Arnold Vaatz, Gastautor / 29.08.2022 / 12:00 / Foto: Arnold Vaatz / 145 / Seite ausdrucken

Überlegungen zu Kostümfragen

„SPD-Linke fordern Waffenstillstand und Friedensverhandlungen mit Russland“ lautet die Schlagzeile in Deutschland am 26. August 2022. Und sie sind nicht allein. Die Militärs Kujat und Vad und der Ministerpräsident Kretschmer und die AfD – sie alle plädieren seit langem ebenso.

Alle diese Leute verbindet eines: Sie wollen, dass Putin

die gegenwärtig besetzten Gebiete der Ukraine behalten soll.

  • Gelegenheit nimmt, einen (in Russland) glaubwürdigen Sieg zu verkünden.
     
  • mit dem Sieg im Rücken die Volkswut auf die Spezialoperationsgegner im eigenen Land weiter anfacht, um diese in die Lager zu schicken oder umbringen zu lassen.
     
  • eine Atempause erhält, um seine durchlöcherte Armee zu regenerieren und sein Waffenarsenal zu ertüchtigen: Für einen Angriff auf Moldawien, Estland, Lettland, Litauen und Finnland. Wenigstens.
     
  • durch seine Sprachrohre Dugin und Medwedjew die Phantasien der russischen Babuschkas von einer Welt von Wladiwostok bis Lissabon unter russischer Knute beflügeln kann.

Habe ich etwas Falsches unterstellt? Dann will ich gern um Entschuldigung bitten! Dann mögen die Friedensbringer bitte erklären, wie sie genau diese Folgen ihrer Vorschläge verhindern wollen. Durch Diplomatie, nicht wahr? Durch die gleiche Diplomatie etwa, die auch den Überfall vom 24. Februar verhindert hat? Und was z.B. heißt „den Konflikt einfrieren“ (Kretschmer). Was liegt in der Gefriertruhe? Ich ahne es: die Krim, der Donbass, Cherson und Enerhodar – konserviert in russischem Eis.

Putin braucht eine Atempause

Die Debatte darüber ist müßig. Es geht um Hintergründe und Motive. Putin braucht dringend eine Pause, um sein Ziel, die Wiederherstellung der Sowjetunion, insbesondere die Auslöschung der Ukraine durch Besetzung, Terror und Deportation sowie die Einnahme des Baltikums und Moldawiens langfristig weiter zu verfolgen.

Ein Krieg gegen die NATO ist aus seiner Sicht unausweichlich, die russische Bevölkerung wird täglich darauf eingestimmt, aber er ist nur zu gewinnen, wenn man ihm eine Atempause gewährt. Gänzlich ins Wasser fallen seine Pläne, wenn ihm weiter jede Woche Munitionsdepots um die Ohren fliegen oder gar eines Tages die Bruchstücke des großen Prestigeobjekts, der neuen Brücke nach Kertsch, durch die sozialen Medien geistern.

Das liegt an den aus seiner Sicht verfluchten Waffenlieferungen des Westens an die Ukraine, deren Ausbleiben Angela Merkel versprochen hatte und deren Möglichkeit die Dummschwätzer vom GRU (russischer Militärnachrichtendienst) im Vorfeld der Spezialoperation so mir nichts dir nichts vom Tisch gewischt haben. Die Waffenlieferungen,  ohne die die Ukraine längst überrollt wäre. Deshalb jagt Putin seine Minenhunde und Trolle durch die politische Landschaft in Deutschland und sucht die Bevölkerung weichzuklopfen.

Zunächst war das Ziel: Ein Aufstand gegen die Waffenlieferungen zu organisieren. Oder sie wenigstens auf die lange Bank zu schieben (wie in Deutschland gehandhabt) und auf eine zwischenzeitliche Kapitulation der Ukraine zu hoffen. Das scheiterte an der Zähigkeit der ukrainischen Armee. Und die blöden Umfragen im Westen ergaben kein klares Bild des Widerstands gegen die Waffenlieferungen.

