Gerd Held / 11.04.2020 / 06:00 / Foto: Jordi Cuber / 77 / Seite ausdrucken

Wir brauchen ein “Wendemoratorium”

Ein Monat im Corona-Notstand (2)

Die Welt steht im Bann der Corona-Pandemie. Das öffentliche Leben ist schwer getroffen, und nicht weniger der private Bereich, über dessen kleine und große Dramen nur wenig berichtet wird. Hinzu kommt, dass die Pandemie auch zu einem weitgehenden Zusammenbruch der Wirtschaftstätigkeit und der Infrastrukturen geführt hat. Die Welt, an die wir gewöhnt sind, ist – wie durch ein plötzliches Erdbeben – zutiefst erschüttert. Diese Erschütterung ist besonders groß, weil sie von einer Seite kommt, die die vorherrschende Katastrophen-Erwartung gar nicht auf dem Schirm hatte. Wenn in den letzten Jahren große Gefahren beschworen wurden, so war von Fehlentwicklungen der modernen Zivilisation, der Industrie, der Wirtschaft die Rede.

Die „vom Menschen verursachte“ Klimakrise oder die gleichfalls vom „System“ verursachten sozialen Ungleichheiten galten als die großen Gefahren der Gegenwart. Doch nun tritt eine tödliche Bedrohung auf, die schwerlich als „menschengemacht“ bezeichnet werden kann. Sie kommt von der Seite der naturgegebenen Realität und dringt – von außen – in unsere zivilisierte Realität ein. Diese Realität erweist sich nun als verwundbar. Sie ist nicht „zu mächtig“ gegenüber der Natur, sondern zu wenig robust und wehrhaft. Gerade dort, wo sie besonders weit gespannt ist, zeigen sich nun gravierende Lücken. Die globalisierte Zivilisation ist eine poröse Zivilisation. Sie ist auf eine solche Bedrohung nicht angelegt – weder materiell noch mental. Der Corona-Angriff erwischt uns auf dem falschen Fuß.

Ein historischer Vergleich, der nicht wirklich trifft

In diesen Tagen wird häufig der Vergleich mit der „spanische Grippe“ von 1918 gezogen. Diese Epidemie führte zu mehr als zwanzig Millionen Todesopfern, aber sie traf auf eine Kriegswelt, die in vieler Hinsicht schon zerrüttet war. Damals gab es kein Grundgefühl der Sicherheit, das plötzlich erschüttert wurde so wie jetzt. Unsere Gegenwart und unsere Zukunftserwartung fußt auf dem festen Glauben, dass die Natur (einschließlich der menschlichen Natur) eine im Grunde „gute Welt“ ist, und dass wir uns nur auf sie zurückbesinnen müssen, damit alles gut wird. Deshalb, so lautet ein zentraler Glaubenssatz unserer Zeit, müsse unsere Zivilisation in der Tendenz „weicher“ werden und sich dem natürlich Gegebenen „öffnen“. Diese über Jahrzehnte gewachsene, unbewusste Tiefenschicht unseres Weltbildes wird nun von der Corona-Pandemie angegriffen. Der sichere Boden, auf dem wir gerade noch zu stehen und fortzuschreiten glaubten, gerät ins Wanken. 

Das Erdbeben von Lissabon (I)

Für diesen Vorgang gibt es ein anderes historisches Vorbild als die spanische Grippe: das Erdbeben von Lissabon am 1. November 1755, das in Verbindung mit einem Großbrand und einem Tsunami die gesamte Stadt zerstörte. Es war eine der verheerendsten Naturkatastrophen der europäischen Geschichte. Und sie hatte nicht nur materielle Auswirkungen, sondern veränderte auch das Weltbild der Epoche. Goethe schreibt in seiner autobiographischen Schrift „Aus meinem Leben“ von dem „ungeheuren Schrecken“, den das Erdbeben von Lissabon über die „in Frieden und Ruhe schon eingewohnte Welt“ verbreitete: „Eine große prächtige Residenz, zugleich Handels- und Hafenstadt, wird ungewarnt von dem furchtbarsten Unglück betroffen. Die Erde bebt und schwankt, das Meer braust auf, die Schiffe schlagen zusammen, die Häuser stürzen ein, Kirchen und Türme darüber her, der königliche Palast zum Teil wird verschlungen, die geborstene Erde scheint Flammen zu speien: denn überall meldet sich Rauch und Brand in den Ruinen. Sechzigtausend Menschen, einen Augenblick zuvor noch ruhig und behaglich, gehen miteinander zugrunde.“ Goethe fügt hinzu „…und so behauptet von allen Seiten die Natur ihre schrankenlose Willkür“.

