Peter Grimm / 10.04.2019 / 16:00 / Foto: Martin Kraft / 50 / Seite ausdrucken

“Wer hat denn die Juden enteignet?”

Professor Karl Lauterbach ist bekanntlich ein Mann, der sich sehr um die Volksgesundheit sorgt. Der Mediziner, Gesundheitspolitiker und stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion gehört zu den Predigern der Enthaltsamkeit. Um nach einem längeren Leben gesünder sterben zu können und auch zum Wohle der Krankenkassen, rät er den Deutschen seit vielen Jahren auf Tabak, Alkohol, Salz und Zucker zu verzichten. Den Verzicht auf Genuss verkörpert er allerdings wirklich glaubhaft.

Selbstverständlich sorgt sich Professor Lauterbach auch um das Wohlbefinden der Gesellschaft. Und dies ist ja derzeit vor allem von Wohnungsnot und hohen Mieten bedroht. Einige Genossen des Professor Lauterbach wissen ein Heilmittel dagegen: Die Enteignung von Immobilienunternehmen. Wer sich dieser Therapie verweigern möchte, mit denen geht der engagierter Mediziner Lauterbach natürlich hart ins Gericht. Vor allem, wenn die Kritik von der Fraktionsvorsitzenden der AfD, Alice Weidel, kommt. Hat die Frau doch tatsächlich getwittert:

„Wer das grundgesetzlich geschützte Privateigentum so sinn- und bedenkenlos angreift, erweist sich selbst als Feind unserer Rechts- und Verfassungsordnung.“

Genosse Lauterbach hat dann in einer Weise zurückgetwittert, dass man sich unweigerlich Gedanken um den Professor macht. Leidet er an merkwürdigen Überzeugungen, an Wahrnehmungsstörungen oder hat er etwas Falsches zu sich genommen? Er twitterte tatsächlich Folgendes:

„Hier redet Frau Weidel natürlich Unsinn. Es ist unstrittig, dass die Verfassung Enteignung zulässt. Das müsste Frau Weidel am besten wissen. Wer hat den die Juden in ganz Europa, und zwar aus reiner Geldgier und ohne Entschädigung, enteignet?“

"Im falschen Film?"

Offenbar waren auch seine Follower auf Twitter einigermaßen überrascht, welche Gedankenwelt der Genosse Lauterbach da vor ihnen ausbreitete. Die Reaktionen waren entsprechend:

„Hr. Karl Lauterbach, ich bin sprachlos, beinahe: Sie rechtfertigen die Rechtmäßigkeit v Enteignung à la #Habeck jetzt ernsthaft mit der Enteignung der jüd. Bevölkerung in den 30er Jahren? Das lässt sich auch nicht mehr mit Alkoholkonsum entschuldigen! Sie sind einfach durch!“ , „Die Juden wurden auf Basis unserer Verfassung enteignet? Von Frau Weidel?“, „Dem Karl Lauterbach fehlt inzwischen jedes intellektuelle Maß und Korrektiv.“, „Das ist an Geschmacklosigkeit nicht zu überbieten. Sie bekommen von mir auch die Liste aktiver NSDAP-Mitglieder, die nach dem 2. Weltkrieg in der SPD Karriere gemacht haben!“ und „Verstehe ich das richtig: Juden wurden von Nazis enteignet, deswegen dürfen das Rot-Rot-Grüne auch? Hallo? Bin ich ich im falschen Film?“ sind nur einige von ihnen. Einer empfahl der SPD, vielleicht besser Lauterbachs Twitter-Account zu enteignen.

Genosse Lauterbach löschte seinen Tweet nebst Reaktionen schnell wieder und tut seither so, als wäre nichts geschehen. Eine Entschuldigung? Eine Klarstellung? Eine Erklärung? Fehlanzeige! Auch von einer Twitter-Abstinenz scheint der Professor nichts zu halten. Gestern beispielsweise twitterte er munter weiter. Zum Beispiel:

„Umbau auf erneuerbare Energie ist das wichtigste Projekt der nächsten 30 Jahre. In 30 Jahren entscheiden wir über die Lebensqualität der nächsten 300 Jahre. Das Thema muss auch für uns als SPD absolute Priorität haben. Reiche sind besonders in der Pflicht“

Die SPD sorgt also für die Lebensqualität in den nächsten 300 Jahren und will die Reichen besonders in die Pflicht nehmen. Sollte man das jetzt kommentieren oder provoziert man den Professor dann nur unnötig? Man weiß ja nicht, was er dann vielleicht zurücktwittert.

Foto: Martin Kraft CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons

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Leserpost

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Johannes Schuster / 10.04.2019

Es gibt einen Unterschied zwischen natürlicher und juristischer Person und das gilt auch für Eingriffsabwägungen. Soviel mal zur akademischen Kompetenz der AfD. Eine eindeutige Preisregelung (MietpreisG) anhand einer gestaffelten Miete nach Nettoverdienst, das wäre ein so einfache staatlich Lösung ohne in der Pfeffermühle aus “Judenfrage” und “Enteignung” zu entgleisen. Aber Vernunft ist bekanntlich deutsche Philosophie und nicht deutsche Wirklichkeit.  Und daß Deutschland so viele Gesetze hat zeigt nur,  das das Rechtsgefühl apriori nicht wirklich ansozialisiert ist.

