die Demografie bedingten Falle: Immer mehr Inhaber steuern auf das Rentenalter zu. Dazu muss in Erinnerung gerufen werden, dass die „Babyboomer“ des Geburtsjahrganges 1964, mit 1,35 Millionen Personen der geburtenstärkste Jahrgang der Bundesrepublik, in diesem Jahr 60 Jahre alt werden. Da die Babyboomer vor Jahrzehnten fleißig Unternehmen gegründet haben, finden sich in der Altersgruppe Ü60 auch überproportional viele Unternehmer. Es lassen sich valide Daten finden, die in einzelnen Branchen aktuell bereits ein Drittel aller Betriebsinhaber in der Ü60-Gruppe verorten. Auch wenn das für manche ohne Zugang zum Thema Wirtschaft wahrscheinlich schwierig zu verstehen sein wird: Ein Unternehmer kann nicht zur Arbeit und zur unbegrenzten Fortführung seines Betriebes gezwungen werden. Irgendwann ist Schluss.

Um als Unternehmer aus dem aktiven Arbeitsleben auszuscheiden, gibt es vier mögliche Handlungsoptionen: (a) durch Insolvenz des Unternehmens, (b) durch freiwillige Liquidation (auch Zerschlagung genannt), (c) durch Fortführung des Betriebes durch eine andere Person („Nachfolger“) oder (d) durch einen Verkauf des Unternehmens, was ebenfalls darauf hinausläuft, dass irgendein anderer zukünftig die Geschäftsführung übernimmt.

Um den wohlverdienten und oftmals über Jahrzehnte hart erarbeiteten Ruhestand genießen zu können, bemühen sich eigentlich fast alle Betriebsinhaber um einen Nachfolger, der das Unternehmen sukzessive übernimmt und fortführt oder sie versuchen alternativ, den Betrieb als Ganzes z. B. an einen Großen der Branche, an einen Wettbewerber oder einen Investor zu veräußern. Der Fall (a), falls absichtlich herbeigeführt, endet üblicherweise mit einer Gefängnisstrafe und ist daher keine ernstzunehmende Handlungsoption, der Fall (b) wiederum ist komplex, wenn Angestellte mit im Spiel sind, da diese für den Verlust ihres Arbeitsplatzes angemessen abgefunden werden müssen. Zudem wäre es für alle mir bekannten Unternehmertypen eine einzige Horrorvorstellung, wenn sie ihre langjährig loyalen Mitarbeiter im Zuge einer Geschäftsaufgabe in die Arbeitslosigkeit entlassen müssten.

Die Betriebswirte diskutieren derlei Szenarien übrigens immer gerne unter dem Begriff „Exit“. 

Exit-Planungen unter Realisierungsvorbehalt

Leider gestalten sich die beiden erstrebenswerten Exit-Strategien (Nachfolger oder Verkauf) in Deutschland äußerst schwierig. Da auf die geburtenstarken eher geburtenschwache Jahrgänge folgten, stehen zum einen schlicht und einfach viel zu wenige Kandidaten zur Verfügung. Zum anderen haben die Mitglieder der Generationen Y und Z kaum Interesse an einem Aufstieg in Führungspositionen und die Übernahme von (unternehmerischer) Verantwortung. Auch lassen sich die hier in Deutschland von der jungen Generation vorgetragenen Wünsche an eine Work-Life-Balance bei der Führung eines Betriebes nur selten umsetzen. Während in den 80er und 90er Jahren Zehntausende exzellent ausgebildeter Ingenieure, Techniker und Naturwissenschaftler erfolgreich den Grundstein für international wettbewerbsfähige Unternehmen gelegt haben, fehlt heute dafür der Nachwuchs. Zudem wurde viele Jahre am Bedarf einer modernen Volkswirtschaft vorbei ausgebildet und den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) gesellschaftlich viel zu geringe Wertschätzung entgegengebracht. Nur am Rande möchte ich hier erwähnen, dass auch die in Deutschland betriebene, weltweit einzigartige Migrationspolitik zur Bewältigung dieses – volkswirtschaftlich betrachtet elementaren – Arbeitsmarktproblems leider kaum einen Beitrag liefert.