Das Erdbeben von Lissabon (II)

Goethe erwähnt auch die geistige Schockwelle, die dies Ereignis auslöste: „Vielleicht hat der Dämon des Schreckens zu keiner Zeit so schnell und so mächtig seine Schauer über die Erde verbreitet.“ Diese Schockwelle veränderte auch die bisherige Tonlage des aufklärerischen Denkens. Sie erschütterte den Optimismus der Aufklärung, der in der Grundannahme bestand, dass diese Welt im Grundsatz – als Schöpfung – schon wohlgeordnet sei und in diesem Sinn als „die beste aller Welten“ schon etabliert sei. Das Erdbeben warf die philosophisch-theologische Frage auf, wie ein allmächtiger und gütiger Gott ein so gewaltiges Unglück zulassen konnte – und warum das Erdbeben die Hauptstadt eines streng katholischen Landes getroffen hatte, von dem die Verbreitung des Christentums in alle Welt ausging. Warum geschah das ausgerechnet am Feiertag „Allerheiligen“? Und warum waren zahlreiche Kirchen dem Beben zum Opfer gefallen, aber das Rotlicht-Viertel „Alfama“ verschont geblieben? Insbesondere bei Voltaire wird sichtbar, wie das Unglück von Lissabon zu einem härteren Verständnis von Aufklärung führte. Es inspirierte ihn zu seinem Roman „Candide“, der als bissige Satire auf die Philosophie von Leibniz und Wolff, nach denen die existierende Welt die beste aller möglichen sei, gelesen werden kann.      

Das Erdbeben löste also keineswegs eine kultur- oder zivilisationskritische Wende aus, die sich mit der „Vergänglichkeit“ menschlicher Werke zufriedengab. Eher sollte man von einer „naturkritischen“ Wende sprechen, die den Blick auf die Naturbedingungen, mit denen sich Kultur und Zivilisation auseinandersetzen müssen, schärfte. So gab das Erdbeben von Lissabon einen Anstoß zur wissenschaftlichen Erdbebenforschung. Auch in einem größeren geschichtlichen Rahmen betrachtet, bildete das Erdbeben von 1755 nicht den Auftakt zu einer Epoche fatalistischer Resignation. Denn im folgenden Zeitraum von 1750 bis 1850 gab es einen massiven Zivilisationsschub: Durchbruch der industriellen Revolution, Führungswechsel vom Handelskapital zum Produktionskapital, Entstehung bürgerlich-demokratischer Verfassungsstaaten und ein starkes Großstadt-Wachstum. Natürlich soll das nicht heißen, dass das Erdbeben von Lissabon das alles verursacht hätte. Aber dieses singuläre Ereignis hat, mit seiner Erfahrung des feindlichen Moments der Natur, zu einem neuen „ernsteren“ Zeitgeist beigetragen, der dann eine realistisch-produktive Wendung nahm.      

Wenn die wohlfeilen Lösungsmittel versagen

Kann das Corona-Beben eine solche Wirkung haben? Kann es den naiven Optimismus und die Lücken der heutigen „Globalsteuerung“ sichtbar machen? Kann es den Vertrauensverlust, der bisher schon im Verborgenen wuchs, nun offiziell machen? Und kann es zu einem größeren, realitätsnäheren Ernst führen, der die guten Kräfte, die die moderne Zivilisation über lange Zeit getragen haben und die heute wenig Achtung genießen, rehabilitiert? Man hört ja jetzt vielfach den Satz, dass „nichts mehr so sein wird, wie es vorher war“. Aber Vorsicht, dies ahnungsvolle Raunen kann auch bloße Wichtigtuerei sein. Man muss schon genauer hinschauen, was jetzt hinfällig wird.

