Rainer Bonhorst / 16.05.2022 / 13:30 / Foto: BidenAndHarris / 24 / Seite ausdrucken

Wie entscheidet sich Wonderwoman Mona?

Zynismus ist die Kunst, Moral, Anstand und gute Sitten nicht als zentrale Triebfeder des menschlichen Handelns zu betrachten. Er ist also nicht selten mit dem Realismus gleichzusetzen. Auch in der Politik.

Auch in der NRW-Politik? Gönnen wir uns doch einfach mal das Vergnügen:

Wer hat die Wahl gewonnen? Die CDU und die Grünen. Wer hat verloren? SPD und FDP. Was würde das nach den Regeln der guten Sitten bedeuten? Dass sich die beiden klaren Sieger zusammentun und eine Regierung bilden. Hendrik Wüst mit seinen 35,7 Prozent (plus 2,7) und Mona Neubaur mit ihren 18,2 Prozent (plus 11,8 Punkte) stehen als kraftstrotzendes Siegerpaar da. Sie müssen doch einfach zusammenfinden. Zumal Hendrik Wüst zu den grünlichen Liberalen in der CDU zählt und Mona Neubaur zu den Realos. Eigentlich eine klare Sache – oder?

Das kleine „oder“ flüstert mir eine böse zynische Stimme ein. Nämlich so: Hendrik Wüst ist mit seinen plus 2,7 als Sieger ein Normalo. Aber plus 11,8! Ergebnis mehr als verdoppelt! Fast verdreifacht! Das überschreitet die politische Normalität. Mona Neubaur, die gebürtige Bayerin und Wahl-Rheinländerin konnte am Wahlabend den grandiosen Erfolg ihrer Grünen selber kaum glauben. Sie ist über Nacht zur Wonderwoman von Nordrhein-Westfalen geworden. Also zur Königsmacherin, nach üblichem Sprachgebrauch.

Nur zur Königsmacherin? Warum nicht zur Königin? Sie muss sich ja nicht als Juniorpartnerin mit dem politisch muskulösen CDU-Mann einlassen. Das sind ja auch noch zwei arg gebeutelte Herren, die für jeden freundlichen Blick von Wonderwoman dankbar wären. Sozialdemokrat Thomas Kutschaty, der für seine Partei das bisher schlechteste Ergebnis im Land geholt hat. Traurige 26,7 Prozent. Und der Liberale Joachim Stamp, bisher Regierungsvize, der lange um den Einzug ins Landesparlament zittern musste, und es am Ende noch mühsam mit 5,9 Punkten geschafft hat.

Zwei Schwächlinge an der kurzen Leine

Das wären zwei handzahme Gesellen, auch wenn der SPD-Mann arithmetisch die Nummer eins wäre. Ein Zwerg, der vor einer Riesin herstolpern würde, die noch einen kleinen Liberalen am Händchen führen könnte. Was könnte sie bei zwei derart angeschlagenen Partnern nicht alles an grünen Themen durchsetzen? Beide würden sich so grün einkleiden, als wären sie irische Hobbits.

Und wie würde sich Kanzler Scholz als zweimaliger Landtagswahlverlierer freuen, wenn in Düsseldorf keine Alternative zur Berliner Ampel entstünde und den ganzen politischen Verkehr durcheinander brächte? Und erst Kevin Kühnert, der Generalsekretär? Der hat am Wahlabend mit einer Chuzpe ohnegleichen eine Verlierer-Koalition quasi zur demokratischen Staatsraison erklärt.

Tja, schlau wäre so eine Koalition der Grünen mit dem Verlierer-Pärchen. Zynisch sowieso. Aber die Grünen sind ja die Guten und Anständigen in der politischen Landschaft. Darum wird Mona Neubaur bestimmt der feinen Sitte folgen und mit dem Wahlsieger Hendrik Wüst die Regierung bilden. Sie muss sich als bärenstarke Frau hinter ihm ja nicht gerade verstecken. Andererseits, zwei Schwächlinge an der kurzen Leine zu haben, das hat auch was.