Tja, das waren noch Zeiten, Wladimir Wladimirowitsch: Als die sowjetisch gesteuerte „Friedensbewegung“ im Westen Riesenaufstände gegen die Nachrüstung aufbrachte und zugleich grenzenloses Verständnis für die russische Stationierung von SS20-Atomwaffen auf dem Gebiet der DDR empfand (Wehner damals: „Die sowjetische Rüstung ist defensiv“).  Alles Schnee von gestern.

Nicht der ganze Westen ist so schwach wie Deutschland

Die sogenannte Friedensbewegung hat zwar gezeigt, dass Deutschland für russische Wühlarbeit empfänglich ist. Aber außenpolitisch ist Deutschland bedeutungslos. Schröder, Merkel, Westerwelle, Steinmeier, Maas und ihre Büchsenspanner haben das in den letzten 25 Jahren geschafft. Zum Glück für die Ukraine. Die Deutschen können fordern, was sie wollen: Wenn sie mit Liebesentzug durch den Stopp von Waffenlieferungen und Aufbauhilfe drohen, ist das zwar bitter, aber für die Ukraine verkraftbar, denn sowohl die Briten als auch die Amerikaner, die Skandinavier und die Osteuropäer pfeifen auf die intellektuellen Ergüsse in deutschen Talkshows. Sie haben begriffen, was die Stunde geschlagen hat.

Ein Fehler der russischen Politik war es, die Schwäche Deutschlands pars pro toto für den Westen insgesamt zu nehmen: Die deutschen Meinungsführer, die noch angesichts der Krimannexion Putins dicke Freunde blieben (Schröder), ihm bauchpinselnd zu Füßen saßen (Kaeser, Stoiber, Seehofer, Söder, Kretschmer), ihn in Talkshows wacker verteidigten (Schmidt, Krone-Schmalz, Platzeck, Wagenknecht), die die autarken Energieversorgungsquellen Deutschlands zerstörten und der Ukraine Waffenhilfe expressis verbis verweigerten (Merkel), die russischen Großmachtambitionen („von Wladiwostok bis Lissabon“) verteidigen (Dehm, Neu) oder gar eine deutsche Staatskanzlei faktisch zu einer Kreml-Filiale umfunktionierten (Sellering, Schwesig).

Wenn es heute zuweilen heißt, „der Westen“ sei schuld am Überfall auf die Ukraine, so ist daran insofern ein Stück Wahrheit, als die eben aufgezählten politischen Leuchten in Deutschland ja zum Westen gehören. Sie haben die Selbstüberschätzung des  Kremlherrschers durch eindrucksvolle Proben ihrer Dummheit, Arroganz, Eitelkeit, Weltfremdheit, moralische Beliebigkeit oder schlichter Verliebtheit ins Kapitulieren gedüngt und gemästet.

Einem Nachbarvolk, das diesen Politikern und Industriellen nie etwas zuleide getan hat, und dem grundlos die eigenen Väter oder Großväter unermessliches Leid angetan haben, wird gegenwärtig Land geraubt und das Existenzrecht bestritten. Ein Staat, der diesem Nachbarvolk einst staatliche Souveränität zusagte, macht dort jetzt Siedlungen dem Erdboden gleich, tötet oder entführt willkürlich Menschen, fängt Kinder und gibt sie zur Adoption frei, foltert und kastriert Kriegsgefangene oder bringt sie um, stiehlt Ernte, Energie und Bodenschätze.

Keine Massenerkenntnis

Was motiviert die deutschen Friedensbringer, dies alles nonchalant abzutun? Ach so: „Die Ukrainer begehen auch Kriegsverbrechen!“ – schallt es einem gelegentlich entgegen. Ja, bedauerlicherweise. Aber die Ukrainer hätten nicht ein einziges Kriegsverbrechen begangen, wären Putins Leute dies nicht seit dem Frühjahr 2014 zehntausendfach „in Vorleistung“ gegangen. Dieser Vorwurf ist genauso zynisch, als wollte man den deutschen Einmarsch von 1941 mit den russischen Kriegsverbrechen an der deutschen Zivilbevölkerung 1945 rechtfertigen. Also: Was motiviert Putins deutsche Sympathisanten in Politik und Gesellschaft, Putins Spiel mitzuspielen?

