Titus Gebel / 26.04.2019 / 06:08 / Foto: Dmytro Ivashchenko / 96 / Seite ausdrucken

Unsere Besten ins All!

Greta Thunberg hat recht. Wir sollten alle in Panik geraten. Das gilt insbesondere für uns sogenannte Bürgerliche, die ihren egoistischen Wunsch nach Wohlstand hinter pseudowissenschaftlicher Klimaskeptis verbergen und damit die Erde zerstören. Wir leben, als ob wir zwei oder drei Planeten hätten! Dabei wissen heute bereits Grundschüler, dass Gier und Kapitalismus die Erde in Kürze in einen Feuerball verwandeln werden. Manche sprechen auch vom größten Marktversagen aller Zeiten. Es ist nicht fünf vor zwölf, es ist fünf nach zwölf! 

Wir bekennen uns daher schuldig. Allerdings ist es jetzt tatsächlich zu spät. Denn es bleiben nur noch zwölf Jahre. Das sagen Experten und die Qualitätsmedien. Daher besteht kein Zweifel an der Richtigkeit dieser Aussage. Das reicht leider nicht mehr, um den Klimawandel zu verhindern.

Doch wir tun trotzdem was. Anstelle Automobile zu produzieren, Maschinen zu exportieren, Unternehmen zu gründen, Handel zu treiben, die Energieversorgung und die Verkehrsnetze aufrechtzuerhalten, stellen wir diese, das Weltklima vergiftenden Aktivitäten sofort ein und widmen uns fortan nur noch der Rettung der Menschheit. Genau so, wie die Fridays-For-Future-Bewegung das fordert. 

Für unseren Planeten ist es zwar zu spät, doch glücklicherweise haben Astronomen weitere erdähnliche Himmelskörper entdeckt. Einer davon, Ross 128 b, befindet sich in relativer Nähe. Wenn alle zusammenarbeiten und die aktuell verfügbaren Technologien kombinieren, sollte ein riesiges Raumschiff innerhalb von elf Jahren diesen Planeten erreichen können. Wir Bürgerliche stellen uns mit unseren Fähigkeiten und finanziellen Mitteln voll hinter diese Sache, wohl wissend, dass nicht alle auf diesem Raumschiff Platz finden können. Auf dem deutschen Exemplar werden etwa 250.000 unserer Besten mitfliegen. In anderen Ländern des Westens gibt es ähnliche Initiativen reuiger Sünder.

Eine neue, gerechte Ordnung auf Ross 128 b

Damit die Menschheit überlebt und ein solch furchtbares Unglück nicht nochmals über uns hereinbricht, ist es wichtig, die Besatzung dieses Raumschiffs sorgfältig auszuwählen. Es liegt auf der Hand, dass denjenigen der Vortritt gebührt, die selbstlos rechtzeitig auf diese Katastrophe hingewiesen haben.

Das sind zunächst einmal alle rechtgläubigen Klimawissenschaftler, sämtliche fortschrittlichen NGOs, wichtige Politiker aller nichtpopulistischen Parteien, allen voran die Bundeskanzlerin. Hinzu kommen Kultur- und Medienschaffende, insbesondere Haltungsjournalisten. Nicht zu vergessen Kirchenvertreter, die couragiert ihre Stimme für den Klimaschutz erhoben haben. Zur Etablierung einer neuen, gerechten Ordnung auf Ross 128 b sind auch Richter und Staatsanwälte erforderlich, natürlich nur solche, die ihre Fortschrittlichkeit bewiesen haben. Gleiches gilt für hauptamtliche Vertreter der zahllosen Interessenverbände, Lehrer und Professoren, insbesondere der Geisteswissenschaften, Genderbeauftragte und Soziologen. Schließlich Vertreter von Hilfsorganisationen und der gesamten organisierten Zivilgesellschaft. Nicht zu vergessen Wikipedia-Autoren. Telefondesinfizierer hingegen bleiben besser hier. 

Nur so ist gewährleistet, dass künftig keine Klimakatastrophen auftreten und endlich eine alles gleichmachende Gerechtigkeitsgesellschaft entsteht, die antirassistisch, antisexistisch, antikapitalistisch, inklusiv, solidarisch, vegan und ökologisch ist. Wer könnte zum Aufbau einer solchen Gesellschaftsordnung besser geeignet sein als die genannten Personengruppen?

Das Raumschiff soll nach dem philosophischen Leitstern der fortschrittlichen Kräfte Deutschlands benannt sein: Jürgen Habermas. Sein Kommandant wird der ranghöchste Passagier, Frank-Walter Steinmeier, dessen Eignung für sämtliche Ämter außer Frage steht.

In den wenigen uns hier auf der Erde noch verbleibenden Jahren ist es zu verschmerzen, dass uns praktisch die gesamte politisch-mediale Klasse verlässt. Wir können selbst – provisorisch – die Ordnung bis zum baldigen Untergang aufrechterhalten. Bis dahin werden zwei weitere Raumschiffe gebaut, in denen einige von uns Klimasündern mitfliegen, namentlich Ingenieure, Ärzte, Facharbeiter und Handwerker sowie Manager, Unternehmer und Angehörige der Sicherheitskräfte. Denn die von den Besten erdachte neue Welt will ja auch in die Praxis umgesetzt sein.