Wie sagt man in Mona Neubaurs Geburts-Freistaat? Schau'n wir mal, dann seh'n wir schon.

Foto: BidenAndHarrisCC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons

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Leserpost

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Hans-Peter Dollhopf / 16.05.2022

Wird mittels Stimme plus “Zweit”-Stimme gewählt, gibt den authentischen Wahlbürger ebenso wenig mehr, wie seinen authentischen Repräsentanten! Sondern durch selbstherrliche Wahl- und Parteiengesetzgebung durch - wen wohl - manipulierbare Personalpostenvergabe. Die Grauschicht.

Karla Kuhn / 16.05.2022

“Wonderwoman”  ?? Als ich das Bild sah, dache ich eher an “Wonder-MAN !”  Da mir das “WONDER” völlig unbekannt ist, soll es so bleiben, je weniger Grüne ich sehe , umso besser, mir reichen die, die ich leider im Laufe der Jahre ertragen mußte völlig.

giesemann gerhard / 16.05.2022

Wenn die Frauen der Welt nicht so viele Kinder schenken täten, dann wäre alles halb so wild.  Müssen wir den Mädchenschindern und Hyperfertilen dieser Welt sagen.

Elias Schwarz / 16.05.2022

Wann kommt die nächste Überschwemmung? Wann werden die Wähler in NRW anfangen, die Hannelore Kraft samt Ralph Jäger und die Tante von den grün*in_nen (Namen vergessen) zu vermissen? Sie reden auch interessanter, als Herr Wüst mit Zitaten aus dem grünen Programm und das noch in der einfachen Sprache.

Holger Kammel / 16.05.2022

Eins muß ich noch loswerden. Helmut Newton hat man vorgeworfen, daß seine Nackten eine faschistoide Optik ausstrahlen würden.  Man vergeiche das. Speziell die Spiegelbildoptik. Das toppt Leni Riefenstahl.  Es fehlen natürlich silberdurchwirkte Schulterstücke. Mütze muß nicht sein. Das bedeckt die blonden Haare.  Schönes Bild! Ist aber nicht ganz untypisch für die Darstellung neudeutscher Führerinnen.

W. Renner / 16.05.2022

Konnte man bei Mona nicht mal Klamotten bestellen? Das war zumindest noch nützlich. Was ist heute im Katalog, Windmühlen? Viel Wind um nichts? Queere Gummibärchen? Fair Trade Maniok als Weizenersatz? Rot-Rot-Rote Ampeln? Gesiebter Feinstaub? Das 0-Euro Ticket für die Fahrt zum Jobcenter? CO2 neutrales Atmen? Oder besser gleich ein Ausreisevisum?

RMPetersen / 16.05.2022

Mit 18,2% als Frau hat man nach der wokfeminen Mathematik mehr Wählerstimmen als ein Mann mit 35,7%. Also darf die Frau den Ministerpräsidentenstuhl besitzen. Ist das nicht klar?

Klaus Keller / 16.05.2022

Der Zynismus (griechisch κυνισμός kynismós; von κύων kyon, „Hund“) bezeichnete ursprünglich die Lebensanschauung sowie Lebensweise der antiken Kyniker, für die unter anderem Bedürfnislosigkeit und ethischer Skeptizismus zentral waren. - Ich würde meinen wollen das die Politiker tun werden was ihnen nützt. Es gibt keinerlei Wählerauftrag in die eine oder andere Richtung. Allerlei mögliche Koalitionen muss der Stimmenabgebende (Sie sind ja nach der Abgabe definitiv weg) hinnehmen. Repräsentative Demokratie, also das Denken und entscheiden anderen überlassen, ist mit Risiken behaftet. Mit Wüst ist man ggf auf den Hund gekommen. s.o. Ich glaube aber nicht das er Interesse an Bedürfnislosigkeit hat. Ethischen Skeptizismus traue ich ihm schon zu.

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