Das Kontinuum, das Hitler und seine Kinder, die 68er, miteinander und mit den Zöglingen aus der Schule der Thälmannpioniere, der FDJ und SED verbindet, ist der Antiamerikanismus. Der Hass auf die USA, was immer diese tun. Soweit die Deutschen im Westen, nach Hitlers verbrecherischem Krieg in Demokratie, Frieden, Selbstbestimmung und Wohlstand aufwachsen durften, verdanken sie das ausschließlich den USA, die mit einer halben Million Soldaten 45 Jahre die sowjetische Expansion nach Westen verhinderten. Das wollen die Nutznießer dieser Politik nicht hören. Die unter US-amerikanischem Schirm ermöglichte Trias aus Freiheit, Demokratie und Wohlstand machte für die Ostdeutschen die Wiedervereinigung erstrebenswert. Unter sowjetischer Fuchtel in Ost und West hätte es einer solchen nicht bedurft. Dann müssten wir möglicherweise noch heute in ganz Deutschland bei Regenwetter Zinkbadewannen unter die Löcher in unseren Dächern stellen, für den Winter unsere Kohlekarten einlösen, ein komplettes Auto in Ersatzteilform im Keller horten, im Altbau ein Gemeinschaftsklo im Treppenhaus mit zwei anderen Mietparteien teilen und im Parteilehrjahr gegen den Schlaf kämpfen.

Im Osten ist das Feindbild USA mit hochaggressiver Propaganda vom Kindergarten an in die Gehirne der Menschen tätowiert worden. Die Intensität dieses Bombardements überforderte bei jedem Kind die Fähigkeit zur Kritik von vornherein. Die Brutalität, mit der jedes alternative Denken schon im Ansatz unterbunden wurde, die absolute Herrschaft über die Begriffe, machte fast alle bis tief in die Kirchen und später die Oppositionsgruppen hinein – ob sie sie selbst wahrnahmen oder nicht  – der Denke nach zu Marxisten und Sowjetmenschen. Obendrein konnte man beobachten, wie im Westen nahezu die gesamte Generation der Achtundsechziger dem Kommunismus und damit der Sowjetunion in die Arme lief. Das Schizophrene daran (denn dem Kapitalismus, wünschte man, während man an seiner Brust nuckelte und sich von ihm pampern ließ, zugleich den Tod) nahm man im Osten wahr, im Westen nicht.

Ein Ausbruch aus dem sowjetisch geprägten Antiamerikanismus mochte also individuell möglich sein, als politische Massenerkenntnis was er ausgeschlossen.

Das Ziel ist der Schuldspruch

Diese so entstandene tiefsitzende Affinität zu Russland macht große Teile besonders der Ostdeutschen, die es einerseits und berechtigterweise an Klarheit in der Bewertung des deutschen Faschismus nicht mangeln lassen, zu verlässlichen Komplizen des russischen Faschismus. Dessen Taten interessieren sie nicht. Das es zwanzig bis dreißig Millionen Menschen waren, die Stalin in Friedenszeiten töten, verhungern oder deportieren ließ, ist ihnen seit Jahrzehnten keiner Beachtung wert. Wenn Putin die demokratisch gewählte Kiewer Regierung als faschistisches Regime bezeichnet, nicken manche eifrig – ohne jeden Beweis zu fordern. Wenn sich Dmitri Utkin explizite Nazi-Insignien auf den Hals tätowieren lässt, seine Hitler-Begeisterung durch die Wahl des Namens „Wagner“ (armer Richard Wagner!) als Hitlers Lieblingskomponisten für eine der bestialischsten Mörderbanden unmissverständlich demonstriert und diese Bande in russischen Diensten morden lässt, so hinterlässt dies in den Augen seiner Freunde bei Putin im Westen keinerlei Flecken auf dessen weißer Weste.