Zunächst ist aber entscheidend, die Habermas fertigzustellen, zu bemannen und so schnell wie möglich zu starten. Die anderen beiden Raumschiffe werden in Kürze nachkommen. 

Ganz bestimmt. Versprochen.

 

Nachtrag: Aufmerksame Leser haben mich darauf hingewiesen, dass die Reisezeit zu Ross 128 b nicht elf Jahre beträgt, sondern elf Lichtjahre. Das war wohl ein Fehler. Aber was soll man machen? Jetzt sind sie halt weg.

 

Titus Gebel ist Unternehmer und promovierter Jurist. Er gründete unter anderem die Deutsche Rohstoff AG und ist Autor des Buches Freie Privatstädte – Mehr Wettbewerb im wichtigsten Markt der Welt, in dem er einen Weg in eine positive Zukunft aufzeigt.

 

Foto: Dmytro Ivashchenko CC-BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons

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Andre Griessmann / 26.04.2019

Zitat von Gertraude Wenz: “... Bestücken wir doch stattdessen die zwei weiteren Raumschiffe mit all den Ärzten, Ingenieuren und Facharbeitern, die uns seit der Masseninvasion 2015 in hoher Zahl bereichert haben.” Die beiden Raumschiffe bleiben doch aber leer, oder sind Ihnen Vertreter dieser Zunft schon begegnet? Mir noch nie (kann natürlich auch an meiner sächsischen Heimat liegen).

Arno Schiebler / 26.04.2019

Man kann mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass der Besatzung des Raumschiffes der Unterschied zwischen “11 Jahren” und “11 Lichtjahren” nicht bekannt ist. Dafür hat man schließlich 30 Jahre grüne Bildungspolitik hinter sich. Die (leider utopische) Vorstellung, die oben genannten Personen unter dem Kommando von Kapitänin Merkel ins All entschwinden zu sehen, bringt mich immerhin zum Schmunzeln. Danke für den schönen Artikel!

Rico Martin / 26.04.2019

Lieber gestern als morgen. Ab ins Raumschiff und weg damit.

Bechlenberg Archi W. / 26.04.2019

Man kennt aus einschlägigen Büchern, Filmen und Groschenheften die Instanz des intergalaktischen Rates, in dem Vertreter aller Zivilisationen vertreten sind und darüber wachen, dass über die üblichen Schurkereien hinaus kein Unfug im Universum getrieben wird. Auch wenn dieser Rat ausgesprochen tolerant ist und selbst Vogonen und Froggs eine gewisse Quote an Boshaftigkeit zugesteht: ich bin sicher, dass die physische Verbreitung menschlicher Blödheit über die Achse Erde - Mond hinaus niemals abgesegnet würde.

Werner Geiselhart / 26.04.2019

Ich spendiere für die Wegfliegenden mein als Blackout-Vorsorge gehortetes Dosenbrot und das eingedoste Rührei. Werde es wohl nicht mehr brauchen, wenn die Zurückbleibenden wieder Energie-Vernunft einkehren lassen.

Frank Johne / 26.04.2019

Herrlich, hat mir den Start in den Freitag versüsst. Einen kleinen Schönheitsfehler hat die Vorstellung des Autors allerdings. In der dortigen Welt fehlt die wichtigste Gruppe: UNTERTANEN ! Deshalb möchte ich anregen, den knappen Platz im geplanten zweiten Raumschiff nicht mit Ingenieuren, Ärzten usw zu verschwenden. Auf deren Sachverstand können viele Polit- und Medienschaffende bekanntlich schon jetzt verzichten. Mitschicken sollte man stattdessen aber unbedingt möglichst viele: # Heimlich-Logistiker, mit Erfahrung in der grenzüberschreitenden, spurenfreien Umsetzung oder Zerlegung von Fortbewegungsmitteln aller Art # Wärmelampen-Gärtner und Strassen-Apotheker, für gute Laune zuständig # Intensiv-Handwerker! Gebraucht werden sowohl solche mit besonderen Fingerfertigkeiten im Umgang mit Schraubenzieher, Kuhfuss oder Schnitzmesser, als auch Kommunikationsspezialisten mit einem ‘Händchen’ für’s eher Grobe. Gern auch mit Sinn für starken Sippenzusammenhalt. Ist aber nicht Bedingung.

Leo Hohensee / 26.04.2019

Das ist ein toller Beitrag. Ich bleibe freiwillig hier. Und das mit den “Licht”- jahren ist für die Reisenden sowieso egal. Deren Licht wird ja ideologisch erzeugt und das geht ja in Lichtgeschwindigkeit - “jedem seine Lichtgeschwindigkeit”! Also einsteigen und hopp sind die da!

Julian Schneider / 26.04.2019

Um ehrlich zu sein: Ich hatte das Ganze schon aus einer anderen Warte betrachtet. Gottseidank nämlich, dass mit den linksgrünen Korniferen keine Raumfahrt mehr möglich ist (wollen sie ja auch gar nicht, nach dem Motto: “Wir haben hier bei uns ja genug zu tun. Raumfahrt ist rausgeschmissenes Geld”). Auf diese Weise bleibt dem Universum die Missionierung durch sozialistische Gutmenschen erspart. Nicht auszudenken, wenn die ihren ideologischen Gedankenmüll und ihre Weltverbesserungsphantasien und Verbotsorgien auf andere bewohnte Planeten übertragen würden. Ein sozialistisches Universum ohne Ausweg. Grauenhaft.

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