Dirk Maxeiner / 02.11.2021 / 14:00 / Foto: Imago / 94 / Seite ausdrucken

Opa Charlie erzählt vom Krieg

Prinz Charles entzückt die Weltretter mit seiner Forderung nach „kriegsähnlichen Zuständen" in Sachen Klima, wiederholt sich dabei aber ein wenig. Die Beliebtheit der Kriegsmetaphern ist seit langem eine absichtsvolle Strategie der Upper Class.

Der große Almabtrieb ins Tal der Klima-Finsternis ist in Glasgow in vollem Gange und der europäische Hochadel übertrifft sich mit dem globalen Geldadel in einem Kriegsgeheul, das fast so laut ist wie die Turbinen ihrer landenden Privatjets. Das Volk wird derweil auf Entbehrungen eingestimmt, der nationale Eintopfsonntag zur Rettung des Klimas ist nur noch eine Frage der Zeit, selbstverständlich ohne Fleisch. Charlie und Jeff wissen auf ihrem Thron, was gut ist für die Normalo-Knalltüten, die man gründlich erschrecken muss, damit sie kapieren, warum sie künftig die dünne Suppe auslöffeln müssen, die die Aristokratie für sie angerichtet hat. Der Prince of Wales entzückt die Prinzen des Silicon-Valley mit seiner Forderung nach „kriegsähnlichen Zuständen", wiederholt sich dabei aber ein wenig. Der gute Charlie kommt halt in die Jahre und hat wahrscheinlich vergessen, dass er denselben Stuss schon vor fast 15 Jahren erzählt hat. Schon im Januar 2007 ließ er die Menschheit in Anwesenheit seines Spezis Al Gore wissen: „Vielleicht sollten wir dies als einen Krieg betrachten, den wir einfach gewinnen müssen." ("Perhaps we should see this as a war we simply have to win.") 

Vergleiche des Klimawandels mit Terror und Krieg gehören nun seit Jahrzehnten zum eingeübten Repertoire. Der britische Umweltminister zog ebenfalls schon 2007 Parallelen zum Zweiten Weltkrieg: „Wenn es so schlimm kommt, wie vorhergesagt, dann müssen wir möglicherweise zu Rationierungsmaßnahmen zurückkehren.“ 

Doch auch außerhalb der Heimat der Sensationspresse nehmen die Anhänger der Kriegsvergleiche seit langem zu, hier ein paar zur Erinnerung. Hans Joachim Schellnhuber, Klimaberater der deutschen Regierung, sagte: „In diesem Jahrhundert wird es keine friedliche Weltgesellschaft geben, wenn wir den Klimawandel nicht begrenzen können.“ Die seinerzeitige deutsche Entwicklungshilfe-Ministerin Heidemarie Wiezcorek-Zeul meinte: „Der Klimawandel ist das größte Sicherheitsrisiko“. Und Hans Blix, der ehemalige UN-Waffeninspekteur hielt die globale Erwärmung „für gefährlicher als Massenvernichtungswaffen“.

All das dient vor allem einem propagandistischen Zweck: Wer da noch Vorbehalte hat, ist als Menschenfeind und Kriegstreiber entlarvt. Vokabeln wie „Verteidigungslinie“, „Gnadenfrist“, „Rückzug“ oder „Stillhalteallianz“ durchziehen auch die Berichterstattung der Medien. „Es wird nicht nur ein abstraktes Kriegskonzept, sondern eine konkrete und variationsreiche Militär-Metaphorik in den Zusammenhang integriert“, analysierte es schon vor 20 Jahren der Wissenschaftssoziologe Peter Weingart in seinem Buch „Von der Hypothese zur Katastrophe“. Die britische Sprachwissenschaftlerin Suzanne Romaine spricht von „Greenspeak as warspeak“ (Frei übersetzt: „Grünsprech als Kriegssprech“). 

Die Beliebtheit der Kriegsmetaphern ist wohl kein Zufall. Im Prinzip mangelt es seit dem Ende des Kalten Krieges im Jahre 1989 der Politik des Westens an einer mitreißenden Idee, gleichsam einer neuen Utopie. Und diese glaubt man offenbar gefunden zu haben. Der negativen Utopie der Klimakatastrophe soll mit einer gemeinsamen Anstrengung, nämlich dem Projekt der Weltrettung, begegnet werden. Und weil mit Corona die entsprechenden totalitären Strukturen geschaffen wurden, soll es jetzt endgültig ans Durchregieren gehen. Der Soziologe Ulrich Beck bezeichnete die Klimapolitik einmal treffend als eine „Sinnressource für die delegitimierte und von Vertrauensverlust gezeichnete Politik.“

Nun gut, wenn der alte Charlie und seine Katastrophen-Tanten redundant sein dürfen, dann darf ich das auch. Deshalb hier ein ewig schönes Zitat aus meinem Buch: „Hurra, wir retten die Welt" von 2007: 

Eine Politik, die nicht in der Lage ist, die Krankenkassenbeiträge zu stabilisieren, gibt nun vor, die Welttemperatur in 100 Jahren um zwei Grad regulieren zu können.  Und das schöne dabei: Man kann mit dem so genannten Klimaschutz alles rechtfertigen, jedes Verbot, jede Steuererhöhung. Kurz: Man kann die Menschen auf einen Horizont niedriger Erwartungen einstimmen. Also auf etwas, was man ohnehin für geboten hält. Während die Menschen die Stabilisierung der Gesundheitskosten innerhalb einer Wahlperiode überprüfen können, ist eine Erfolgskontrolle beim Klimaschutz – wenn überhaupt – erst in 100 Jahren möglich. Eine beruhigende Aussicht für jeden Politiker, der wiedergewählt werden will.

