Im Buch Das Schlechte am Guten setzt der Verfasser Maternus Millett ein Gegengewicht zur Ideologie der Beglückung. „Warum politische Korrektheit scheitern muss“ lautet der Untertitel und formuliert damit seinerseits eine Wunschhaltung.
Er hat ganz tüchtig Fragen aufgezählt und Schattenseiten aufgelistet, was gewiss vielen Menschen helfen kann, den Blick zu erweitern. Wie sehr aber die politische Korrektheit schon zur Gehirnschnecke geworden ist, zeigt sich daran, dass es zu jedem der Argumente ein linkes Theorem gibt, damit die Welt wieder stimmt. Die Anhänger der gerneguten Ideologie wird er nicht erschüttern.
Zu sehr bewegt sich Maternus Millett auf der Ebene der Gesamtsicht, weil dort die politische Korrektheit spielt. Dass es immer negative Begleiterscheinungen gibt, wird niemand bestreiten, aber deshalb ändert auch niemand seine Weltanschauung. Interessanter wäre zu erfahren, worin der Gewinn der Akteure besteht. Dass sie gut sein möchten, kann man ihnen ja wohl kaum vorwerfen. Wenn sie aber damit ihre Bequemlichkeit begründen und eine Industrie betreiben, könnte man schon eine Ermittlung einleiten. Hier aber scheint Maternus Millett niemandem wehtun zu wollen, so als Mann.
Einige Argumente sind auch recht dünn bis angreifbar. Dass es den Sklaven vor der Befreiung besser ging als hinterher und sich manche sogar freikaufen konnten, da lesen wir lieber nicht so genau hin, und dass Gandhi und Martin Luther King nur in widrigen Umständen zu denen werden konnten, die sie waren, mag sicher so sein, kann aber diese Verhältnisse wohl kaum legitimieren, zumal beide ansonsten auch länger gelebt hätten.
Überhaupt kämpft er sich an den Emanzipations- und Befreiungsrhetoriken ab, mit denen er aufgewachsen ist; inzwischen ist Vielfalt das Schlagwort.
Jemandem, der sich noch nicht entschieden hat, in linker Gefolgschaft zu marschieren oder selbst zu denken, kann man mit diesem Buch ein brauchbares Geschenk machen.