K.Sauer / 10.04.2019

Bei der Bundestagsdebatte um die, von den Jusos geforderte, Abtreibung bis zum letzten Schwangerschaftstag, meinte Hr. Laberbach, es handele sich ja um Föten und nicht um Babys.

Karla Kuhn / 10.04.2019

” Den Verzicht auf Genuss verkörpert er allerdings wirklich glaubhaft.” Besser kann der Mann nicht beschrieben werden ! “„Wer das grundgesetzlich geschützte Privateigentum so sinn- und bedenkenlos angreift, erweist sich selbst als Feind unserer Rechts- und Verfassungsordnung.“  Frau Dr. Weidel ist eine kluge Frau, dazu noch attraktiv. “„Hier redet Frau Weidel natürlich Unsinn. Es ist unstrittig, dass die Verfassung Enteignung zulässt. Das müsste Frau Weidel am besten wissen. Wer hat den die Juden in ganz Europa, und zwar aus reiner Geldgier und ohne Entschädigung, enteignet?“  WER ?? Die NATIONAL-SOZIALISTEN und nicht nur enteignet, viele Millionen Juden wurden vergast, an ihnen wurden von KZ Ärzten grausame medizinische Experimente vorgenommen, die Juden im Warschauer Ghetto mußten unter den menschenunwürdigsten Zuständen leben, um dann in Konzentrationslagern ihren Schlächtern in die Hände zu fallen. Herr Lauterbach, nehmen Sie ihren Hut und verschwinden Sie und bitte nehmen Sie Frau Merkel und ihren Anhang gleich mit. Und solche Menschen muß man auch noch zwangsweise bezahlen, Monat für Monat !”  “In 30 Jahren entscheiden wir über die Lebensqualität der nächsten 300 Jahre. Das Thema muss auch für uns als SPD absolute Priorität haben. Reiche sind besonders in der Pflicht“ Wow, für die nächsten 300 Jahre. DREIHUNDERT JAHRE !!  Ist der Mann noch normal ? Ischias wird es ja wohl nicht sein !! “WIR entscheiden”,  Größenwahn läßt grüßen, das ist nicht zu fassen !! Apropos REICHE. Herr Lauterbach wird sich ja im Laufe der Jahrzehnte durch seine DIÄTEN ein schönes dickes Geldsäckel angespart haben, ergo, ist er BESONDERS in der PFLICHT, samt allen Genossen und natürlich Genossinnen.    

Ilse Polifka / 10.04.2019

Ja man muß die Herrschaften nur ein bißchen anstupsen, dann kommt heraus was sie wirklich denken. Das ist nur mit Dummheit nicht mehr zu erklären. Nur weiter so.

Rolf Menzen / 10.04.2019

Der sieht doch eh schon aus wie der sprichwörtliche verrückte Professor. BTW, ist der eigentlich mit dem Komiker Kurt Lauterbach verwandt?

U. Unger / 10.04.2019

Man muss nur noch die Verbindung ziehen, mit den unfassbaren Organspende Vorschlägen. Nun habe ich mit Twitter und so weiter nichts am Hut, hoffe aber, dass irgendwer von diesen entrückten und gefühllosen Äußerungen Screenshots gemacht hat. Herrn Lauterbach braucht man nichts zu unterstellen, alles beweisbar inklusive seines Abstimmungsverhaltens bezüglich des FDP Antrages bei der Uno (Israel). Ich vermisse Rücktrittsforderungen von aufstrebenden SPDlern! Wie schlimm ist es um eine Partei bestellt, die so jemanden in exponierter Stellung duldet? Der zitierte Follower hat alles bestens ausgedrückt. Applaus, Applaus, wie in der Muppet Show!

Helmut Driesel / 10.04.2019

  Prof. Lauterbach hätte ja schreiben können, das die ehemals jüdischen Bevölkerungsteile im Existenzkampf mit dem damaligen rechten Zeitgeist den Kürzeren zogen, und dass die AfD letztlich gerade dabei ist, diesen Ungeist wieder herauf zu beschwören. Und zuletzt blieb ja den Leuten, Ämtern und Nachbarn gar nichts anderes übrig, als alle die herrenlosen Hinterbleibsel zu entsorgen oder nützlichen Zwecken zu zuführen. Es läuft letztlich immer darauf hinaus, wie viel Not ist noch korrekt und wann muss die Staatsräson greifen. Jeder ist naiv, der glaubt, Besitz sei qua Grundgesetz unantastbar. Nichts ist unmöglich.

P.Steigert / 10.04.2019

Da hat sich der manifestierte Sozialschmerz ja grandios ins eigene Knie geschossen und seiner gesamten politischen Seite die Maske runtergerissen. Zu Vorschein kam genau die Verbindung zwischen den Sozialisten von damals zu den Sozialisten von heute. Die gleichen Denkmuster immer wieder: Sozialneid, Anbiederung an den Islam, Antiamerikanismus, Einschränkung der Meinungsfreiheit, Totalitarismus…

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