Es reicht. Ich bin es Leid. Seit Wochen jammern Radiomoderatoren über den Nebel. Den vor der Tür. Von dem in den Gehirnen durfte sich achgut ja in den vergangenen Tagen überzeugen. Jeden Morgen die selbe Leier: Tja, liebe Hörer, draußen leider Nebel. Grabesstimme. Ich warte, bis der erste Wetteransager in Tränen ausbricht. Wann, bitteschön, soll es denn nebelig sein, außer im Herbst? Gehört der Nebel nicht zum November? In vielen Gedichten wird er gelobt und gepriesen. Der Nebel kann auch schön sein!
Ich habe vor Jahren eine Atlantiküberfahrt auf der schönen „MS Astor“ (Stammgäste erzählten mir, das MS stände für Mumienschiff) gemacht. Eines Tages: Nebel. 24 Stunden lang. Machte man eine Tür auf, konnte man die Finger in die Nebelwand stecken, so dicht war er. Ich fand es toll. Nachmittags hätte ich mir gern eine kleine Siesta gegönnt, das ging aber leider nicht wegen dem Nebelhorn. Alle zehn Minuten. Aus Sicherheitsgründen. Denn wenn ein großer Kreuzer einen anderen erst erblickt, ist es schon zu spät, dann kann er nicht mehr ausweichen und schon gar nicht mehr bremsen. Also: Tuuuut. Ein weiblicher Stammgast der MS Astor beschwerte sich bei mir, dass man bei dem Wetter nicht draußen auf dem Sonnendeck liegen könne. Sie sah aus, als würde sie ihr Leben vornehmlich im prallen Sonnenschein verbringen, ihre dunkelbraune Haut wirkte sehr ledern, fast schon mumienartig (s.o.). Ich schlug ihr vor, ein Buch zu lesen. Ich glaube, sie fühlte sich unverstanden.
Tuuut! So ein ohrenbetäubendes Tuuut möchte ich auch an doofe Radiomoderatoren (wie wird man eigentlich Radiomoderator? Reicht es, auf der richtigen Party einen Senderchef anzuquatschen?) schicken. Aufwachen! Nebel entfernen. Oder mit dem Moderieren warten bis zum späten Vormittag, da löst der Nebel sich meistens auf. Meistens. Leider nicht bei allen.
Silvia Meixner ist Journalistin und Herausgeberin von http://www.good-stories.de