Silvia Meixner / 14.07.2013 / 18:47 / 1 / Seite ausdrucken

Silvis Culture Club (40): Dutti paletti

Männer haben’s auch nicht einfach. Kürzlich las ich erstaunt, dass der letzte Trend in Sachen Herrenfrisuren der Dutt ist. Ja, genau, das gerollte Ding, das man sonst eher an strengen Klavierlehrerinnen findet. Abends sieht er, perfekt gerollt, schön aus. Auch an Klavierlehrerinnen.

Nun ist es also in der Männerwelt angekommen, zumindest in der Phantasie eines Berliner Stadtmagazins, vermutlich haben die Lifestyleexperten dort wochenlang gesucht, um eine Handvoll williger Männer zu finden, die gerade nichts Besseres vor hatten, sich mit Dutt fotografieren ließen und dazu weitgehend Sinnloses fabulierten.

Ein Italiener verriet, dass es in Berlin toll sei, weil in Italien würde er scheel angeguckt werden mit seinem Dutt – in Berlin hingegen gucke niemand. Dutti paletti, in Italien weiß man halt, was schick aussieht. Ich kenne keinen Mann mit Dutt und ich habe auch auf der Straße noch nie einen gesehen, weshalb ich es mutig finde, fünf Haarknoten gleich zum Trend auszurufen. Ich konnte im Schnelltest im Bekanntenkreis jedenfalls keinen Mann finden, der sich für die Idee begeistern würde. Einer fragte besorgt: „Hast Du was getrunken?“

Die meisten Männer lehnen den Dutt aus einem sehr profanen Hauptgrund ab: Männer ab 30 sind froh, wenn sie überhaupt noch etwas zum Kämmen auf dem Kopf haben, mit Detailproblemen wie einem Dutt halten sie sich da nicht auf. Für den Fall, dass der eine oder andere Leser jetzt doch Lust bekommt: Unter http://www.frauenzimmer.de gibt es eine Anleitung.

Was kommt als nächstes? Ich finde, dass der Minirock für den Herrn jetzt endlich einmal an der Reihe ist. Auch die Freuden der Plateauschuhe sollte man Männer nicht länger vorenthalten. Und Wimpern färben. Meine Herren, ich rate zum Wimpernfärben!

Silvia Meixner ist Journalistin und Herausgeberin von http://www.good-stories.de

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Maria-Anna Konietzko / 14.07.2013

Alles schon mal dagewesen, Frau Meixner, vielleicht nicht gerade Dutt, aber zumindest eine gut gepuderte Löwenmähne (wenn auch manchmal perückenmäßig) schmückte die Herren vor einigen Jahrhunderten, und natürlich der Zopf. Und dann die Kleidung: mit Schnallen und hohen Absätzen versehene Schuhe, enganliegende Strumpfhosen, schöne gerüschte Hemdchen mit schmückenden Krägen, samtige Jacken, Hüte wie Wagenräder und Federn obendrauf. Eindeutig war das männliche in früheren Zeiten das buntere Geschlecht.

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