Bernd Zeller / 02.02.2010 / 12:35 / 0 / Seite ausdrucken

Unabsehbare Folgen freiheitlich gemeinter Islamkritik

Könnte ja sein, die Süddeutsche hätte wirklich recht, die Islamkritik läuft auf Vertreibung der Moslems oder Gettobildung hinaus. Die Gettobildung hat sich auch ohne Islamkritik vollzogen, an eine Vertreibung denken die Islamkritiker bei ihrer Islamkritik nicht, aber vielleicht bewirken sie diese? Die Bürgerrechtler und Friedenskreise wollten auch nicht den Sozialismus abschaffen und wehrten sich dagegen, als Feinde des Sozialismus behandelt zu werden, doch sie waren es. Kritik an Vampiren lässt sich auch nicht auf das Blutsaugen beschränken und darüberhinaus mit Respekt vor der Vampirkultur verüben.
Für mich trifft es zu wie von der SZ formuliert: ich will den Islam nicht kritisieren,

ich will den Islam nicht. Das Grundgesetz erlaubt mir das. Das Religiöse geht mich nichts an, was jemand glaubt, hat mich nicht zu interessieren, und es interessiert mich auch nicht. Islam als Kultur ist fragwürdig, islamischer Terror auf den Straßen und in den öffentlichen Nahverkehrsmitteln ist zu bekämpfen, und der politische Islam dürfte nicht einmal diskutabel sein. Läuft das auf ein Zentrum gegen Vertreibung hinaus?
Wenn ja, wie die Süddeutsche meint, bedeutet das denknotwendig, dass den Moslems aufgrund ihrer Rasse nicht zu helfen ist. Die sind eben so. Damit ist impliziert, dass die Integration nicht nur gescheitert, sondern von vornherein völlig unmöglich ist. Sie passen nicht zu uns, der Klügere passt sich an. Man hat nur die Wahl zwischen illusorischen Mulkul-Spinnereien und Kampf um Erhalt der demokratischen Ordnung. Der Staat würde aber diesen Kampf nicht führen, die Vertreibung wäre Teil eines Bürgerkrieges. Dies ist es wohl, was die Süddeutsche befürchtet. Denn es scheint ziemlich sicher, dass wir diesen Bürgerkrieg verlieren werden.
Die SZ-Auffassung ist im eigentlichen Sinne islamophob, sie fürchtet den Islam und scheut die Konsequenzen.
Zum Glück ist es nicht sicher, dass die Prämisse der SZ-Bonzen richtig ist. Sie würden das merken, wenn sie die Werte der Freiheit sehen könnten und nicht die Moslems bräuchten, um auf sie herabzusehen. In jüdisch-christlicher aufgeklärter Tradition ist existenzialistisch davon auszugehen, dass die Essenz des Menschen nicht der Existenz vorausgeht, heißt, dass das So-Sein nicht festgelegt ist. Der Islam sagt nichts über den Menschen. Niemand wird mit Kopftuch geboren, der Islam ist nicht genetisch.
Vor fünfzig Jahren war allen politisch Bewanderten klar, dass das mit Japan nichts wird, die Japaner sind einer jahrtausendealten Tradition verhaftet, Japan würde nie ein modernes Land werden können.
Das macht die Sache nicht einfacher. Es liegt an uns, die Demokratie nicht preiszugeben, auch nicht bezirksweise. Wir müssen aufhören, die Parallelkultur als fremde Macht anzusehen, mit der man sich nicht anlegt. Das wäre unser Beitrag zur Integration.

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