Ob nun Kommunismus oder Ökologismus - Ersatzreligionen sind beide. So gesehen ist Trittin selbst ein echter Prediger, wieso sollte er sich dann noch mit Allgemeinbildung belasten und das Wahlprogramm der Konkurrenz kennen? Dass ein Grüner zum Patrioten wird, wenn es darum geht, dem Antiamerikanismus zu frönen, verwundert auch kaum. Erstens wäre es nicht auszudenken für Trittin und Co., die deutsche Wirtschaft könnte Schaden nehmen, am Ende könnte für die Grünen nicht mehr genug übrig bleiben, was mit deren Steuerplänen zu zertrümmern wäre. Zweitens gehört der Antiamerikanismus neben dem Sozialismus, der Gentechnikverachtung, der Verbundenheit zum heimischen Boden und dem allgemeinen Hang zum autoritär Bevormundenden ohnehin zu den Gemeinsamkeiten der Grünen mit der NPD. Da der Antiamerikanismus in Deutschland auch generell zum guten Ton gehört, in manchen akademischen Kreisen könnte man diesbezüglich meinen, dass die Idiotie proportional zum akademischen Grad steigt, an der Uni Trier findet man „Snowdon Asyl“ und „Stopp NSA“ Aufschriften, kann sich das Thema des Daten – „Skandals“ eigentlich keine Partei entgehen lassen. Damit kann die Regierung Autorität und die Opposition Moral heucheln, SOKOs und Ausschüsse werden gefordert, ohne am Ende ein Ergebnis vorzuweisen zu müssen, der Gegner ist im Zweifel gar so mächtig. So kommt man bequem durch den Wahlkampf 2013, ohne sich die Frage gefallen lassen zu müssen, ob die bundestagsweite Harmonie in Sachen Euro-Rettung angebracht ist, angesichts von Meldungen, dass Zypern das Sparprogramm nicht erfüllen kann und Griechenland auch nur 60% der Vorgaben erfüllt, dort nach dem 22.09. ein weiterer Schuldenschnitt droht, für den auch Deutschland bezahlen müsste. Da hört Trittins Patriotismus dann vermutlich auf.
Herr Trittin hat ja nun erreicht was er im kommunistischen Bund nicht geschafft hat: eine Diktatur. Eine Diktatur der angeblichen Ökologie. Wenn ich durch Sachsen-Anhalt fahre, weiß ich was auf uns zukommt (Windräder ohne Ende und Solarparks mit über 50 Hektar auf dem besten Boden für Grundnahrungsmittel, die es gibt). Früher dachte ich, dass zu den Organismen der Ökologie auch Menschen gehören. Das habe ich mir inzwischen abgeschminkt.
Interessant, dass Trittin jetzt den Wahrer deutscher Interessen mimt, während er bei der jahrelangen Industriespionage durch China, die u. a. auch für den kompletten Zusammenbruch der von den Grünen so geliebten (und subventionierten) Solarindustrie mitverantwortlich ist, auffällig geschwiegen hat. Ein Heuchler reinsten Wassers, der ein bisschen Wahlkampf spielt, weil er ein Aufreger-Thema wittert. Das ist so durchschaubar, dass es langweilig ist. Und im Polit-Theater Deutschlands ist nichts übler als Langeweile. Setzen, Herr Trittin, 5-, Thema verfehlt. Das sage ich in alttestamentarischer Strenge.
Unser Jürgen weiß ja auch, wie viele Gigabytes man braucht, um die “Energiewende” erfolgreich zu gestalten. Wissen ist Macht, wenn man nichts weiß, macht’s auch nicht; jedenfalls nicht, wenn man als Altsektierer Liebling der Qualitätsmedien ist.
Mich ärgert an den Aussagen Trittins besonders die Unverschämtheit, mit der er von der völligen Verblödung der Wähler ausgeht. Aber leider hat er damit ja großenteils recht: unsere Politiker können unaufhörlich den größten Mist von sich geben, lügen, daß sich die Balken biegen, der Wähler - vor allem der rot-grüne Wähler - geht trotzdem schön brav zur Urne und gibt ihnen seine Stimme. Trittin, der selbst Mitglied einer deutschen Regierung war, ist mit Sicherheit über die Praxis der US-Überwachung genauso informiert wie alle übrigen Politiker, die uns heute die Überraschten vorspielen (und meiner Meinung nach kann man sich auch ohne entsprechende Information, nur mit dem gesunden Menschenverstand, diese Überwachungspraxis vorstellen. Die natürliche Aufgabe aller Geheimdienste ist nun mal Spionage!). Dieses Schauspiel ist erbärmlich, wie es aber genauso erbärmlich ist, dass der deutsche Michel es wohl genau so hören möchte.
Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.