Das Buch ist im Gegensatz zu Prinz Charles nur noch antiquarisch zu haben, war aber, wie Sie sehen, seiner Zeit weit voraus. Es stimmt noch heute so ziemlich jedes Wort darin.

Foto: Imago

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Leserpost

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Ernst Dinkel / 03.11.2021

@S.Bahr: Die Bevölkerungsexplosion generiert das Marktwachstum, deshalb muss es weitergehen.

Jo.John / 02.11.2021

„Es herrscht Klassenkrieg, richtig, aber es ist meine Klasse, die Klasse der Reichen, die Krieg führt, und wir gewinnen“ — Warren Buffett im Interview 2006 in der NYT. Zu diesem “elitären Club” zählt natürlich auch der ewige Prinz, den ich immer mit “Charleys Tante” verwechsel. Was hat der Bürger von diesem “Klima-Panoptikum” in Glasgow erwartet? Das Portfolio von Charles und seinen eltären Clubmitgliedern muss ständig mit Gewinnen gefüllt werden und mit Corona und Klima lassen sich horrende Gewinne einfahren. “Der Terrorismus ist ein Krieg der Armen und der KRIEG ist der TERRORISMUS der Reichen,” formulierte schon Peter Ustinow so treffend. Danke Herr Maxeiner für ihren unterhaltsamen Artikel über “Charleys Tante” und seine Kriegspropaganda.

K.Wilhelm / 02.11.2021

Man sehe sich die Visage an aus verwelkter Anmaßung und nicht behandelbarer seniler Demenz - wie ich sie bei Leuten derartiger Herkunft in mittlerweile 58 Jahren ausübender ärztlicher Tätigkeit überproportional häufig finde und so erschreckend, wenn in Staatspositionen - das passende Bild dazu ist eine Radierung von Goya mit einem gutgekleideten Esel der mit seinem Vorderfuß stolz auf eine Ahnentafel mit einer Reihe Eseln zeigt - zur Zeit in der Goya Ausstellung in Basel zu betrachten. -  - Das totale Kontrastprogramm dazu ist eine uralte aus dem Zweistromland stammende hochgebildete häufig grausam verfolgte und dezimierte Nation, deren alte Leute mit viel Liebe u.a. von Rembrandt gemalt wurden und bei der das Alter analytische Klugheit, Bildung ,Vielsprachigkeit und Weisheit ist und denen zuzuhören Genuß und Freude bereitet.

Mathias Rudek / 02.11.2021

Also Herr Maxeiner, dieser Artikel ist einfach spiiiiiitze!

Joachim Krämer / 02.11.2021

Wie sang John Lydon: “God s(h)ave the queen. The fascist regime.They made you a moron…There´s no future for you.”

Andreas Rochow / 02.11.2021

Schellnhuber getroffen als einsamen Wanderer im Wald um die Beelitzer Heilstätten (Landkreis Potsdam-Mittelmark). Ein seniler Naturbursche, der dank Angela der Mächtigen Karriere gemacht hat. Ein Mensch mit der Aura eines Schlafwandlers! Er soll noch erleben, wie sein Betrug unter Missbrauch der Wissenschaft auffliegt. Ein leidenschaftlicher Antidemokrat. Sein PIK sollte vom Verfassungsschutz beobachtet werden. Der Schaden, den sein Institut wissenschaftlich, ökonomisch und gesellschaftlich (ideologisch) verursacht hat, ist beispiellos. Selbstverständlich wird die jeweilige Regierung dafür zur Verantwortung gezogen werden, dass sie eine derartige Propagandafabrik mit Steuergeldern finanziert! Prinz Charles bekommt indessen Gegenwind von der famosen Global Warming Policy Foundation, die sich dafür einsetzt, dass die Bürger Großbritanniens nicht durch irre Net-Zero-Gesetze ins Elend gestürzt werden. In Germoney wirkt ein Pendant in Gestalt des Europäischen Instituts für Klima & Energie (EIKE). Das globalistische Unternehmen Wikipedia moniert: “Eine Offenlegung der Finanzierung des Vereins oder der Vereinsarbeit findet nicht statt,” und beruft sich dabei auf ZEIT-Aktivisten von 2012. Die Diffamierung ist angejahrt, etwas Besseres haben die Wiki-Aktivisten nicht. Glasgow und der Prinz werden ihnen neue Impulse geben.

A. Ostrovsky / 02.11.2021

Wenn ich hier schreiben würde, was ich über Charles denke, würde ich einen Teil der Bevölkerung beunruhigen. Ich hoffe aber, dass seine Mutter 120 Jahre alt wird, damit den Briten und der Welt das Schlimmste erspart bleibt. Es ist schon schlimm genug. GOD save the Queen.

Jutta Schäfer / 02.11.2021

Nicht jeder Knallkopf ist es wert, dass man sich inhaltlich mit ihm beschäftigt. Aber die Texte von Herrn Maxeiner sind es immer. Wegen des Lesegenusses.

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