Peter Grimm / 25.04.2023 / 06:15 / Foto: Pixabay / 29 / Seite ausdrucken

Tri-tra-trallala – der neue Senat ist endlich da

Es ist, als ginge im Kasperletheater der Vorhang auf. Manche Puppen sind zwar neu, doch ihre Rollen längst bekannt, und dennoch tun alle so, als ob ein neues Stück beginnt. So ungefähr fühlt sich die Vorstellung der neuen Berliner Landesregierung an.

Während die Klebe-Extremisten versuchten, den Verkehr in der Hauptstadt zu behindern, haben die Berliner nun gestern ganz offiziell erfahren, wie sich ihr neuer Senat zusammensetzen wird, nachdem auch der CDU-Landesparteitag dem Koalitionsvertrag zugestimmt hat. Und im Unterschied zu der knappen SPD-Mehrheit von 54,3 Prozent bei der Mitgliederabstimmung bekam die Koaltion beim Landesparteitag der CDU eine 100-prozentige Zustimmung. Alle 275 anwesenden Delegierten sollen am Montag für das schwarz-rote Bündnis stimmen, ohne Gegenstimmen und ohne Enthaltungen. Manch DDR-Sozialisierter bekommen bei hundertprozentigen Abstimmungsergebnissen immer ein so mulmiges Gefühl, aber bei der Berliner CDU des Jahres 2023 kann sich wohl kein Parteitagsdelegierter gezwungen oder genötigt gefühlt haben, dem Vertrag gegen seine Überzeugung zuzustimmen.

Dennoch ist es bemerkenswert, dass die Sozialdemokraten einem inhaltlich von ihnen dominierten Regierungsprogramm nur mit knapper Mehrheit zustimmen, während sich die CDU, die inhaltlich nicht so viele sichtbare Spuren im Koalitionsvertrag hinterlassen hat, hundertprozentig hinter selbigen stellt.

Anschließend wurde auch von der CDU kundgetan, wer welches Senatsamt übernehmen werde. Die SPD hatte dies ja bereits zuvor getan. Franziska Giffey wird Vize-Regierende und Wirtschaftssenatorin, Iris Spranger bleibt wie in rot-rot-grünen Zeiten Innensenatorin, Senator für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen wird der bisherige Vize, Christian Gaebler. (mehr dazu hier)

Diese Besetzungen stehen für ein „Weiter so“. Und wer kommt nun von der CDU-Seite ins Amt? Klar ist natürlich, dass Kai Wegner Regierender Bürgermeister wird. Dass der Musikmanager Joe Chialo Kultursenator werden würde, war ebenso gesetzt. Die Süddeutsche Zeitung präsentierte ihn beispielsweise vor zwei Wochen unter der Überschrift „Türsteher, Sänger, Senator“ so: „Joe Chialo, 52, Musikmanager und Mitglied im Bundesvorstand der CDU, lässt selten eine Möglichkeit aus, sich zu Wort zu melden. Im Focus plädierte er im Meinungsbeitrag für ein gesellschaftliches Dienstjahr, in der Welt forderte er nach der Randale zum Jahreswechsel in Berlin 'tough love' gegenüber den Tätern, 'liebevolle Strenge'.“

Der 1970 in Bonn geborene Sohn einer katholischen Diplomatenfamilie aus Tansania war aber früher nicht nur Türsteher und später Musikproduzent, sondern hatte zuvor eine Berufsausbildung zum CNC-Fräser absolviert und ein Politikstudium begonnen. Er hat sein Geld jahrelang mit eigenen Firmen verdient. Er war in den neunziger Jahren einmal Mitglied bei den Grünen, trat dort aber wieder aus und 2016 – wie es heißt, wegen Angela Merkels „Flüchtlingspolitik“ – in die CDU ein. Diesen Merkel-Anhänger hatte schon Kanzlerkandidat Armin Laschet in sein Wahlkampfteam geholt. Der Mann hat eine interessante Biographie, aber steht er für einen Politik-Wechsel in Berlin?