Die bisher erwähnten Komponenten des Antiamerikanismus sind historisch eher im Abnehmen. Es gibt aber eine weitere, aufstrebende und weit mächtigere Komponente des Antiamerikanismus, die sich im Gegensatz zu den bereits Genannten auf eine tatsächliche von den USA ausgehende Gefahr gründet, die Fähigkeit der Demokratie nämlich, sich selbst abzuschaffen. Dieser Teil der Amerikafeindschaft ist provoziert durch selbstzerstörerische Pseudoreligionen, die von dort aus wie eine riesige Flutwelle über die westliche Welt hereinbrechen: die große  Dekonstruktion, welche die westliche Hemisphäre gegenwärtig heimsucht.

Hierzu gehören die Öko- und die Genderreligion. Immer mehr Menschen sehen in ihnen eine finale Bedrohung der westlichen Zivilisation – ihrer Grundlagen, Traditionen und Werte; denn alle diese Religionen münden in einen einzigen Endzustand: den unversöhnlichen Hass der Gesellschaft auf sich selbst. Nicht Lösungen – also Ressourcenschonung, die Aufhebungen von Benachteiligungen von Frauen oder den wenigen Diversen – sind das Ziel. Das Ziel ist der Schuldspruch. Unter dem Schuldspruch gegen sich selbst soll sich die Gesellschaft krümmen. Als Sühne soll sie aufhören, zu wirtschaften, zu essen, zu atmen, sich fortzupflanzen. Propagiert wird Sexualität, nicht aber Zeugung. Propagiert wird die Abtreibung, nicht aber die Geburt.

Freundschaft der Faust

In einem großen Bildersturm werden die Selbstverständlichkeiten früherer Zeiten – die Ehe zwischen Mann und Frau, das generische Maskulinum, unter „kulturelle Aneignung“ firmierende Moden, Filme, Straßennamen, Lehrbücher – demontiert und landen auf dem Abfallhaufen der Geschichte. Neue Kastenstrukturen werden aufgebaut: Die Frau ist besser als der Mann, die farbige Person ist besser als die Weiße, der Muslim besser als der Christ. Der Pluralismus in der Gesellschaft ist einer nicht mehr überbrückbaren Konfrontation gewichen, bei der die etablierten, vor jedem Wettbewerb geschützten Staatsmedien stramm auf einer Seite stehen und statt Information nur noch Erziehung und Kulturkampf betreiben. Immer mehr Menschen fühlen sich diesen aus Amerika herüberquellenden Angriffen auf ihre intimsten Lebensentscheidungen hilf- und schutzlos ausgeliefert.   

Auch ohne diesen neuen Hass auf Amerika, der eine sehr nachvollziehbare Ursache hat, wird die eigentliche Tiefe der Wurzel, welche die Komplizenschaft mit Russland im Wesen mancher Deutscher geschlagen hat, schon durch eine einfache Beobachtung deutlich: Sie hat nämlich einen wichtigen Kostümwechsel überlebt. Der Handschuh, mit dem die russische Hand vor dem Oktoberputsch 1917 im Verlauf von fast 500 Jahren nach Westen, nach Süden und in den Kaukasus zugegriffen hatte, trug die Insignien eines feudalen Autokratenstaates, der sich nicht wesentlich von anderen zeitgenössischen Mächten unterschied. Unter Lenin, Stalin und Breshnew trug der Handschuh um die russische Faust die Insignien des Kommunismus – Hammer und Sichel. So kostümiert wurde sie von zahllosen westlichen Intellektuellen aus sicherer Entfernung als künftiger Befreier der Menschheit gefeiert.

