Zu Zeiten des Kalten Krieges wurde in Berlin(West) ein riesiger Schlachthof gebaut, der nur den Sinn hatte, viel Geld aus dem Subventiontöpfchenzu bekommen. Dazu wurden die armen Schweine (im wahrsten Sinne des Wortes) von westdeutschen Landen über die Autobahnen nach Berlin gekarrt, dort geschlachtet, nach der Schlachtung wieder auf dem gleichen Weg zurückbefördert. alles zum Wohle einer Geldbörse die ich nicht kenne und auch nicht kannte, aber nicht zum Wohle dieser armen Schweine.
Genau so ist es Herr Vogt. Die Gründe, die Sie anführen, haben zu einer Zentralisierung geführt. Und das aus den von Ihnen genannten Gründen. Die Kommentatoren hier im Forum, die da meinen, sie wüssten es besser, haben keine Ahnung, keinen blassen Schimmer. Schon in den 60er Jahren wurde kleinen Schlachtereien die Schlachterlaubnis, hauptsächlich aus hygienischen Gründen, entzogen. Und dieser Trend hat sich bis zur heutigen Zeit immer weiter fortgesetzt. Die Behörden und damit der Staat, hat dafür selbst gesorgt. Aber es gibt auch in diesem Forum Leute, die meinen, sie müssten die Klappe aufmachen, nur um sich wichtig zu machen.
@ Dr. Hans Christ: Danke für Ihren sachkundigen Kommentar. Ich möchte nur hinzufügen, dass auch ein Turnierpferd sich weigern kann, sein Transportmittel zu betreten, und das ich so etwas diverse Male erlebt habe. Ein Ross beobachtete ich einstmals, wie es, zurück von einer Zahnbehandlung, vollkommen verschwitzt aus dem dem Transporter kam und sich sofort im Sand wälzte. Wie auch junge Hunde können viele Tiere Angst vor dem Transport haben, und die Verhikel mögen eine Art klaustrophobische Angst auslösen. Der Artikel oben ist so weit weg vom Tier, dass er nicht mehr in die heutige Zeit passt.
Ich bin in den 70ern und 80ern auf dem Land in Franken aufgewachsen. Bei den Bauern gab es mindestens 2 mal im Jahr Hausschlachtung, bei Nicht-Landwirten 1 mal. Die Sau wurde per Bolzenschuß ins Jenseits befördert. Jeder Hof und auch die Häuser der Nicht-Landwirte hatten eine Schlachtküche mit großem, holzbefeuertem Kessel. Da wurden die Blut- und Leberwürste, Innereien, Speck usw. gekocht. Anschließend “Metzlsuppn” (Schlachtschüssel) mit Kesselsuppe, Kraut, Innereien, Speck, frisch gebratenen Batwürsten (fränkische, keine Nürnberger). Die Landmetzgereien haben ebenfalls noch selber im Betrieb geschlachtet. Doch dann kam die EU mit Hygienevorschriften, die für einfache Landmetzgereien nicht umsetzbar, weil viel zu teuer waren. Seitdem schlachten die verbliebenen Betriebe im Schlachthof der nächsten Stadt. Schade.
@ A.Lisboa: Der Vergleich mit den Großkrankenhäusern ist durchaus passend. Man kann auch noch Großschulen anführen. Natürlich ist es “the economy, stupid”. Ich schließe mich den Lesern, die die Ausführungen kritisch sehen, an. Was gar nicht zur Sprache kommt im Stück, sind die abzulehnenden Tiertransporte über längere Strecken. Diese betrifft auch Schweinetransporte über Grenzen, die man z.B. nach Italien oder Spanien rollen sieht zur Herstellung und Räucherung von angeblich lokalem Schinken. Der einzige lokale Schinken ist Pata Negra vom Schwarzen Schwein. Vieles vom Rest ist lokale Räucherung und mehr nicht. Auch diese Passage kann ich nicht unterschreiben: “Ein Betrieb, der am Tag tausende Tiere verarbeitet, hat sowohl mehr Erfahrung als auch bessere Technik im Umgang mit den Tieren.” Je größer, desto anonymer, desto mehr wächst die Distanz zum Tier. Im Krankenhaus ist es nicht unähnlich. Technik mag sein. Aber zum guten Umgang mit Tieren gehört Kenntnis und Feingefühl. Es verkauft mir sicher niemand, dass angekarrte rumänische Hilfsarbeiter sich besonders dadurch auszeichnen, genauso wenig wie Spediteure. Hinterhofschlachtung (oder im Bad) gibt es nur noch in bestimmten Milieus. Ansonsten spricht nichts gegen Dezentralisierung. Dann hat man eben nicht mehr jeden Tag Wurst im Einkaufskorb.
Ein Großschlachthof hat i.d.R. bessere Möglichkeiten, mit seinen modernen Anlagen eine hygienisch hochwertige und tierschonende Schlachtung durchzuführen. Wer schon mal das unqualifizierte “Gemetzel” bei Hausschlachtungen ansehen durfte, wie das Tier erst leiden muß oder die oft technischen Unzulänglichkeiten in Kleinstbetrieben, der weiß das. Im Fall Tönnis ist ungerecht, dass man vom jahrelangen Versagen der staatlichen Behörden ablenken will und es passt auch noch bequem zur politischen Kampagne Fleischverzicht. ABER: Es existieren klare Hygieneregeln und staatliche Behörden, die das überwachen sollen und die auch knallhart mit Auflagen, Bußgeld und Verboten durchgreifen könnten! Wenn diese Überwachung aber unwirksam ist, weil die ganze Hierarchie der behördlichen Abhängigkeiten und Rücksichtsnahmen destruktiv wirkt, was dann? Es zwingt auch niemand die ausländischen/ deutschen Werksarbeiter in Billigunterkünfte - die wollen nämlich ihren Verdienst nicht hier ausgeben, sondern zu Hause in der geliebten Heimat. Die wollen gar nicht hierher! Es bleibt wie es ist: Man muß hier eindeutig von Staatsversagen sprechen, denn dort liegt letztlich die Verantwortung und die Macht - Sei der Schlachthof groß oder klein!
Sehr guter Beitrag. Es ist genau so einfach wie Sie es beschreiben. Erst die in grossem Stil durchgeführte Industrialisierung, Digitalisierung, Modernisierung und die damit verbundenen Produktivitätsfortschritte haben es ermöglicht die Massen auskömmlich zu unterhalten. Allein deshalb können die Menschen mit dummen Wohlfühl-Platitüden und ihrer Version von früher war alles besser Anderen auf den Zeiger gehen und so tun als wären es nicht Tönnies, Amazon, VW & Co und das Heer aus Unternehmern, Codern, Erfindern, Entwicklern und Ingeneuren, die die Selbstgerechten vor den Konsequenzen ihrer eigenen Wünsche abschirmen.
Lieber Herr Kaufmann, früher ist nicht früher. Im Mittelalter wurde auch viel Fleisch gegssen. Bis ins 19. Jahrhudert dagegen war der Fleischverbrauch abgesunken. Hängt eventuell mit dem Einzug der ersten Phase des Kapitalismus und Bevölkerungswachstum zusammen.
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