Wir haben ein neues Haustier. Es heißt Tom, kann sprechen, jodeln, singen und wir teilen es mit tausenden anderen Menschen. “Talking Tom” ist ein virtueller Kater, ein iPhone- und iPad-App. Allerliebst. Das Tier ist der neue Star im Internet, täglich bekommt es neue Fans, auf youtube läuft ein Wettbewerb um die besten Videos mit ihm. Wer Apps gegenüber jemals skeptisch war, wird beim Anblick Toms alle Zweifel ablegen. Haben wollen! Wenn man das virtuelle Tier am Kinn krault, beginnt das iPhone zu schnurren. Tritt man Tom gegen die Pfote, schreit er kläglich, ist aber sofort zur Versöhnung bereit, wenn man ihm ein Glas Milch eingießt oder wieder streichelt. Man kann ihm auch - Wumms! - eine reinhauen. Virtuell, versteht sich. Dann fällt Tom um, schreit dabei ein bißchen und steht wieder auf.
(achgut-Hinweis: Es ist wichtig, die Kinder davor zu warnen, echten Tieren echte Kinnhaken zu verpassen und gegen die echten Pfoten zu treten. iPhone und iPad, mit oder ohne Katzen-App dürfen auch niemals in die Waschmaschine oder Mikrowelle und/oder gebügelt werden.)
Ruft man Tom etwas zu, nimmt das Gerät es auf und Tom wiederholt es mit ulkiger, verzerrter Stimme. Es ist, als würde er die Menschen veräppeln, aber alle haben ihren Spaß. Tom jodelt, singt und spricht Sätze wie: “Ich bin der Allerallergrößte und Du bist ein Trottel”- oder was auch immer der iPhone-Besitzer ins Mikrofon haucht. Daraus lässt sich anschließend eine lustige Sequenz basteln, gut gelungene (oder die man dafür hält) stellt man auf Youtube.
Talking Tom verursacht keinerlei Futterkosten, er braucht kein Katzenklo, fängt keine Mäuse und wenn er nervt, schaltet man ihn aus. Schade, dass es noch keinen Männer-App dieser Qualitätsgüte gibt! Falls Sie also irgendwo Menschen erblicken, die ihr iPhone liebkosen oder abwatschen - es sind nur Artgenossen, die sich über ihr neues Haustier freuen.
Silvia Meixner ist Journalistin und Herausgeberin von http://www.good-stories.de