Eine erste Beobachtung: Zu einem Zeitpunkt, als „Corona“ noch gar nicht als Pandemie eingestuft war, haben die internationalen Börsen mit Kurseinbrüchen reagiert, die in keinem Verhältnis zur festgestellten Bedrohung stand. Es zeigte sich, auf welch fragilen Fundamenten die Höchstkurse an den Börsen standen. Und nun kam etwas hinzu: Die sofortige Injektion von billigem Geld durch die Zentralbanken, die bisher bei Krisen das Allheilmittel gewesen war, funktionierte diesmal nicht. Es kam zu immer wieder neuen großen Kurseinbrüchen. Dahinter steht die Erkenntnis, dass diesmal die Arbeits- und Markt-Tätigkeiten physisch getroffen waren und kein Geld der Welt Arbeitskräfte und Kunden kaufen kann, wenn sie um Leib und Leben fürchten müssen.

Eine zweite Beobachtung: Auch das zweite wohlfeile Allheilmittel, das insbesondere in der Politik zur Vorherrschaft gekommen ist, erwies sich nun als wirkungslos – die „großen Erzählungen“. Gerade noch hatten führende deutsche und europäische Politiker Reden gehalten, in denen „die Zukunft“ gegen „das Gestrige“ aufgeboten wurde. Oder „die Weltoffenheit“ gegen „die Abschottung“; oder „Europa“ gegen „das Nationale“; oder „die Jugend“ und „die Frauen“ gegen „die alten weißen Männer“. Angesichts des Corona-Bebens wirken solche Erzählungen nur noch peinlich. Sie scheppern wie billiges Blech. Ihre gesellschaftsspaltende Wirkung ist unübersehbar. Und nun kann man beobachten, wie beinahe im Stundentakt Positionen geräumt werden, mit denen gerade noch „die Guten“ und „die Bösen“ geschieden wurden (oder das „helle Deutschland“ vom „Dunkel-Deutschland“). Gerade noch wurden Länder beschimpft, die angesichts der Epidemie ihre Grenzen geschlossen hatten. Am nächsten Tag schloss man sie selber – ohne die Courage zu besitzen, das Falsche der bisher eingenommenen Position offen auszusprechen.

Die elementaren Berufe werden wichtig

Die heutige Weltlage hat etwas von einem Kartenhaus, wo es an einer Stelle einen kräftigen Einschlag gibt, aber dann viel mehr umfällt, als direkt vom Schlag getroffen wurde. Insofern ist an dem Satz, dass nach dem Ende der Corona-Pandemie nichts mehr so sein wird, wie es vorher war, etwas dran. Aber in welche Richtung werden sich die Dinge ändern? Eine Antwort ist oft schon in dem enthalten, was sich jetzt zur Bewältigung der Krise als wichtig erweist. In der „Neuen Ruhr Zeitung vom 16.3.2020 stand ein bemerkenswerter Kommentar, in dem es an einer Stelle heißt:

„In den zurückliegenden Jahren hatte man oft das Gefühl, dass allein Berufe mit akademischer Ausbildung als wertvoll und wichtig für die Gesellschaft angesehen wurden. Nun zeigt die Corona-Krise, dass Krankenschwestern, Pfleger, Arzthelfer, Polizeibeamte, Feuerwehrleute, Bahn- und Busfahrer oder Fernmeldetechniker die wahren Stützen unseres Gemeinwesens sind.“

Das ist sehr wahr, und es ist ein gutes Zeichen, dass jetzt Aktionen großen Zuspruch finden, wo Menschen in Stadtteilen, die unter Quarantäne stehen, abends zu einer verabredeten Stunde auf ihre Balkone oder an ihre geöffneten Fenster treten, und den Berufen, die wirklich an der Front gegen den Virus und seine Ausbreitung stehen, ihren Beifall spenden. Das Elementare, das oft stillschweigend vorausgesetzt wird, tritt jetzt in den Vordergrund. In dem Applaus kommt aber auch zum Ausdruck, dass in dieser Krise professionelle Kräfte Vorrang haben und die Handlungsmöglichkeiten der vielzitierten „Zivilgesellschaft“ begrenzt sind. Eine neue Wertschätzung für das Elementare und für die entsprechenden Berufe – das ist schon mal eine große Änderung, wenn man daran denkt, was in Deutschland noch vor wenigen Wochen als Engagement “for future“ galt. Diese Veränderung ist aber nur glaubwürdig, wenn jetzt die ganze Überladung der Pflegeberufe mit Bürokratie, Sozialpädagogik und anderen akademischen „Innovationen“ auf den Prüfstand kommt. Lange Zeit gefiel sich die Politik darin, eine Pflege als „inhuman“ zu kritisieren, die das Prinzip „Sauber, satt und sicher“ in den Vordergrund stellte. Jetzt ist man froh, wenn sauber, satt und sicher überall gewährleistet ist – und der Bundesgesundheitsminister sieht sich veranlasst, die Pflegeeinrichtungen von einer ganzen Reihe von gesetzlichen Zusatzaufgaben zu entbinden, damit sie ihre Kernaufgabe erfüllen können.