Hoffnungszeichen nur für Kenner?

Wer sind die anderen CDU-Senatoren? Der langjährige Abgeordnete und Generalsekretär der Berliner CDU, Stefan Evers, soll Finanzsenator werden. Als Bildungssenatorin ist die bisherige bildungspolitische Sprecherin der CDU-Fraktion, Katharina Günther-Wünsch, vorgesehen.

Senatorin für Verkehr und Klimaschutz soll die stellvertretende CDU-Landesvorsitzende Manja Schreiner werden, eine promovierte Juristin mit Erfahrung in der Baubranche, wie die Welt schreibt. Das Justizressort wird die Vizepräsidentin des Bundesamts für Verfassungsschutz, Felor Badenberg, übernehmen, die bislang in der Berliner Landespolitik nicht bekannt war und auch nicht Mitglied der CDU ist.

Vielleicht vermag ein intimer Kenner der Berliner CDU in diesen Personalien Hoffnungszeichen zu erkennen. Immerhin läge für eine bessere Landesregierung als die bisherige die Latte nicht hoch. Nur die Erwartungen etlicher Berliner CDU-Wähler dürften höher sein. Zwar sind es die Hauptstadt-Bewohner gewöhnt, von ihren Landesregierungen enttäuscht zu werden, nur diejenigen, die diesmal für die CDU stimmten, werden von einem weiteren Versuch vielleicht wieder Abstand nehmen. Es wäre außerdem interessant gewesen, welches Ergebnis eine Mitgliederabstimmung bei den Christdemokraten gebracht hätte. Aber das wird man nie erfahren.

Wenn es mit dem neuen Senat, der nun vom Abgeordnetenhaus gewählt wird, wie im Kasperletheater weitergeht, dann müsste das Stück ja ein gutes Ende finden. Man braucht allerdings sehr viel Phantasie, um sich vorzustellen, wie das gehen könnte.

Foto: Pixabay

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Leserpost

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M. Buchholz / 25.04.2023

Ganz schön clever die Berliner, nun kann keiner mehr über die Grünen und ihre Politik lästern. Jetzt geht’s eben schwarz-rot genauso grün weiter, den Bach runter. Wer als CDU Wähler in Berlin auf eine andere Politik gehofft hat, hätte sich mal besser bei ARD und ZDF über die CDU und das Erbe Merkels informieren sollen.

Hans-Peter Dollhopf / 25.04.2023

“Und im Unterschied zu der knappen SPD-Mehrheit von 54,3 Prozent bei der Mitgliederabstimmung bekam die Koaltion beim Landesparteitag der CDU eine 100-prozentige Zustimmung.” - - - Was zeigt, dass bei den Linken die “Brandmauer” im Kopf nicht sauber nur entlang dem Afd-Feind verläuft, während bei den “Rechten” die reine Machtgier-“Vernunft” dominiert. Die Böcke görtnern nun weiter.

HaJo Wolf / 25.04.2023

So, liebe Wähler, und jetzt schauen wir uns mal an, wer inzwischen noch wählbar ist, wer noch die Interessen derer vertritt, von deren (Steuer)geldern er/sie/es fürstlich dahinschmarotzt. Wie bitte? Es ist niemand mehr wirklich wählbar? Dann wählen Sie diese Kriminellen doch bei den nächsten Wahlen einfach nicht mehr, geben Sie ihre Stimme ab, indem sie den Wahlzettel durchstreichen und damit eine ungültige, aber zu zählende Stimme abgeben. Das ist die einzige Möglichkeit, demokratisch und legal seine Meinung kund zu tun. Alle anderen, auch wesentlich erfolgversprechendere Möglichkeiten basieren auf dem Recht des Knüppels.—- Was würde eigentlich passieren, wenn die große, höher als absolute Mehrheit der Wahlberechtigten einen ungültigen Wahlzettel abgäbe? Abgesehen davon, dass uns dies niemals mitgeteilt würde, weil die Politverbrecher uns bei Wahlen stets betrügen, was wäre möglich? Ist sowas überhaupt vorgesehen?