Heute hat die russische Faust diesen Handschuh abgelegt und agiert mit der nackten Haut. Und siehe: Die Freudschaft der Kommunisten (Dehm, Wagenknecht, Neu), der alten SED-Kader (Modrow) und der Sozialisten (Schröder) mit Russlands Mächtigen überdauerte den Kostümwechsel. Sie galt gar nicht der Befreiung der Welt durch Sozialismus. Die Freundschaft galt nicht dem Handschuh. Sie galt und gilt der Faust darin. Der Dekonstruktivismus aus Amerika liefert der russischen Faust nun einen neuen Handschuh: Auf ihm steht geschrieben: Ich rette die Welt aus dem Öko- und dem Genderwahn. Die Putin-Sympathisanten unter den deutschen (und europäischen) Rechten haben die russische Faust mit ihm neu kostümiert. Dass viele Menschen sich bei der Abwehr der Missionierung durch Öko- und Genderideologen im Bunde mit einem Massenmörder wähnen, ist eine gefährliche Gedankenlosigkeit, aber auch ein historisches Versagen der deutschen Konservativen, die diesen Pseudoreligionen hätten glaubhaft widersprechen müssen, statt zu ihnen zu konvertieren.  

 

Arnold Vaatz ist ehemaliger Bundestagsabgeordneter und ehemaliger DDR-Bürgerrechtler. Er war von 2002 bis 2021 einer der stellvertretenden Vorsitzenden der CDU/CSU-Bundestagsfraktion.

Foto: Arnold Vaatz CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons

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Thomin Weller / 29.08.2022

Ach, die (un-)bezahlte Nähe. Das in Polen nordkoreanische Firmen tätig sind,, ach die lieben Devisen, das Personal aus Nordkorea kommt und in polnischen Werften arbeitet, interessiert auch niemanden. Was sagt den der von der Vatikan AG(Gianluigi Nuzzi) geputschte Lech Walesa als Friedensnobelpreisträger dazu das Nordkoreaner in seiner Arbeitsstätte tätig sind? Ach, das macht nix, sie bauen für die USA Boote aber auch Hubschrauber.

Ebs Werner / 29.08.2022

Hmm, ist das nicht auch ein wenig spalterisch? Jeder der für Friedensverhandlungen ist, ist automatisch ein Putinfreund? Das bin ich ganz gewiss nicht. Andererseits würde ich sagen: Der Westen hat es verpennt. Hätte man dem alten Grundsatz si vis pacem, para bellum! beachtet, wäre es nicht so weit bekommen. Sollen wir uns für die Ukraine - der eine oder andere erinnert sich noch daran, so richtig doll demokratisch und vorbildlich waren die vor ein paar Jahren nicht - im Winter frieren und unsere Wirtschaft ruinieren? Wäre es nicht klüger historisch zu denken? Was zusammen gehört findet auch zusammen. Was ist wichtiger? Ob es 50 Jahre dauert oder ob 500 000 in einem Krieg sterben? Noch Anfang der 80 Jahre hätte niemand an eine Wiedervereinigung Deutschlands ohne blutigen Weltkrieg geglaubt. Das ukrainische Volk hat den verlustreichen, blutigen Widerstand gegen eine völkerrechtlichen Angriff gewählt - das muss man akzeptieren. Aber darf man nicht trotzdem der Meinung sein, dass andere Lösungen vielleicht weniger Menschenleben gefordert hätten? Natürlich ist es moralisch geboten, einen Überfallenen zu Hilfe zu eilen, aber wie weit muss die Hilfe gehen? Denn letztlich können wir Deutschen nicht die ganze Welt retten, auch wenn die Grünen uns das weiß machen wollen. Ich bin wahrlich - seit Abtritt von H. Schmidt - kein Freund der SPD. Aber Friedensverhandlungen werden (sic!) irgendwann diesen Krieg beenden. Und als Außenstehender kann man jederzeit Angebote machen - denn die Betroffenen brauchen sie ja nicht annehmen. Und die Ukraine muss und wird den oben genannten Punkten nicht zustimmen. (Und wer sagt, das nicht auch die Ukraine von einer Atempause profitieren würde?) Wo irgendwann der Kompromiss gefunden wird, entscheiden weder ich noch Sie. Also, lieber Herr V. vertreten Sie gerne ihre Meinung, aber diffamieren Sie nicht alle anderen automatisch als Putinfreunde - oder, was mich persönlich härter trifft - als Kretschmerfreund.

