Felix Perrefort / 15.04.2019 / 10:00 / Foto: achgut.com / 35 / Seite ausdrucken

Der Karsten und die Muslimbrüder

Es gibt mutige Menschen. Und Menschen wie Karsten Rudolph von der Bochumer SPD. Nachdem dem Landtagsabgeordneten ein bei NRW.direkt erschienener Artikel, der die in seinen Wahlkreis fallende Khaled-Moschee betrifft, nicht schmeckte, inspirierte er Gerhard Voogt vom Kölner Stadtanzeiger, ihn folgendermaßen zu zitieren: „Unter der Tarnung als amtliche Nachrichtenagentur werden [bei NRW.direkt] üble Ressentiments verbreitet.“ Davon scheint nun nicht einmal Gerhard Voogt selbst wirklich überzeugt zu sein. Jedenfalls belegt er diesen Vorwurf nicht, sondern führt stattdessen das regionale Medium als ein seriöses ein, nämlich als „Nachrichtenportal mit kritischen Inhalten zum Islamismus“, wogegen ja wohl nur Kollaborateure desselben etwas einzuwenden hätten.

Falls die Verwirrung sprachlicher Natur ist: Kritische Inhalte sind per se nicht durch üble Ressentiments geleitet. Das wissen alle, die einen Begriff von Kritik haben, wozu SPD-Politiker in der Regel genauso wenig gehören wie Lokaljournalisten, die auch noch so einfältig sind, ihren Ruf für einen Denunzianten zu riskieren. Voogt schreibt:

Die AfD im Landtag beruft sich bei Anfragen an die Landesregierung auf „Informationen“ von „NRW direkt“ beziehungsweise auf die Expertise der islamkritischen Kolumnisten, die von der AfD als „Experten“ bezeichnet werden. „Das ist ein selbstreferenzielles System, das sich bestens eignet, um Fake-News zu generieren und zum Gegenstand der parlamentarischen Auseinandersetzung zu machen“, kritisiert Rudolph.

Reichsbürger in der SPD?

Selbstreferenzielle Systeme zeichnen sich durch Kontaktlosigkeit zur Realität aus. Sigrid Herrmann-Marschall sei, so suggeriert es Rudolph, in Wahrheit gar keine Expertin; als solche würden sie lediglich die bösen Buben von der AfD bezeichnen, um damit ihre Kleine Anfrage im Landtag zu rechtfertigen.

Nun stellt sich die pikante Frage, ob der Verfassungsschutz, auf den Frau Herrmann-Marschall sich des Öfteren beruft und der seinerseits ihre Rechercheergebnisse zu der Khaled-Moschee bestätigte, nach Ansicht des Genossen Rudolphs ebenso zu diesem selbstreferenziellen System gehört – was ihn als „linken Reichsbürger“ qualifizieren würde. Glaubt er ernsthaft, der Verfassungsschutz sei in Wahrheit ein „Fake-News“-Produzent und stecke unter einer Decke mit einem Islamismus-kritischen SPD-Mitglied und der AfD, die verschwörerisch vereint seinen Kampf gegen rechts und für den Islam sabotieren?

Die von Herrmann-Marschall eruierten und auf NRW.direkt veröffentlichten Fakten bezüglich einer Schulung von Jugendlichen durch Muslimbrüder wurden jedenfalls in einer Kleinen Anfrage der AfD an den Landtag aufgegriffen. Die Landesregierung antwortete schließlich durch Bestätigung Herrmann-Marschalls Recherchearbeit hinsichtlich des „Islamischen Kulturvereins“ (IKV) als einem Ort im Aktionsgeflecht der Muslimbrüder:

Der IKV Bochum sowie die durch diesen betriebene Khaled-Moschee sind der Verfassungsschutzbehörde NRW bekannt. Personelle und strukturelle Verbindungen des Vereins in den Extremismus werden im Rahmen des gesetzlichen Auftrags des Verfassungsschutzes untersucht. So wird der Verein auch als Anlaufstelle für Personen mit Bezügen zu beobachteten islamistischen Bestrebungen bewertet. Hierzu gehören neben salafistischen Bestrebungen vor allem Aktivitäten aus dem Spektrum der Muslimbruderschaft, zum Beispiel durch Auftritte von Referenten aus deren Umfeld, welche bereits mehrfach in der Khaled-Moschee des IKV festgestellt wurden.

Die verschenkte Bin-Laden-Puppe

Dass es sich bei NRW.direkt um eine mediale Schleuder übler Ressentiments handele, ist offensichtlich ein übles Gerücht, das Rudolph&Voogt in die Welt setzten, um unliebsame politische Arbeit zu diskreditieren.

