Viele halten die Drei für eine Glückszahl, wollen dieses Glück auch anderen zuteil werden lassen und lassen sie regelmäßig zu ihrem Geburtstag dreimal hochleben.
Für die Griechen war es die Vier, die ihr Weltbild prägte. Deshalb fanden alle vier Jahre Olympische Spiele statt. Sie kannten vier Temperamente, vier Himmelrichtungen, vier Elemente und vier Jahreszeiten, die ihren Siegeszug bis in die Gegenwart fortsetzten von Vivaldi bis zur Pizza gleichen Namens.
Die Vier hat sich am besten bewährt. Was auf vier Beinen steht, wirkt solide. Wenn man alle Vier beisammenhat, halten wir das für vollständig, dann können wir ablegen, egal ob es sich um Quartettkarten handelt oder um die Grundformen der Angst. Vier ist Trumpf und erklärt (unter anderem) den Erfolg der Beatles: die waren halt zu viert. Sie waren die wirklichen Fab Four, die fantastischen Vier (und nicht etwa diese Band aus Stuttgart, die sich nur so nennt).
Drei und Vier zusammen ist ideal
Die Vier war schon seit alten Tagen die angemessene Zahl für alles Irdische, die Drei dagegen stand für die Trinität. So galt in der Musiktheorie lange Zeit der Dreivierteltakt als vollkommen, weil er die göttliche Drei mit der weltlichen Vier vereinte, der Viervierteltakt dagegen galt als menschengemacht und unvollkommen. Es kommt eben auf die richtige Menge an – und auf die Kombination. So erklärt sich auch die Durchschlagskraft von Erfolgs-Filmen wie Vier Fäuste für ein Halleluja: vier starke, irdische Kräfte wirken im Sinne von etwas Höherem.
Musiker wie Johann Sebastian Bach haben die Bedeutung der Zahlen sehr ernst genommen. Er war heilfroh, dass sein Nachname nur aus vier Buchstaben bestand – aus B-A-C-H. Aus Buchstaben, die man sogar in Noten schreiben konnte. Wer so ein Glück nicht hat, kann immer noch versuchen, seinen Namen zu tanzen.
Glück und Unglück der Zahlen
John Lennon glaubte ebenfalls an den Zauber der Zahlen – seine magische Zahl war allerdings die Neun – Yoko Ono bestärkte ihn noch in seiner Besessenheit, sie ließ sich ihrerseits von Numerologen beraten, die ihr die Zukunft vorhersagen und ihr Tipps geben sollten, in welche Himmelsrichtung sie sich bewegen sollte. Womöglich hatte sie ein ernsthaftes Problem mit der Vier und wollte deshalb gerne das fünfte Rad am Wagen der Beatles sein.
Denn die Vier ist nicht überall beliebt. In Korea, Japan und China ist sie sogar eine Unglückszahl, klanglich ähnelt sie dem chinesischen Ausdruck für Tod. Manche haben eine regelrechte Phobie.
Wovor hast du Angst?
Phobien sind nicht gleichmäßig verteilt. Bei uns ist viel von Homophobie oder Transphobie die Rede, ich persönlich leide unter Selachophobie (die Angst vor Haifischen), glücklicherweise nicht unter Philematophobie (die Angst vor Küssen – ich bin allerdings gerade erkältet) und auch nicht unter Keraunothnetophobie (die Angst vor herabstürzenden Satelliten, obwohl ich mich schon früh mit Weltraumfahrt befasst habe). So mancher Asiat leidet wiederum an der Tetraphobie.
Die berüchtigte Viererbande, die nach dem Tod Maos die Macht übernahm, stand so gesehen von Anfang an unter keinem guten Stern.
Vier Kerzen, vier volle Becher
Vier Kerzen haben wir auch auf dem Adventskalender. Erst eine, dann zwei, dann drei, dann vier, one, two, three, four – wie es bei Rock’n’Roll-Bands heißt, die sich, eh sie loslegen, erst einmal ihrer Geborgenheit in der Welt der Vier versichern müssen.
Nach vier Bechern Glühwein brennt nicht nur die Kehle, dann beginnen wir auch wieder an das Fabelhafte – vielleicht sogar an Fabelwesen – zu glauben. Es ist eben etwas Fabelhaftes an der Vier.
Den ganzen virtuellen Adventskalender mit den bereits geöffneten Türchen 1-22 finden Sie bei o-gott.com.
Noch ein Tipp: Geschichten und Gedichte zu Weihnachten von den so genannten Dienstagspropheten (das ist eine Gruppe von Literaten und Musikern – Martin Betz, Sebastian Krämer, Bernhard Lassahn und Georg Weisfeld –, die im Zebrano-Theater in Berlin am zweiten Dienstag des Monats auftreten) gibt es hier: Diesmal wird Weihnachten ein Dienstag