Neben dem spezifisch deutschen, verkappt-verschämten Antisemitismus war die extrem starke soziale Differenz zwischen Juden und Christen in Deutschland ausschlaggebend. Nachdem deutsche Juden 1812 die Rechtssicherheit und Gewerbefreiheit erlangt hatten, machten sie durchschnittlich zehn Mal häufiger Abitur als deutsche Christen, studierten zehn Mal so häufig, legten die besseren Examina ab und bewegten sich in den ihnen zugänglichen Berufen höchst erfolgreich. Vor dem Ersten Weltkrieg etwa verdienten Juden rund fünf Mal so viel wie die deutsche Mehrheitsgesellschaft und zahlten zum Beispiel in Frankfurt am Main acht Mal so viel Steuern wie ein Katholik. Die Mehrheit der Deutschen reagierte auf diese Ungleichheit mit Neid, Missgunst und später dann mit boshafter Schadenfreude. http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/11073