Viel eher verhält es sich so: Dass die Khaled-Moschee nun negative Schlagzeilen machte, gefiel der Bochumer SPD nicht, da die laut einem Lokalpolitiker, der gegenüber NRW.direkt unerwähnt bleiben wollte, „super Kontakte“ zur IKV hat. Dadurch, dass Karsten Rudolph ein Problem mit der Berichterstattung über die Muslimbruder-Aktivitäten zu haben scheint, zieht er den berechtigten Verdacht auf sich, ein diesbezüglicher Kollaborateur zu sein – was wohl weniger einer islamistischen Motivation, sondern vielmehr seiner Naivität zuzuschreiben wäre sowie dem weit verbreiteten Unwillen, sich mit dem Islamismus hinreichend auseinanderzusetzen.

Damit bleibt zu fragen, was überwiegt: die Dummheit, die Karsten Rudolph beim potenziellen SPD-Wähler voraussetzt, oder seine eigene Beschränktheit. Denn wie unbedarft muss man bitteschön sein, Sigrid Herrmann-Marschall und den Herausgeber von NRW.direkt, Peter Hemmelrath, zu einem Zeitpunkt anzuschwärzen, zu dem der Verfassungsschutz ihre Seriosität indirekt längst bewiesen hatte? Seiner tieffliegenden Partei Auftrieb zu verschaffen, indem er den wenigen positiven Ausnahmen unter seinen Genossen auch noch das Leben schwer macht, derweil er sich nicht zu schade ist, Muslimbrüdern den Weg zu ebnen, hält er womöglich wirklich für einen prima Plan. 

Denn einem Mann, der aus dem Urlaub mit einer „Bin-Laden-Puppe“ zurückkehrt, sie in sein Büro stellt und auf Kritik patzig reagiert, muss man alles zutrauen. Sich eine solche ins Zimmer so stellen, ist in etwa so verkommen, wie sich ein Stalinposter an die Wand zu pinnen oder eine Führer-Devotionalie auf den Schreibtisch zu stellen – handelt es sich bei dem glücklicherweise getöteten al-Qaida-Chef doch um eine Art verhinderter Hitler des 21. Jahrhunderts. Über den historischen schrieb Albert Speer in sein Tagebuch (worauf Matthias Küntzel hier hinwies): „Nie habe ich Hitler so außer sich gesehen wie gegen Ende des Krieges, als er wie in einem Delirium sich und uns den Untergang New Yorks in Flammenstürmen ausmalte“. „Er beschrieb, wie sich die Wolkenkratzer in riesige brennende Fackeln verwandelten, wie sie durcheinanderstürzten, wie der Widerschein der berstenden Stadt am dunklen Himmel stand.“ Doch vermag der zeitgemäße Deutsche die Wiederkehr des Faschismus tendenziell nur dort wiederzuerkennen, wo „Deutschland den Deutschen!" gebrüllt wird oder amerikanische Präsidenten gewählt werden.

Für einen progressiven Kurswechsel der SPD

Laut eigener Aussage schenkte er die Puppe einem Bekannten, zusammen mit einer George-Bush-Figur. Derlei deutscher Humor, der die amerikanischen Opfer verhöhnt, korrespondiert mit Aufklärungsverrat und Islamkooperation, was zusammengehört und SPD-Praxis ist – und vom Wähler entsprechend quittiert wird. Oder wollen die Bochumer wirklich Muslimbrüder-Aktivitäten in ihrer Nachbarschaft?

Wie in einem Brennglas zeigt sich diesbezüglich das Fiasko der SPD und die derzeit objektive Funktion der AfD als einziger Partei, die Oppositionsarbeit betreibt, welche die Unterwanderung bürgerlicher Gesellschaft durch den legalistischen Islamismus skandalisiert. Der hätte keine Chance, überließe man diese Funktion nicht der AfD; einer Partei, der man durch Islamkritik, die sich dem Erhalt westlicher Gesellschaft verpflichtet, problemlos das Wasser abgraben könnte.

Dafür jedoch wären Linke wie Sigrid Herrmann-Marschall und Konservative wie Peter Hemmelrath zu unterstützen. Während letztere den Muslimbrüdern entgegentreten, demonstriert Karsten Rudolph die typisch-verfehlte „Aufarbeitung“ deutscher Vergangenheit: Man kann sich universitär mit dem Aufstieg des Nationalsozialismus in der Weimarer Republik beschäftigen und beim Aufstieg des Islamismus im postmodernen Deutschland fleißig mithelfen – und das dann unter „Kampf gegen rechts“ verbuchen.