Wilfried Düring / 29.08.2022

@B. Berthold: Volle Zustimmung. Bravissimo und vielen vielen Dank! Mit einem hyper-aggressiven und verletzenden Debattenstil schaden wir uns nur selber und der Achse insgesamt. Dabei ist die Achse inzwischen eine der wichtigsten Plattformen unter den (noch) freien und unabhängigen Medien. Zu loben ist die liberale Freischaltungspraxis bei den Leserkommentaren.  @B. Neumann: Ich habe Ihre klugen und bedenkenswerten Anmerkungen gerne gelesen. zu (2) Soll ich mir ernsthaft den Sieg eines Systems wünschen, daß mich JEDEN neuen TAG, den der Herrgott noch werden läßt, wahlweise als Nazi, Dunkel-Deutschen, Hetzer oder Covidioten usw. beschimpft? Dieses System behandelt einen Teil des eigenen Volkes als Feinde, die ‘ihr Menschsein verwirkt haben’ (Zitat: Genosse Igor Levit). Wir müssen ungefragt mit diesem Paria-Status leben - mag das System also sehen, wielange es noch trägt ... . zu (1) Nicht nur Deutschland wurde immer kleiner, inzwischen stehen ehemalige Weltmächte vor der Auflösung. Hiermit meine ich die Unabhängigkeitsbestrebungen in Schottland, Katalonien, im Baskenland, den Kleinkrieg auf Korsika. Erwähnenswert sind weiter das hoffnungslose Zerwürfnis zwischen Flamen und Wallonen in Belgien. Bestrebungen in Südtirol kann man nur mit der scharfen Nazi-Keule in Schach halten; Siebenbürgen ist im Gegensatz zum Kosovo vergessen. Putin will Rußland mindestens in seinen jetzigen Grenzen offensichtlich unbedingt zusammenhalten und bekämpft hart Autonomie oder Unabhängigkeitsbestrebungen z.B. im Kaukasus. Herr Vaatz hat das Entstehen des ‘Imperiums’ in seinem Beitrag nachgezeichnet. Zu fragen wäre, ob sich Konflikte nicht besser im Rahmen - stabiler - föderativer Strukturen, bei Freiheit der Sprache, Literatur, Musik, Lieder, Traditionen der kleinen Völkerschaften lösen lassen. Die gescheiterten Revolutionen in Nordafrika (failed state Libyen) zeigen: Auch Stabilität ist ein Wert an sich. Eine mögliche völlige Destabilisierung Rußlands würde am Ende nur Verlierer sehen.

Marc Munich / 29.08.2022

Nachtrag @Munich/Szabo: Bei den “über 25 toten Russen” handelt es sich natürlich um über 25 MILLIONEN tote Russen, die auf deutsches Konto gingen…

Marc Munich / 29.08.2022

@Norbert Brausse ;  Ich wette um eine Kiste Vodka Gorbatschow, dass Sie mir “hier” keinen einzigen Schreiber rausziehen, aus dessen Beitrag hervorgeht, dass er/sie/es/ “nicht ansatzweise versuchen wollen zu begreifen, das Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine führt!”  Sind Sie dabei?! Oder wollten Sie “hier” auch nur mal kurz Ihren subjektiven Privatsenf dazugeben?    Schon Friedrich der Große wusste, dass „Angreifer der ist, wer seinen Gegner zwingt, zu den Waffen zu greifen.“  Ich gebe aber zu, dass diese Weisheit des preußischen Königs heute keinem Pseudomoralisten in der Masse der gutmenschlichen Meinerleins & Finderleins mehr zu vermitteln ist.

Holger Lundstrom / 29.08.2022

Ich bin nach wie vor verwundert, wie viel Lob für diesen zu mindestens 30% auf alternativen Fakten basierenden Artikel es hier auf der Achse gibt. Aber wer in kindischen Begriffen wie “gut” und “böse” denkt, ja wie in einem Disneyfilm, von dem ist keine größere intellektuelle Leistung zu erwarten. Wenn Sie - ja SIE! -  diesen Artikel gut fanden, führen Sie doch mal ein paar eigene “Faktenchecks” durch—und bereiten Sie sich schonmal auf eine gehörige Erweiterung Ihres Horizonts vor.