Lange Wertschöpfungsketten als verwundbare Flanke

Ein zweiter Komplex, der jetzt auf den Prüfstand gehört, ist die Dominanz der globalen Wertschöpfungsketten, die dazu geführt hat, dass Produkte und Tätigkeiten, die für ein Land existenziell notwendig sind, nicht mehr sicher verfügbar sind. Auch Deutschland musste auf einmal die Erfahrung machen, dass seine Arzneimittelherstellung so weitgehend ins Ausland verlagert wurde, dass plötzlich die Versorgung auf der Kippe stand. Ein ähnliches Problem gibt es in der Landwirtschaft. Auf der Krisen-Pressekonferenz der Landwirtschaftsministerin Klöckner mit Vertretern der Bauern, der Lebensmittelindustrie und des Einzelhandels konnte man erfahren, dass es ein akutes Arbeitsproblem gibt: Die Zeit der Auspflanzungen steht vor der Tür, an Regen hat es nicht gefehlt und die Pflanzlinge sind da. Aber es ist unklar, ob die 100.000 Arbeitskräfte aus Osteuropa, ohne die Deutschland seine Felder nicht mehr bepflanzen kann, noch kommen können und wollen.

Natürlich gäbe es im Prinzip genügend deutsche Bürger, die solche physischen Arbeiten ohne weiteres machen könnten. Aber die regierende Politik hat sich darauf verlegt, 70–80 Prozent eines Jahrgangs auf höhere Bildungsgänge und entsprechende Berufslaufbahnen zu bringen. Deshalb hat man massiv zum Import von Arbeitskräften für Feldarbeit gegriffen. Die „Lösung“ besteht also darin, die Geringschätzung für elementare Berufstätigkeiten mit dem Mittel internationaler Kettenbildung auszugleichen. Das war sowieso schon eine wackelige Lösung. Und jetzt ist sie nicht mehr haltbar. Jedes Land braucht einen Grundbestand an eigenen Arbeitsfähigkeiten und Betrieben, der seine Versorgungssicherheit gewährleistet. Ohne solche tiefergreifenden Änderungen, die die Grundaufstellung Deutschlands (und anderer Länder) betreffen, wird eine Erholung des Wirtschaftslebens nicht zu haben sein.

Über externe und interne Kosten

Es gibt noch eine weitere, tiefere Grundorientierung der neueren Entwicklung von Staat und Wirtschaft, die sich jetzt als Fall erweist – weil sie uns daran hindert, die internen Lücken in unserer Zivilisation zu sehen und zu schließen. Bei den großen Themen, die Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten umgetrieben haben, ging es vor allem darum, dass die Systeme Wirtschaft und Staat „externe“ Größen nicht genügend berücksichtigen. Die „vom Menschen verursachte“ Klimakrise oder die gleichfalls vom „System“ verursachten sozialen Ungleichheiten galten als die großen Gefahren der Gegenwart. Es ging immer um sogenannte „externe Kosten“. Das sind Wirkungen, die mit der modernen Zivilisation verbunden sind, und die – so die Forderung – der Wirtschaft (und dem Infrastruktur-Staat) als Kosten anzurechnen sind. Diese Forderung hat eine Flut von Grenzwerten, Auflagen, Verboten und Abgaben nach sich gezogen. Und auch die Großvorhaben „Energiewende“, „Verkehrswende“ oder „Agrarwende“ wurden immer die externen Kosten der herkömmlichen Lösungen angeführt. Das war in der Politik so, aber auch im Management der Unternehmen hatte die Forderung, erweiterte ökologische und soziale Kosten zu übernehmen, an Einfluss gewonnen. Die Fixierung auf die „externen Effekte“ wurde, oft mit dem Anspruch einer höheren Moral, immer dominanter. 

