Nachtrag zu meinen Beobachtungen aus Washington:
Eines Abends traf ich Ellen, eine kluge und hübsche Frau, die für einen konservativen Thinktank arbeitet. Und sie erklärte mir, woran sie merkte, dass sie wirklich und wahrhaftig ein “neocon” war.
Dazu muss man wissen, dass Ellen eine Spezialistin für China, überhaupt für den asiatischen Raum ist. Eines Tages fragte ein “neocon” sie, wie sie es denn gefunden habe, dass Marcos, der grade als Diktator der Philippinnen abgesetzt worden war, eine Titelgeschichte für eine konservative amerikanische Zeitung schreiben durfte. “Saublöd fand ich das”, antwortete Ellen. Darauf sagte jener “neocon” grinsend: “Dann gehörst du ab sofort zu uns.”
Ein anderer “defining moment”: Mario Vargas-Llosa hielt einen Vortrag in Washington und erwähnte dabei, was für ein Bluthund Pinochet doch gewesen sei. Manche im Saal erstarrten. Pinochet! Wie konnte man den kritisieren! Der war doch Antikommunist, mit Thatcher befreundet etc. pp. Aber die “neocons” applaudierten heftig.