Eines noch: Ich wünschte, daß ver-beamtet worden wäre. Leider wurde ich zu spät geboren, um noch eine Wahl gehabt zu haben. Ich blicke mit tiefer Ehrfurcht auf die Beamten, die ich kennen lernen durfte. Von ihnen hätte ich sehr viel lernen können, doch das ist in der heutigen Zeit gar nicht mehr gewollt. Ungebildete Menschen lassen sich leichter lenken, und wer einmal Berührung mit einer Beamtenlaufbahn hatte, wie viel Voraussetzung an Wissen, Lehrgängen und so weiter dafür nötig war, der mußte feststellen: Beamte sind keine Dummen (gewesen)! Unglaublich, wie man einen nicht unerheblichen Teil der Bevölkerung derart abwerten kann.
@ S Heinrich und H Jörn: Nein, ich schäme mich kein bisschen und ich muss auch nicht schreiben cool zu bleiben, ich bleibe es einfach. Ein Gehorsamseid ist eben was anderes als etwa der Eid auf eine Verfassung. Damit beleidige ich niemanden. Ich sprach über mich, warum ich so etwas nicht tun könnte. Wer lesen kann, ist klar im Vorteil. Da können Sie mich gerne anzeigen- wegen was denn ?!? Gehorsamsmentalität passt übrigens gut zu Denunziantentum. Ich werde und Ich habe mich jedenfalls nie auf einen Befehlsnotstand berufen. Jede Menge deutsche Stastsdiener schon.
Nur in aller Kürze und ohne Links: In den 50ern wurde beschlossen, dass Beamte (aus meiner Erinnerung) rund 10% in einen Pensionsfonds einzahlen und dafür auf Gehaltserhöhungen verzichten. Im Laufe der Jahre hat sich der Prozentsatz durch Gehaltserhöhungen ebenfalls erhöht. Damit HABEN Beamte wie andere Arbeitnehmer selbst für ihr Ruhestandsgeld eingezahlt. Als die Regierung Schröder Geld brauchte, wurde entschieden, dass die Pensionskassen geplündert und Pensionen aus dem Laufenden gezahlt werden. Zusätzlich erinnere ich an Schleswig-Holstein unter Heide Simonis: In ihrer Weisheit hatte sie entschieden, auf Beamte zu verzichten, weil diese vermeintlich zu teuer sind. Nur um kurze Zeit später festzustellen, dass Angestellte im öD doch teurer sind. Also kein unqualifizierten Herumgeheule über Beamte.
Bezahlte Überstunden kannte ich nicht. Meine Kinder mußten jedes von Geburt an eine eigene Krankenversicherung haben, Kinder im Ausland konnte ich nie in Rechnung stellen. Eine seinerzeit “Pensionsrückstellung” benamste Gehaltskürzung wurde vom damaligen Finanzminister (er hieß Meyer.-Vorfelder) kurzerhand in den allgemeinen Staatsfinanzentopf ausgeleert, nachdem einiges dabei zustandegekommen war. Und: Meine Söhne hatten Anfangsgehälter in einer Höhe, die ich in meinem gesamten Beamtendasein (A14) nie erreichte. Bitte mal recherchieren, nicht wiederkäuen!
Wer hat schon darüber nachgedacht, warum die herrschende Mischpoke von Schulabbrechern, Bankrotteuren und ehemaligen Berufsdemonstranten das Land immer noch nicht vollständig zerstören konnte? Richtig, wegen der beharrlichen und kompetenten Pflichterfüllung der deutschen Berufsbeamten. Mehr muss man zu der Thematik wohl nicht sagen,
Es entbehrt nicht einer gewissen Würze, dass ein anderer Artikel hier heute die Dysfunktionalität z.B. der Bahn beklagt und großzügigeren Personalbesatz, bessere Gehälter und sicherere Arbeitsbedingungen dort ebenso anmahnt wie in vielen anderen Dienstleistungsbereichen. Was waren das Zeiten, als die Bahn und ihre Beamten warben: “Alle reden vom Wetter. Wir nicht.” Ich erkenne nirgends, dass die zunehmende Misere dieses Landes ausgerechnet an seinen Beamten läge, die an chronisch unterbesetzten Schulen, Polizeidienststellen oder Gerichten überhaupt noch bereit sind, mehr zu tun als ihre Pflicht. Das kann auch sehr schnell kippen; denn ein Land, das an seinem eigenen Funktionieren ein derart konstantes Desinteresse hegt, von Migrations-, Energie- und Bildungs- über Geld- und Gesundheitspolitik bis hin zur Verteidigung und Rechtspflege, ein solches Land hat mit den entsprechend motivierten Beamten in seinen Apparaten nur ein weiteres, sekundäres Problem, das erst dann zentral wird, wenn auch noch seine überstrapazierte Beamtenschaft ihm die innere Kündigung ausspricht. Das Ziel kann also nicht sein, “oben” zu kürzen, sondern “unten” besser zu bezahlen - und dafür braucht es schlicht Wertschöpfung, die die Dienstleistungen finanziert und alle gemeinsam motiviert, weil dann der ganze Laden läuft. Umgekehrt: Je dysfunktionaler die Führung, desto dysfunktionaler ihre Diener. “Wie’s G’scherr, so der Herr” trifft erst dann zu, wenn das G’scherr so sehr die Schnauze voll hat, dass es den Herrn bereitwillig fallen lässt.
Noch so‘n Ding. Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Als Beamter bekommen Sie die komplette Krankheitsphase lang volle Gehaltszahlung. Sie werden in diesem Zeitraum auch noch befördert, d.h. die Bezüge werden entsprechend erhöht. Als Angestellter wird man nach 42 Tagen mit 70% Krankengeld abgespeist. Krankgeschrieben sein muss man sich leisten können. Schauen Sie mal nach wer an „Long COVID“ leidet… Noch Fragen, Kienzle?
Ich kenne keinen Beamten, der für seinen Ruhestand eine zusätzliche private Versorgung in Betracht ziehen muss. Behmen Sie sich mal als Beamter einen Bankkredit und gehen Sie mal als in der freien Wirtschaft Tätiger zum Kreditgeber, was glauben Sie wer die Hosen runterlassen muss? Vor Jahren führte die Frankfurter Rundschau mal eine Gegenüberstellung der Vermögensstände von Pensionären und Rentnern auf. Was glauben Sie, wen Sie morgens beim Gassigehen an den öffentlichen Mülleimern „Pfandmachen“ sehen? Ich habe letztens gesehen, was eine bekannte Studienrätin nach 20 Dienstjahren - verheiratet und kinderlos - netto auf dem Gehaltsbogen stehen hatte. Mir kamen als Angestellter Software Ingenieur die Tränen.
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