Doch mit dem Corona-Beben wird diese Gefechtsordnung nun zum ersten Mal seit langem im großen Maßstab umgekehrt: Wir haben ein zerstörerisches externes Ereignis, das die internen Kosten immens steigert – ja, es bringt sogar den internen Betrieb weitgehend zum Stillstand. Damit fehlen nicht nur die Erträge, aus denen zusätzliche „externe Kosten“ bestritten werden können, sondern es fehlen auch die viel elementareren Erträge, aus denen überhaupt die Einkommen der Menschen gewonnen werden können. Und es handelt sich nicht um einen bloßen Zwischenfall von ein paar Tagen oder Wochen. Es ist noch gar nicht absehbar, wann und wie die Corona-Krise ein Ende finden kann. Damit rücken nun die internen Kosten (und die Totalverluste) in den Mittelpunkt. Die ganze Blickrichtung, die sich in jüngerer Zeit in Politik, Medien und Gesellschaft durchgesetzt hat, muss sich umkehren. Das wird nicht leichtfallen.

Deutschland braucht ein politisches Moratorium

Es geht nicht allein um das Denken, es geht um praktische Politik. All die zusätzlichen Kosten, Lasten und Einschränkungen, die den produktiven Tätigkeiten und Infrastrukturen aufgebürdet wurden, müssen auf den Prüfstand. Wir brauchen eine Revision aller beschlossenen Gesetze, Grenzwerte und Auflagen, die die Grundfunktionen von Wirtschaft und Staat belasten oder behindern. Ebenso brauchen wir ein Moratorium all jener Beschlüsse, die für die kommenden Jahre die Stilllegung von Kraftwerken vorsehen oder das Produktionsende von Verbrennungsmotoren. Es kann nicht sein, dass weitreichende Einschränkungen von Grundrechten der Bürger beschlossen werden, und gleichzeitig teure Wende- und Rettungsprojekte, die alle von einem wohlhabenden Land im Vollbetrieb ausgingen, einfach weiterlaufen. Schon jetzt stellen sich viele Menschen angesichts der dramatischen Einbrüche bei vielen Tätigkeiten die Frage, wie Deutschland wieder in Gang kommen soll. Und diese Frage wird umso lauter werden, je länger der Corona-Stillstand dauert.

Dies ist der zweite Teil einer Artikelfolge

Teil 1 finden Sie hier.

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S. Marek / 11.04.2020

In welche Hochqualifizierte Jobs gehen der mittlerweile knapp 2 Millionen s.g. “Flüchtlinge”, außer der mühseligen Geldbeschaffung beim Arbeitsamt und Sozialamt ? Jetzt werden diese auch vermehrt als Aufsichtspersonal zur Überwachung des geordneten Einkaufs bei Supermärkten. Das ist ein Job wo entsprechender Respekt von den einkaufenden Kunden garantiert wird, darunter wird sich keiner von denen krümmen um z.B. Spargel zu stechen.

Frances Johnson / 11.04.2020

Auch hierfür müssen wir büßen: “El primer caso en Madrid de este coronavirus con origen en la ciudad china de Wuhan se registró el pasado martes 25 de febrero” (TeleMadrid). Büßen dafür, dass man, nachdem China selbst die Region Hubei unter Quarantäne gestellt hatte, Reisende aus Wuhan einreisen ließ. Am 9.April 45.000 CV-Positive in der Stadt Madrid, ca. 5000 u.a. daran Verstorbene. Wir büßen für politisches Versagen. Wir lassen noch bis in den Monat März Reisende aus China und dem Iran munter nach Europa einreisen, obwohl China zumindest längst Quarantänemaßnahmen durchführt. Wenn ich den Abschnitt richtig verstehe, war selbiger Reisende aus Wuhan vorher in Norditalien, machte also eine fesche Rundreise. Der krönende Abschluss könnte dann Paris oder London gewesen sein. Ja, es wurde munter gereist, während die eigene Regierung auf Quarantäne setzte. Dafür überwachen jetzt hier einzelne Länderregierungen ihre armen Bürger, die zur Zeit nicht reisen, in Grünanlagen mit Drohnen. Man ist dabei, den Bürger schuldig zu machen, weil man selbst schuld ist, schuld an fehlendem rechtzeitigem Durchsetzungsvermögen, schuld am Export von medizinischem Material. Man kontrollierte nicht an Flughäfen, schreibt aber jetzt munter Anzeigen gegen Bürger im Freien. Und meint, die Majorität unterstütze das. Ich zweifle es an. Ich würde zu gern wissen, ob die Umfragen in Altersheimen und Krankenhäusern gemacht wurden. Oder ist der Bürger so verschaft?