Wenn sich kein Nachfolger für die Führung des Betriebes finden lässt, bleibt noch der Verkauf des Unternehmens. Insbesondere auch in den mir vertrauten Branchen Automatisierung und IT hoffen viele Unternehmer darauf, ihren Betrieb eines Tages lukrativ veräußern zu können. Doch selbst in diesen vermeintlich attraktiven und zukunftsorientierten Branchen gibt es seit einigen Jahren deutlich mehr Verkäufer als Kaufinteressenten. Es ist vollkommen logisch, dass ein erheblicher Rückgang der allgemeinen Investitionsbereitschaft auch zu einem Einbruch bei den Unternehmensakquisitionen führt, schließlich ist der Erwerb von Geschäftsanteilen auch nur eine mögliche Investition unter vielen. Die wenigen Kaufinteressenten, die trotz der schwierigen Randbedingungen in Deutschland weiterhin zu kaufen bereit sind, kommen mit sehr hohen (Rendite-)Ansprüchen und umfangreichen Anforderungslisten. Unzureichende Ertragslage, fehlende zweite Führungsebene, mangelnde Prozessorientierung und lückenhafte Dokumentation gehören zu den üblichen „Deal Breakers“, die Investoren bereits nach kurzer Verhandlungszeit den Weg zum Ausgang suchen lassen.

Verschärft wird die Lage zusätzlich durch das Fehlen von Nachwuchs auch auf Seiten potenzieller Käufer: Selbst finanzstarke institutionelle Investoren müssen sich zeitweise mit Akquisitionen zurückhalten, weil sie zunehmend Schwierigkeiten haben, die Geschäftsführungen der Betriebe nach der Übernahme mit geeignetem eigenem Personal zu besetzen.

Hunderttausende Leistungsträger vor ungewisser Zukunft

Wenn kein Käufer gefunden wird, ist der Wert eines Unternehmens nahe null, denn es bleibt nur ein sogenannter Substanzwert für das veräußerbare Betriebsvermögen, mehr nicht. Für viele Selbstständige ist der Verkaufserlös integraler Bestandteil ihrer Ruhestandsplanung. Lässt sich weder ein Nachfolger noch ein Käufer finden, bleibt als Notlösung nur das in jeder Hinsicht unpopuläre Szenario (b), die Liquidation. Laut einer Umfrage der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) „suchen bis zum Ende des Jahres 2026 rund 560.000 der insgesamt etwa 3,8 Millionen mittelständischen Unternehmen eine Nachfolge. Etwa 190.000 [...] planen, ohne eine Nachfolgeregelung aus dem Markt auszuscheiden.“ Ob das tatsächlich so „geplant“ ist, halte ich für fraglich. Es muss vielmehr befürchtet werden, dass die meisten dieser Unternehmen mangels Handlungsalternativen aus dem Markt ausscheiden müssen. Für so manchen Unternehmer bedeutet das Szenario (b), das Einstellen des Geschäftsbetriebes, zugleich den wirtschaftlichen Totalschaden, denn nicht jeder hat während seines Erwerbslebens das Glück, ausreichend Einkünfte zu erzielen, um für den Ruhestand angemessen vorsorgen zu können.

Es sind sogar Schätzungen im Umlauf, die davon ausgehen, dass in den nächsten drei Jahren mehr als eine Million Unternehmen aufgeben werden. Bei durchschnittlich vier Arbeitsplätzen pro Betrieb könnte dies zum Verlust von vier Millionen Arbeitsplätzen führen. Selbstverständlich werden nicht alle davon Betroffenen in der Arbeitslosenstatistik landen, denn vielen Arbeitern und Angestellten wird ein Wechsel zu einem anderen Arbeitgeber gelingen. Dennoch wird dieser große Umbruch im Arbeitsmarkt in den kommenden Jahren nicht ohne zahlreiche Verlierer über die Bühne gehen können. Zusätzlich wird das Ausscheiden vieler erfahrener Unternehmer, in der Regel Leistungsträger mit reichlich Praxis-Erfahrung und umfangreichem Know-how in den Köpfen, u. a. auch die Inflation weiter anheizen, weil bei wichtigen Dienstleistungen z. B. im Handwerk oder IT-Bereich zukünftig immer weniger Anbieter zu Verfügung stehen. Zahlreiche Marktteilnehmer werden sich diese Dienstleistungen in nicht allzu ferner Zukunft dann nicht mehr leisten können.