Fritz Dieterlein / 25.04.2023

Aber und jetzt kommt das große Aber: Der Wirtschaftsstandort Deutschland ist besser als sein Ruf. Die Firmen performen – trotz Widrigkeiten. Die Wirklichkeit schaut bei uns anders aus.  Der „faire Ausgleich“ wird real nur durch das Heißlaufen der Gelddruckmaschine erreicht.  Bei uns im Speckgürtel von München, überwiegend gut situiertes Publikum. Der EDEKA zu, der REWE macht im Oktober zu, der Getränke-Markt zu, Der Bäcker hat aufgegeben. Die Schlagzeile heute: ALDI Nord und Süd Rote Zahlen. Die Spargel -holzbude hat das erste mal seit 15 Jahren gar nicht mehr aufgemacht. Hi, die Enteignung der Gedanken fußt auf der Enteignung der Vermögen. Grün braucht eine rote Basis. Glaube, der Einstein war`s :  „Die Definition von Wahnsinn ist: immer wieder die Gleichen zu wählen und andere Ergebnisse zu erwarten.“Seit Hendrik Wüst im Interview mit der FAZ verkündete, dass „das Konservative nie der Markenkern der CDU war“ (womit Wüst mehr weiß als viele Wähler, die das Kreuz lange Zeit bei der CDU machten), stellt sich mir noch drängender die Frage, welche Partei man eigentlich wählen soll, wenn man im besten Sinne konservativ denkt. Ein Denken, mit dem Deutschland sehr lange, bis Merkel sehr gut beraten war. Seit dieses Denken über Bord geworfen wurde, geht es ständig abwärts. Die Antwort auf meine Frage ist wohl, dass Konservative nach dem Willen der neuen „Eliten“ am besten gar nicht wählen sollten.Der Umgang der Union mit Maaßen war schon erbärmlich. Man biedert sich schon wieder an den Zeitgeist an und schleimt sich bei den MSM ein.  Wer in Deutschland die Realität benennt, hat bei den Meinungsmacher einen sehr schweren Stand. M.f.G.

S. Wietzke / 25.04.2023

Welcher Schlumpf da welches Amt übernimmt ist völlig irrelevant. Die muss man nicht kennen und sich auch nicht merken. Könnte man auch eine Schrankwand hinstellen. Ansonsten passt die Gurkentruppe wirklich perfekt zu dieser völlig überflüssigen Gebäudeansammlung.

Wilfried Cremer / 25.04.2023

hallo Herr Grimm, eher sind das Marionetten, die der grüne Zwangsfunk tanzen, oder besser: hampeln, lässt. Denn merke: Sendezeit ist Macht.

Karl Emagne / 25.04.2023

Zwar hat Felor Badenberg im BfV maßgeblich die Einstufung der AfD als Verdachtsfall vorangetrieben. Eventuell ist sie aber doch froh, nun nicht mehr unter der Ägide eines Haldenwangs zu stehen, um statt dessen ein wenig Ordnung ins Berliner Justizressort zu bringen und vielleicht ja sogar etwas zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität beizutragen. Immerhin hier mag es einen Hoffnungsschimmer geben. Ansonsten ist man in einem Verein wie der CDU, dem es seit Angela Merkel unmöglich um politische Inhalte gehen kann, so beglückt, in Berlin wieder an Posten zu gelangen, dass dafür jeder Koalitionsvertrag unterschrieben worden wäre. Vielleicht hat die SPD nicht hart genug verhandelt, was die dortige geringe Zustimmungsrate erklären könnte.

Jochen Brühl / 25.04.2023

Das Abstimmungsergebnis bei der CDU beweist meine hier bereits geäußerte Sichtweise, wonach die CDU 100% dessen erreicht hat, was sie wollte. Sie stellt den Regierungschef.

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