Maxeiner & Miersch / 12.02.2013 / 09:54 / 0 / Seite ausdrucken

Promis und Dummis

Dustin Hoffman überraschte uns durch ein Interview, in dem er über die Tierrechtsorganisation PETA sprach. „Für mich ist PETA eine radikale, faschistische Organisation,“ sagte er. Sie finanziere sich von Spenden manipulierbarer Tierfreuden. Solche klaren Worte über die größte, mächtigste und reichste Tierrechtsorganisation der Welt hört man selten aus dem Munde von Schauspielern. Im Gegenteil: Es gibt wohl keinen Aktivistenverein, der so viele Unterstützer aus dem Promi-Milieu vorweisen kann. Schauspieler, Sänger und Modells laufen PETA in Scharen zu, um sich vor den Karren der hierzulande als gemeinnützig anerkannten Truppe spannen zu lassen.

Zu den wenigen Ausnahmen im deutschen TV-Gewerbe gehört die Moderatorin und engagierte Tierschützerin Sonja Zietlow.  „Die sind mir zu fanatisch, zu aggressiv, zu intolerant,“ sagt sie. Als sie sich mit der Organisation näher befasste, sei ihr klar geworden, welche Ziele PETA verfolgt. Ihren Kolleginnen rät sie: „Es lohnt sich, das Kleingedruckte zu lesen.“

Eigentlich reicht es schon zu lesen, was PETA in Großbuchstaben propagiert, um sich mit Grausen abzuwenden. Die 1980 in den Vereinigten Staaten gegründete Organisation, will ausnahmslos alles verbieten, was aus aus ihrer Sicht Tiere ausbeutet. Dazu gehören nicht nur medizinische Tierversuche, sondern auch der menschliche Konsum von Milch und Honig, Reiten, der Besitz von Haustieren, Töten von Ungeziefer. Dass jede Form landwirtschaftlicher Tierhaltung, Jagd und Fischerei abgeschafft werden sollen, versteht sich von selbst. Etliche deutsche Zoos oder Zirkusse stehen inzwischen in einem aufreibenden Dauerkonflikt mit den Aktivisten.

Aus Sicht der PETA-Vordenker ist es keinesfalls absurd, auch gefährlichen Schädlingen ein Lebensrecht zuzubilligen. „Es gibt keinen vernünftigen Grund zu glauben, dass ein menschliches Wesen besondere Rechte hat. Eine Ratte ist ein Schwein ist ein Hund ist ein Junge. Sie sind alle Säugetiere,“ lautet ein berühmtes Zitat der Gründerin und Präsidentin Ingrid Newkirk. Wobei die Menschen in ihren Augen jedoch nicht ganz ebenbürtig sind. „Die Menschheit,“ erklärte sie, „ist wie ein Krebsgeschwür gewachsen. Wir sind der größte Pesthauch auf diesem Planeten.“ Das ist es wohl, was Dustin Hoffmann mit „faschistisch“ meint.

Erschienen in DIE WELT am 08.02.2013

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