A. Ostrovsky / 11.04.2020

Wendemoratorium, tolle Idee! Nach einem Jahrzehnt des Herumdoktorens an den Erscheinungen, ohne das Wesen zu verstehen, brauchen wir jetzt das Herumdoktoren an den Erscheinungen. Wir müssen Zeit gewinnen, wir müssen es verlangsamen, damit die “gesellschaftlichen” Strukturen nicht überlastet werden. Am besten das völlige Verbot für Veränderungen. Es soll alles so bleiben, wie seist, BITTE! Als wäre nicht der jahrzehntelange Stau die Ursache für die Überlastung der gesellschaftlichen Strukturen. Das Wesen ist ein ganz anderes: Die gesellschaftlichen Strukturen sind völlig ungeeignet, um zum Nutzen aller (der Gesellschaft) zu dienen. Der Gesellschaftsvertrag ist gebrochen, weil er von denen, die den größten Nutzen davon hatten, gebrochen wurde. Sie waren wie auf Drogen, haben nur noch ihre eigenen Iteressen gesehen und rücksichtslos vertreten. Die Interessen der anderen werden rücksichtslos bekämpft. Das ist keine Gesellschaft, das ist asymmetrische Kriegführung. Da sind wir. Im Krieg die Fromten einfrieren, weil man selbst erkennt, dass man verlieren wird, ist sicher ein begründeter Wunsch. Es hat aber noch nie geklappt. Die Militarisierung der Sprache der “Eliten” beweist ja, dass die sich des Krieges bewusst sind. Wir müssen nun endlich erkennen, dass dieser Krieg gegen uns geführt wird. Die können aber diesen Krieg nicht beenden, weil deren gesellschaftliche Erhabenheit darauf beruht, dass wir versklavt werden. Die können den Krieg nicht einfrieren, er muss wachsen, denn das ist die Logik dieser Gesellschaft: exponentielles Wachstum, wie ein Virus. Aber es endet, wenn die Begrenzungen erreicht sind. Es endet dann, es wird nicht eingefroren. Der Virus verliert seine Basis, wenn die Immunität erreicht ist. Und die ist das Ergebnis einer massenhaften eigenen Anstrengung. Das passiert nicht im Schlaf.

Dr. Stiehler / 11.04.2020

Im Moloch der immer größer und dichter werdenden Städte ist immer mehr mit Ansteckungen zu rechnen, dabei haben die vielen Fahrstühle in den Hochhäusern und Wolkenkratzern enormen Einfluss, wenn ich nur an New York denke.

Werner Geiselhart / 11.04.2020

Volle Zustimmung zu Ihrem Beitrag. Es wäre schön, wenn Sie Recht behalten würden und unsere Gesellschaft erkennen würde, was und wer wirklich wichtig ist, um für die Zukunft gerüstet zu sein. Doch ich befürchte, dass nach der Krise die Wende-Agitatoren wieder aus ihren Löchern gekrochen kommen, um ihr zerstörerisches Werk vollenden zu können. Es geht jetzt schon wieder los, wenn linksgrüne Politiker fordern, nach der Krise nur noch nach ihrem Kriterium “nachhaltige” Industrien zu unterstützen, also Wende hoch 2. Wer die Leitartikel in den Leitmedien liest, findet inzwischen immer mehr die altbewährte linksgrüne Formel “Die Natur schlägt zurück”. In meiner Lokalzeitung ist sich die Redakteurin nicht zu blöd, das Streben nach Gewinn und, man höre und staune, nach mehr Effizienz als Ursache der Krise zu verorten. Ich vermute, der Begriff Effizienz hört sich für sie halt irgendwie böse an. Der größte Teil der linksgrün geschulten Journaille ohne jeglichen naturwissenschaftlichen Hintergrund wird nach der Krise nicht in der Lage sein, die richtigen Schlüsse zu ziehen und genauso bzw. verstärkt an der grünen Wendeagenda festhalten.

Gottfried Meier / 11.04.2020

Ein Moratorium könnte nur dann gelingen, wenn man die ganzen unfähigen Politiker und Ideologen, die uns regieren,  verbannt; möglichst weit weg und ohne Kontakt zur Außenwelt!