Foto: achgut.com

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Robert Jankowski / 15.04.2019

Die SPD ist, meiner Ansicht nach, längst islamisiert und dieser Beitrag erhärtet diesen Verdacht nur. Mit Betriebsblindheit ist dieses bundesweite, aktive Wegsehen bei jeglichen Problemen mit Muslimen nicht mehr zu erklären.

Anders Dairie / 15.04.2019

Während ADOLF dem Braunen ein gutes Verhältnis zu den Ayatollahs in Nahost zuschreibt,  vergisst natürlich, dass auf islamische Kämpfer gegen den “Bolsche-wismus” nicht verzichtet werden konnte.  Aber auch Josef Stalin musste solche Rücksichten nehmen, da er die Masse der Muslime in sowjetisch Mittelasien für die Rote Armee hernehmen musste.  Zudem ein gespanntes Verhältnis zwischen Atheisten und Gottgläubigen immer vorhanden war bzw. ist.  Für Juden wurde später ein separates , leicht kontrollierbares Territorium gegründet,  namens Birobidschan.

Udo Kalipke / 15.04.2019

Die Kombination “seinen Kampf gegen rechts und für den Islam” gefällt mir über die Maßen. Das ist wie Kampf gegen die Todesstrafe und für Köpfen, oder, um es weniger martialisch zu formulieren - Kampf gegen Fleisch-Verzehr und für mehr Hackfleisch-Gerichte. Sie haben doch mitunter einen sehr eigenen Humor, die (Ex)-Genossen…

Richard Loewe / 15.04.2019

Entschuldigend muss man erwaehnen, dass die Muslimbrueder ja in Muenchen ihr erstes Auslandsbuero eröffnet haben, nachdem sie in Kairo nicht mehr so gefragt waren. Damals war die deutsche Sympathie fuer den islam mehr Karl May als dem Judenhass geschuldet. Heute? Who knows. Der IKV hat einen aalglatten Webauftritt, der alle Stichworte aufweist, die einen islamophilen Gutmenschen mit Waerme erfuellen. Man muss schon das Wesen des islam kennen, um da etwas zum Noergeln zu finden.

Fritz kolb / 15.04.2019

Eine gute Darstellung, Herr Pellefort. Die Sozen von heute haben nichts mehr mit den Sozen der ersten 50 Jahre nach dem WK2 gemein, sondern sind auf die extreme, linkstotalitäre Seite gewandert. Unumkehrbar und fanatisiert. Einfach nicht mehr wählen, die Tendenz dazu ist ja bereits gut erkennbar, dann erledigt sich der linke Spuk von selbst.

Manfred Lang / 15.04.2019

Dass sich der SPD-Landtagsabgeordnete Rudolph an der ebenfalls der SPD angehörenden Sigrid Herrmann-Marschall abarbeitet, um sie als eine ausgewiesene Islamismus-Expertin zu diskreditieren, zeigt wie unter einem Brennglas das eigentliche Problem der gesamten SPD: Was nicht sein kann, darf nicht sein, selbst wenn die Fakten anders liegen. Es ist das Dilemma der SPD, die z.Zt. unter 20 % bei Meinungsumfragen liegt, dass ihre eigentliche Wählerklientel sowohl zu den Linken, den Grünen als auch zur AfD abwanderte und Besserung so lange nicht in Sicht sein wird, so lange sie in alle Richtungen versucht, sich die Fakten zurechtzubiegen. Dies versuchte die SPD-Führung mit Parteiausschlussverfahren gegen Sarrazin, um einen missliebigen aufklärerischen Demokraten mundtot zu machen. Das versucht man gegenüber Heinz Buschkowski, dem Berliner Berzirksbürgermeister a.D., dessen Erfahrungen in der Partei einfach überhört werden. Er hat sich zur verfehlten Integration von Muslimen, deren geringen Bereitschaft zur Bildung und Ausbildung und der muslimischen Clan-Kriminalität eindeutig positioniert. Dabei verschonte er auch den Kurs der eigenen Partei nicht. Eine solchermaßen ignorante SPD braucht Deutschland nicht. Ohnehin kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, als ob diese Partei so mit sich selbst beschäftigt ist, dass sie die wirklichen Nöte des kleinen Mannes nicht wirklich richtig erfasst und sich zu eigen macht. Das nenne ich ein selbstreferenzielles System, diese Partei.

S. Marek / 15.04.2019

Schauen Sie sich die Youtube Glenn Beck Chalkboard Lesson,  “Kreidetafel-Lektion: Chicagoer Marxisten ziehen die Fäden beim Angriff auf unsere Grenze.”  um das Verständnis für die Probleme unserer Zeit zu gewinnen. Wir sind bereits mitten drin!

Armin Reichert / 15.04.2019

Und warum genau sollte man der einzigen derzeit wählbaren Partei “das Wasser abgraben”? Versteh ich nicht.

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