Gleich nachdem ich amerikanischer Staatsbürger geworden war, ließ ich mich in den Wahllisten für die Präsidentschaftswahlen registrieren – und zwar als Republikaner. Es ist ja doch immerhin die Partei des verehrungswürdigsten aller amerikanischen Präsidenten: Abraham Lincoln. Die Republikaner, nicht die Demokraten, waren im 19. Jahrhundert die Partei der Sklavenbefreier!
Außerdem sind schon zwei Mitglieder meiner Familie eingetragene Demokraten (meine Frau, mein Bruder), da wird es – dachte ich – einmal Zeit, dass sich jemand zu dem anderen Verein bekennt. Und schließlich gibt es Prinzipien der Republikaner, die auch die meinen sind. Zum Beispiel: Freiheit ist wichtiger als Gleichheit. Durch Umverteilung schafft man keinen Reichtum. Die Befugnisse der Regierung sollten eng begrenzt sein.
Exzessive Besteuerung ist von Übel. Der europäische Wohlfahrtsstaat, über dem längst der Pleitegeier kreist, ist für Amerika kein Modell. Im Übrigen bin ich allerdings der Meinung, dass Intellektuelle – damit meine ich: Leute, die sich ihr Geld durch Nachdenken, Lesen und Schreiben verdienen – keiner politischen Partei angehören sollten. Für mich sind das alles keine Religionsfragen.
Ich nehme mir das Recht heraus, bei jeder Wahl neu zu überlegen, wem ich meine Stimme gebe. Und dieses Mal wähle ich – obwohl ich nun als Republikaner registriert bin – Barack Obama. Dafür habe ich drei Gründe; zwei schwache und einen starken.
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