Maxeiner & Miersch / 08.03.2013 / 13:53 / 0 / Seite ausdrucken

Klabautergeister

In seinem Roman „Die dreizehneinhalb Leben des Käpt’n Blaubär“ beschreibt Walter Moers Klabautergeister. Diese fiesen Gespenster entstehen aus Irrlichtern und ernähren sich von Angst. So wie Die Grünen, die ebenfalls ganz vorzüglich von Angst leben. Zusammen mit ihren zahlreichen Vorfeldorganisationen (Greenpeace, ARD, ZDF, Evangelische Kirche etc.) ist die Partei stets bemüht, Furcht zu verbreiten.

Jüngster Anlass war das Thema Aflatoxin in Futtermais. Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Aflatoxin ist ein gefährliches Schimmelpilzgift, das Krebs auslösen kann. Tierfutter sollte frei davon sein. Doch leider ist das in der Realität selten der Fall, denn „die Welt voll ist von Mikroorganismen. Es gibt keine keimfreie Nahrung. Entscheidend ist, in welcher Konzentration die Gifte auftreten“. Das sagte Andreas Hensel, Chef des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR). Wie sich am Ende herausstellte bestand durch den pilzbelasteten Futtermais keine Gefahr für Menschen, denn nur eine von 800 Milch-Proben lag über dem zulässigen Wert. Der angebliche Aflatoxin-Skandal war also keiner, sondern ein Beleg für funktionierenden Verbraucherschutz.

Die völlig richtige Einschätzung Hensels rief den Zorn der Grünen Bundestagsfraktion hervor, die erklärte: „Wir fordern Frau Aigner auf, die Verharmlosungen durch das BfR zu unterbinden.“ Wie kann so ein Experte es auch wagen, den grünen Geistern das Angstfutter zu entziehen. Wo doch die grüne rheinland-pfälzische Landwirtschaftsministerin Ulrike Höfken bereits verkündet hatte, der Schimmelbefall sei eine Folge der industrialisierten Landwirtschaft. Was beweist, dass in Mainz auch Klabautergeister Ministerin werden können.

Denn gerade die moderne Landwirtschaft hat durch bessere Trocknung und Lagerung die Aflatoxin-Gefahr zurückgedrängt. Es gab noch nie so wenig pilzbelastetes Getreide wie heute. Wobei es bei Bio-Lebensmitteln immer wieder Überschreitungen gibt, in jüngster Zeit beispielsweise bei Feigen. Darüber schweigen die Grünen. Wie auch über die mit 53 Toten und 855 schwer Erkrankten größte deutsche Lebensmittelkatastrophe des vergangenen halben Jahrhunderts, die ausgerechnet auf Bio-Salatsprossen zurückging. Im Gegensatz zu Walter Moers‘ Klabautergeistern sind die Grünen nämlich Feinschmecker. Sie ernähren sich nicht von jeder Angst, sondern nur vor ganz bestimmten.

Erschienen in DIE WELT am 08.03.2013

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