Frances Johnson / 11.04.2020

Bezogen auf letzten comment von mir: Wir sollten also möglichst umgehend auflockern und mit größeren Clustern vorsichtiger sein. Italien hätte es durchaus gut getan, statt zu jammern, einen Teil der Produktion aus dem Norden in den Süden zu verlegen. Dasselbe gilt für Madrid und vor allem London und Birmingham. Nichts in GB kann ein Mensch erreichen, ohne über London zu zuckeln. Ein Zug von sagen wir mal Devon nach Sussex geht über London, eine Autobahn fehlt, die Fahrt würde über Londons Autobahnring führen bei stehendem Verkehr, ein Flug ins Ausland geht fast immer über einen Flughafen in Birmingham oder vor allem London als Zwischenstop. Für diese miese Langzeitplanung und Zentralisierung büßt jetzt das Ganze Land, ein Land, in dem der PM es nicht für notwendig erachtete, Flutopfer in Yorkshire oder Wales zu besuchen. In Italien ist das Problem der Kopflastigkeit bekannt, seit ich lesen kann, nun rächt es sich. Überbesiedlung macht Cluster. Wenn man das so haben will, muss man aber im Grunde die Konsequenzen daraus ziehen und nur diese Regionen unter Quarantän stellen wie Hubei, statt ganz Europa in Schockstarre zu versetzen. Idem US. Ein Radius von 50 Meilen um Manhattan hätte vollkommen ausgereicht plus vielleicht Long Island. Spanien Dasselbe: Man kann stundenlang unbeschwert durch die menschleere Estremadura fahren oder durch Kastilien, um dann im Verkehr von Madrid zwischen Fabriken und Hochhäusern stecken zu bleiben (gern auch bei Milano, gleiches Bild). Normalerweise haben Menschen auf dem Land weniger Infrastruktur und weniger Divertimento und müssen sich in den Ferien erdrücken lassen von oft arroganten Städtern. Jetzt sollen sie mit büßen.

Karl Richter / 11.04.2020

Der Autor hat mit diesem Artikel den Finger in die Wunden unserer Zeit gelegt. Recht hat er mit der Formulierung, dass nach Corona nichts mehr so sein wird wie vorher. Man muss nicht sehr religiös sein, um zu behaupten, dass sich die Menschheit nur im Einklang mit der Natur und nicht gegen die Natur entwickeln kann. Deshalb müssen alle Versuche, die Natur beeinflussen oder gar korrigieren zu wollen, als anmaßend und zerstörerisch gewertet werden. Die Natur (oder der Schöpfer ?, oder Gott ?) hat den Menschen mit Verstand und Vernunft ausgestattet. Dies erlaubt ihm, solche Techniken zu entwickeln, die der Menschheit das Überleben erleichtert und verbessert ohne die Natur dadurch zu schädigen. Als Beispiele für solche „vernünftigen“ Technikentwicklungen wären zu werten Atomkraftwerke, Digitalisierung, Satellitentechnik, Robotik etc. Im Gegensatz dazu kann der Mensch aber auch Techniken entwickeln, die der Natur schweren Schaden zufügen bis hin zur Umwelt-Zerstörung Beispiele für solche „unvernünftigen“ Techniken sind Atombomben, Bio-Kraftstoffe, Wind-Strom, Kunststoffverpackungen etc. In den letzten Jahrzehnten wurden Entwicklungen in Gang gesetzt, die der Natur dieses Planeten diametral entgegenstanden. Als Beispiele möchte ich hier nur nennen Multikulti, Globalisierung, Ehe für alle, Gender-Studies und Diversity, offene Grenzen für offene Gesellschaften, Klima-Steuerung mit exakten Temperaturvorgaben etc. Dass die Natur sich irgendwann gegen solche Fehlentwicklungen wehren würde, war doch zu erwarten. Corona ist insofern nur eine logische Folge dieses menschlichen Verhaltens. Es bleibt nur zu hoffen, dass die Initiatoren dieser “unnatürlichen” Bestrebungen und deren Wähler nun die richtigen Folgerungen ziehen. Etwas überspitzt formuliert und in Anlehnung an Ereignisse im Jahr 2015 könnte man sagen: Corona welcome. Im Raumschiff Erde ist die Natur der Pilot, der Mensch nur Passagier.

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