Was passiert, wenn eine auf Wunschdenken basierende Politik die Warnungen von Energie-Realisten ignoriert, kann man zur Zeit eindrucksvoll in Südafrika studieren. Eine katastrophale Energiekrise hat weite Teile der Wirtschaft lahmgelegt und bedroht zugleich die wirtschaftliche und politische Stabilität einer Reihe von Nachbarländern. Das utopische Denken zum Thema Energie dürfte über kurz oder lang auch in Deutschland und anderen europäischen Staaten zu ganz ähnlichen Energie- und Wirtschaftskrisen beitragen.
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Die Energiekrise in Südafrika hat bei den Gold- und Platinproduzenten am Freitag die Produktion lahmgelegt. Die Regierung rief den Energienotstand aus, und sie kündigte Stromrationierungen an. Die Krise gründet auf einer Fehlplanung der Regierung in den 1990ern.
Die südafrikanische Regierung hat wegen der anhaltenden Elektrizitätsengpässe und der daraus resultierenden Unterbrechung der Stromversorgung den Energienotstand ausgerufen. In mehreren Stadt- und Landesteilen fiel in den letzten Tagen während mehrerer Stunden der Strom aus. Inzwischen ist ein Programm zur Stromrationierung angekündigt worden. Die führenden südafrikanischen Goldförderer, AngloGold Ashanti, Gold Fields und Harmony Gold, sowie der grösste Platinförder, Anglo Platinum, reagierten unterdessen mit der Einstellung der Förderung in ihren südafrikanischen Minen. Die staatliche Elektrizitätsgesellschaft Eskom hatte den Unternehmen mitgeteilt, eine ausreichende Stromversorgung könne nicht mehr sichergestellt werden.
Verheerende Folgen für den Bergbau
Die Ankündigung der Goldförderer führte zum Einbruch der Kurse für südafrikanische Goldaktien und zu einem scharfen Anstieg des Goldpreises. Der CEO von Gold Fields, Ian Cockerill, begründete den Entscheid zur vorläufigen Einstellung der Goldförderung damit, dass Eskom den Bergbauunternehmen mitgeteilt habe, die Stromversorgung in den nächsten zwei bis vier Wochen auf ein absolutes Minimum reduzieren zu müssen. Nach Einschätzung von Cockerill wird dies allein für Gold Fields einen Produktionsausfall von 7000 Unzen pro Tag zur Folge haben. Analytiker bezeichneten die Massnahme von Eskom als verheerend. Die Regierung müsse die Versorgung der Bergbauunternehmen mit Strom unter allen Umständen gewährleisten.
Der Mangel an Elektrizität hatte in den vergangenen Wochen nicht nur für die Goldförderer negative Folgen gezeitigt, sondern für praktisch alle Wirtschaftszweige des Landes. Es wird inzwischen befürchtet, dass der Energiemangel zum Rückgang des Wirtschaftswachstums insgesamt führen werde. Das von der Regierung in den vergangenen Jahren postulierte Ziel einer Steigerung des Wirtschaftswachstums von derzeit 4% bis 5% auf 6% im Jahr 2010 wird von Analytikern inzwischen als illusorisch erachtet. Es wird befürchtet, dass die Energiekrise zu einem Vertrauensverlust der ausländischen Investoren führen werde.
Fehlplanung und Ignoranz am Werk
Der Energiemangel in Südafrika ist auf eine krasse Fehlplanung der südafrikanischen Regierung in den neunziger Jahren zurückzuführen, wie dies am Freitag auch der Minister für öffentliche Unternehmen, Alec Erwin, einräumte. Nach der politischen Wende von 1994 hatten die neuen Machthaber in Pretoria nicht damit gerechnet, dass die Wirtschaft sich schnell erholen und über die Jahre Wachstumsraten von über 4% erreichen würde. Die Regierung von Präsident Mbeki hat in den letzten Jahren wiederholt auch Warnrufe von Eskom überhört oder nicht ernst genommen. Die staatliche Elektrizitätsgesellschaft hatte immer wieder betont, die Kraftwerke des Landes müssten überholt und neue Kraftwerke errichtet werden.