Wenn bereits öffentlich diskutiert wird, dass Tausende mittelständische Unternehmen in der nahen Zukunft vor dem Aus stehen, ist es nur allzu verständlich, dass zahlreiche ältere Unternehmensinhaber langsam nervös und zugleich risikoavers werden. Die unklare Exit-Lage schwächt die Unternehmen und führt ganz automatisch zu einer Investitionszurückhaltung, schließlich gilt es aus Sicht der Inhaber im Zweifelsfall den privaten Bereich, d. h. das finanzielle Ruhestandspolster zu schützen. Diese Zurückhaltung verstärkt noch den weltweit und quer durch alle Branchen bekannten Effekt, dass ältere Firmenchefs grundsätzlich weniger investieren. Wenn nichts bzw. zu wenig investiert wird, verrotten die Betriebe allmählich. Derlei Auswirkungen sind sogar im Bereich der Softwareentwicklung zu erkennen: Dringend notwendige Konsolidierungsphasen unterbleiben, wichtige Umbauten an der grundlegenden Architektur werden immer wieder vertagt. Am Schluss bleibt ein morsches Gebilde, in dem kaum noch einer im Team durchblickt, und die dafür verantwortlichen Entwickler brechen irgendwann unter der Last der Komplexität zusammen. Nicht nur unsere Innenstädte ändern ihr Aussehen, auch manche Gewerbegebiete an den Rändern der Ballungszentren könnten in fünf bis zehn Jahren kaum wiederzuerkennen sein.

Deutschland einig Gründerland

Junge Gründer, die bei ihrem Vorhaben Beratung benötigen, sind regelmäßig überrascht, wie viele Institutionen, Organisationen und Vereine in der Gründerberatung mitmischen und wie zahlreich es Anlaufstellen in einem 15-km-Radius um die meisten deutschen Ballungszentren gibt. Neben den Banken, der Bundesagentur für Arbeit, den IHKs, den Kammern, den diversen Technologienetzwerken, -zentren und -parks, den Branchen- und Berufsverbänden stehen u. a. auch die regionalen und städtischen Wirtschaftsförderungen mit Rat zur Seite. Zusätzlich bieten einzelne Wirtschaftsprüfer, Steuerberater und Rechtsanwälte auf Gründer spezialisierte Beratung an. Auch bei diesen professionellen Anbietern bekommen Gründer, wenn sie freundlich anfragen, in der Regel eine kostenlose einstündige Erstberatung, schließlich sieht der Dienstleister die Chance, das noch zu gründende Unternehmen als zukünftigen Mandanten zu gewinnen.

Die große Anzahl der einschlägigen Anlaufstellen für Gründer ist beachtlich. Die im internationalen Vergleich geringe Gründungsaktivität in Deutschland kann also kaum durch einen Mangel an Beratungsstellen begründet sein. Es ist tatsächlich zu befürchten, dass in manchen Regionen sogar mehr Gründerberater im staatlichen und halbstaatlichen Sektor bereitgehalten werden, als es insgesamt Gründer, über einen Zeitraum von fünf Jahren gerechnet, dort überhaupt gibt. Wenn nur zehn Prozent aus dieser Personengruppe, die in all diesen Institutionen vorgeben, bei einer Gründung qualifiziert helfen zu können, ihr angeblich vorhandenes Fachwissen nutzen würden, um selbst ein Unternehmen zu gründen, wären wir eine einzige Gründer-Nation und hätten im internationalen Vergleich eine ganz andere wirtschaftliche Dynamik. Anstelle in Boca Chica am südlichen Zipfel von Texas würde Elon Musks SpaceX seine Raketen dann wahrscheinlich von Oggelshausen in Oberschwaben oder von Butzbach im Taunus aus ins Weltall schießen.

Kaum Impulse durch Neugründungen

Leider ist die Gründungsaktivität in Deutschland seit Jahren ein einziges Trauerspiel, denn es gibt nach wie vor fast keine Neugründungen. „Ein Land ohne Gründer“ lautete eine Schlagzeile in der FAZ bereits im August 2019 und auch fünf Jahre danach herrscht weiter Ernüchterung, denn der „Gründungsmotor stottert“ laut WirtschaftsWoche weiterhin. Die desaströse Lage bei den Startups gibt es offensichtlich schon länger, sie lässt sich weder der Ampel-Regierung noch Wladimir Putin in die Schuhe schieben. Es muss andere Gründe geben, warum in Deutschland seit Jahren nur sehr wenige Leute den Sprung in die Selbstständigkeit wagen. Es könnte damit zusammenhängen, dass in Deutschland viele junge Leute für solch ein Vorhaben mangelhaft oder falsch qualifiziert sind (s. o., Thema MINT). Eine weitere Erörterung der Ursachen wäre Stoff für einen separaten Artikel.