Rainer Schmidt / 29.08.2022

Eine herrlich normale Analyse des Status Quo. Die Absurdität des speziell deutschen politischen Diskurses kann man am Thema russischer Angriff auf die Ukraine eigentlich für alle Augen sichtbar machen. In den politischen Gräben fehlt es einfach an Weitsicht und an einem übergeordneten Interesse für Freiheit, Demokratie und Menschenrechte. Diese universellen Menschenrechte werden schon lange nicht mehr um ihrer selbst Willen verteidigt, sondern zum Spielball und Feigenblatt einseitiger politischer Interessen. Man kann natürlich den linken und den rechten Kräften im Lande (Die LINKE und die AfD) ihre absurde bis verschwörerische Russlandfreundschaft und das Fehlen klarer Worte vorwerfen aber das eigentlich Problem sind nicht die politischen Ränder, sondern die sog. politische Mitte. Ohne die absolute Orientierungslosigkeit, Schwäche und Unterwanderung der SPD wäre der Ukraineüberfall Russlands ganz anders verlaufen oder gar ausgeblieben. Die ideologisch taumelnde und dauerbremsende SPD ist eine Gefahr für Deutschland. Die SPD ist am absoluten Tiefpunkt ihres Daseins an die Regierung gekommen und das kann nicht gut für eine Land sein und: Die abstrusen Ansichten, die in der SPD zum russischen Angriff Russlands auf die Ukraine existieren kann man für alle wichtigen Politikfelder, wie Eurorettung, Dauermigrationskrise, Atomkraft, Genderwahnsinn etc. feststellen. Und in all diesen Politikfeldern bekämpft die SPD jede oppositionelle Meinung als Verfassungsangriff und setzt dabei ihre verbliebene Macht aus Meinungskartellen, Presseherrschaft, Regierungsherrschaft schamlos ein. Das traurige ist, dass die CDU nach 16 Jahren Merkel ebenfalls am Ende ist. Merz liefert ein paar Stichworte aber auch nicht mehr. 16 Jahre ohne Streiten für den besten Weg kann man nicht dadurch gut machen, dass man zufällig in der Opposition gelandet ist und dort sein Pflichtprogramm abspult. Die CDU hat leider auf unabsehbare Zeit jede Regierungsreife eingebüßt.

Alex Müller / 29.08.2022

Wie leider die meisten Artikel zum Thema, pflegt auch dieser den Mythos vom heldenhaften Kampf der demokratischen Ukraine gegen den blutrünstigen Putin, der die Rote Armee am liebsten schon übermorgen Richtung Lissabon schickte. Sogar die direkte Linie zu Hitler wird gezogen - alles Nazis, die nicht meiner Meinung sind, das kennt man ja, aber auf der Achse ist es neu. Abwägen, Hintergründe, Situationsberichte? Fehlanzeige. Es sei ein Blick auf die aktuelle Seite des Freitag empfohlen - Autor Martin Leidenfrost berichtet aus Odessa. Ob er vielleicht was spenden solle, z.B. für Waffen, fragte er 2 Protagonisten des Berichtes. Nein, antwortete ihm der eine, das verlängere nur den Krieg. Und der zweite meinte, seine Großeltern würden sich für 500 Dollar Rente mit jedem Besatzungsregime abfinden, denn die lokalen Oligarchen und die Regierung kümmerten sich nicht um soziale Belange. Vielleicht sind die Antworten nicht repräsentativ, aber so schaut’s evtl. für viele Ukrainer aus. Sie haben ganz andere Sorgen als die, ob sie von russischen oder ukrainischen Oligarchen ausgebeutet werden. Kann man sich im wohlhabenden Westen vielleicht nicht vorstellen. Wie es dem durchschnittlichen Ukrainer ergeht, welche Sorgen er hat, scheint jedenfalls kaum einen der Kommentatoren hierzulande zu interessieren.

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