Deutschlandweit wurden laut einer aktuellen Pressemitteilung des Startup-Verbandes im Jahr 2023 2.500 neue Startups (gegründet, ein Rückgang von fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr. Diese Zahl ist unter Experten durchaus umstritten, da die Definition des Begriffes Startup schwammig ist. Zudem werden in Deutschland auch Neugründungen mitgezählt, die sich auf reichlich subventionierte grüne Zeitgeistthemen stürzen und damit mehr auf nationale Gründer-Awards als auf internationale Wachstumsmärkte zielen. Da die Verbandsvertreter darüber hinaus häufig eine leicht überoptimistische Sichtweise pflegen, dürfte es realistischer sein, von ca. 1.000 bis 1.500 technologieorientierten Neugründungen auszugehen, die mit einem innovativen Produkt oder einer innovativen Dienstleistung jährlich neu an den Start gehen. In China soll es über 25.000 Startup-Gründungen jährlich geben, dies sei hier zur Verdeutlichung der Problematik nur kurz erwähnt.

Ein Startup längerfristig erfolgreich am Markt zu etablieren, ist eine der größten Herausforderungen, denen man sich beruflich stellen kann. Nur ganz wenige haben in Deutschland den Mut ein Unternehmen zu gründen. Noch viel weniger schaffen es, damit erfolgreich zu sein, die Quote des Scheiterns liegt je nach Betrachtungsweise zwischen 75 und 90 Prozent.

Dieser kurze Ausflug in die Welt der Startups erfolgte, um zu zeigen, dass wir uns aus diesem Bereich keine Entlastung in Bezug auf die nachlassende Investitionstätigkeit im Mittelstand erwarten dürfen. Wenn hunderttausende Unternehmen altersbedingt aus dem Markt gehen, dann kann noch nicht einmal ein Bruchteil dieser „Verluste“ durch die 1.000 neu hinzukommenden Startup-Unternehmen kompensiert werden. Dazu ist die Gründungsdynamik in Deutschland leider viel zu klein. Von den wenigen Startups können wir uns keine allzu großen Impulse erwarten, denn insbesondere im Tech-Bereich ist der internationale Wettbewerb knallhart. Es gilt hierbei zur Kenntnis zu nehmen, dass keine einzige der Basistechnologien der Digitalisierung aus Deutschland kommt. Ob es einer signifikanten Anzahl von Neugründungen in den nächsten Jahren gelingt, mit der Anwendung dieser Technologien neue und lukrative Märkte in einem volkswirtschaftlich relevanten Umfang zu etablieren, bleibt abzuwarten. Dennoch sollten wir den wenigen, die den Schritt in die Selbstständigkeit wagen, großen Respekt zollen und viel Erfolg wünschen.

Auch die Startups werden keine Trendwende einleiten können, in den kommenden Jahren muss mit einem weiteren Rückgang der Investitionen im Inland gerechnet werden. Die Auswirkungen davon auf die wirtschaftliche Entwicklung des Landes werden für alle Bürger spürbar sein.

Teil 1 finden Sie hier.

Christian Demant ist Dipl.-Ing. Technische Kybernetik, arbeitet als selbstständiger Unternehmensberater und unterstützt mittelständische Unternehmer u. a. in M&A-Prozessen. Nebenbei schreibt er Fachbücher im Bereich der Softwareentwicklung.

Foto: Pixabay

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Leserpost

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sybille eden / 15.02.2024

Da werden die Linken wohl recht behalten : der Kapitalismus schafft sich selbst ab - mangels Kapitalisten. Als Ersatz kommt ein staatsmonopolistischer Sozialismus aka Faschismus. Das ist die Zukunft.

W. Renner / 15.02.2024

Die mittelständischen Unternehmen stehen nicht wegen der Demografie in der Klemme, sondern wegen einer durch und durch unfähigen Politik, welche sie aussaugt und einer nachfolgenden Generation Z, welche glaubt, mit einer 4-Tage/30 Stunden Woche als Influencer im Home Office zu Millionären zu werden.

rolf schwarz / 15.02.2024

Danke an den Autor für die umfassende Betrachtung. Die Zukunft sieht wirklich nicht rosig aus. Begonnen hat das Drama mit der Abrissbirne aus der Uckermark.  Corona kam für sie dann noch wie bestellt. Und die Hampler setzen jetzt alles daran, das Land endgültig zu ruinieren. Von innen heraus ist da keine Rettung zu erwarten.

Günter H. Probst / 15.02.2024

Das ist der ganz normale Wandel von Gesellschaften. In den amerikanischen Familiengeschichten des 20. Jahrhunderts gibt es die Folge von Gründung des Unternehmens und dessen Aufstieg, Bewahrung in der 2 .Generation und Verschleuderung oder Verkauf in der 3.Generation. D hatte seine Aufstiegsphase zwischen 1960 und 1990. Die Produktion stieg, die Löhne stiegen und die Arbeitsbedingungen wurden besser. Zwischen 1990 und 2020 stagnierte der Laden. Die Löhne stiegen zwar nicht mehr, aber die Arbeitsbedingungen und die sozialen Leistungen wurden weiter verbessert. Seit 2020 befindet D sich in der Abstiegsphase, die idealtypisch bis 2050 andauern wird. Obwohl die Geburtenrate weiter sinkt, wächst die Gesamtbevölkerung durch Einwanderung. Trotz höherer Aufwendungen sinkt das Bildungs- und Ausbildungsniveau. Produktion und Löhne sinken, Sozialleistungen stagnieren, Facharbeiter wandern ab, Ungebildete und Ungelernte wandern zu, Arbeitsmotivation und Arbeitmoral sinkt. Um Selbständiger zu werden , muß man masochistisch veranlagt sein. Ich kenne eine Sebständige mit 6-Tagewoche, 2-Wochen Urlaub und 3 Krankentage pro Jahr. Sie beschäftigt20 Angestellte, die sich der 4-Tage-Woche nähern, 6-Wochen Urlaub und mindestens 14 Krankentage pro Jahr haben und mit minderer Arbeitsleistung den Betrieb ins betriebswirtschaftliche Minus treiben. Eine Nachfolgerin wird es nicht geben. Und D kauft keiner.

Jörg Themlitz / 15.02.2024

@Steffen Huebner: Leider hängen die IRGENDWAS Studierer nicht nur beim Staat ab. Eine Freundin, Diplomingenieurin, im Rohbau (da ist es laut und schmutzig, da werden die Karossen zusammen genagelt) bei einem der größten Automobilhersteller in DE tätig: Die Weiber sollen uns mit diesem Sche… in Ruhe lassen. Wir müssen hier arbeiten. Reicht doch, dass wir die mit durchfüttern. Unter Weiber subsumierte sie auch die mit dem biologischem Geschlecht männlich, die IRGENDWAS studiert hatten und sich berufen fühlten, den Leuten auf den Senkel zu gehen.

Rudolf Dietze / 15.02.2024

Da wurstelt man weiter so hin. Noch 7 Jahre bis 31 und fertig. Der Mitarbeiter kann dann in Arbeitslosigkeit und anschließend in den Vorruhestand. Nach mir die Sintflut. Wer will sich die Rute aufbinden. Jährliche Lohnerhöhungen von 5%  werden von staatlichen Maßnahmen konterkariert, man bleibt der Krauter. Die Chance mal nicht so viel Stundenlohn zu erhöhen, dafür einen Leistungsanreiz einzuführen, gelingt gar nicht. Man rennt vor dem Mindestlohn her, und zahlt Anwesenheit. Bei den Kunden ist es nicht anders, keine Nachfolge weit und breit. Mittlerweile scheiden sehr gut gehende Geschäfte aus Altersgründen aus. Zwölf Stunden Arbeitstag Danke. Das wars, der Biss ist weg.

Gus Schiller / 15.02.2024

Licht am Ende des Tunnels kann gefährlich sein. Manchmal handelt es sich um das Licht des entgegen kommenden Zugs.

Roland Magiera / 15.02.2024

Dazu gesellt sich noch das Problem des Arbeitskräftemangels. Trotz bester Absichten können viele Arbeitgeber, speziell im Bereich der niedrigqualifizierten Arbeitsstellen, wie etwa in der Gastronomie, nicht mit dem Sozialstaat konkurrieren. Dies ist eines der wenigen Projekte, die der Politik in den vergangenen beiden Jahrzehnten geglückt sind, den Sozialstaat so attraktiv zu machen, dass er die Massen anzieht wie der Speck die Mäuse. In Dortmund gibt es ein gut gehendes Meeresspezialitätenrestaurant, der Inhaber zahlt Tellerwäschern 20€ die Stunde, sonst findet er niemanden und selbst die kündigen nach einigen Monden, sobald sie den Anspruch auf Arbeitslosengeld erneuert haben. Ein guter Grund sich verneigen und der Politik zu gratulieren, das haben Merkel, Scholz, Heil und sonstige Genossen absolut großartig hinbekommen, echte Genies sind da am Werke!

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