Lieber Herr Maxeiner, herzlichen Dank für den guten Gedanken, dieses Video zum Ableben dieses Mannes einzuspielen, der - man sieht es ihm an - zu einem gewissen Teil auch an Enttäuschung und “gebrochenem Herzen” gestorben ist. Ebenso wie unser guter West-Berliner Gymnasiumsdirektor, ein ebenso eingestellter alter Sozialdemokrat, der an dem Tag, als er eines Morgens des Jahres 1967 seinen Namen in Riesenbuchstaben auf die Schulfassade gespritzt fand, rechts und links mit großen Hakenkreuzen versehen, von nun an die Welt nicht mehr verstand. Ja, damals begann der Niedergang von so manchem, auch der Sozialdemokratie… So etwas sollten sich die Herren Scholz, Heil und Genossen vor Augen halten, wenn sie Gründe für den Absturz ihrer Partei erörtern. (Die Frau Vorsitzende nehme ich aus, die würde es nicht begreifen.)
Das Interview mit diesem aufrechten Mann, der so viel erleiden und bitter erkennen musste, dass “seine” Partei nicht einmal mehr ein Zerrbild der ehemaligen recht angesehenen SPD ist, hat mich sehr berührt. Wie wohl sein früher Tod in den MSM gewürdigt wird? Ach - ich will es lieber nicht wissen… Was mich immer wieder erschüttert: Die Ignoranz von im Westen und in Freiheit aufgewachsenen Westdeutschen - inzwischen aber sogar auch Ostdeutschen - die nichts mehr wissen wollen von der Vergangenheit und deren Mitgefühl mit politischen Gefangen der DDR-Diktatur sich bei Null bewegt. Ihnen sind Leute wie Herr Schacht, aber auch Vera Lengsfeld oder Stefan Krawczyk, die ebenfalls Jahre ihres Lebens in den unmenschlichen DDR-Zuchthäusern leiden mussten, suspekt - sofern sie ihnen überhaupt bekannt sind. Ich kann nur von meinem Bekanntenkreis reden. Gelbes Elend in Bautzen, Hohenschönhausen, Hoheneck - nie gehört - interessiert auch nicht. Klassenausflüge zu Konzentrationslagern: Das ist ein Muss. Aufklärung über das verbrecherische DDR-Regime, das Tausende Tote und Hunderttausende zerstörte Menschenleben zu verantworten hat: So gut wie keine. Ein kleiner Hoffnungsschimmer: Eine Mitarbeiterin der Grenzgedenkstätte Lübeck-Schlutup erzählte mir, dass doch immer wieder Schulklassen kämen. Übrigens: Im Geschichtsunterricht Ende der 60er/Anfang der 70er Jahre in einem schleswig-holsteinischen Gymnasium erfuhren wir nichts über die deutsche Teilung, den Mauerbau, die Mauertoten. Das entnahmen wir den Zeitungen und dem Fernsehen. Es war kein Thema! Der einzige Lehrer, der uns darüber sowie über Flucht und Vertreibung erzählte, hatte es schwer mit vielen von linken Kollegen indoktrinierten Schülern. Rückblickend stelle ich fest: Die linken Lehrer waren eine kleine, aber sehr selbstbewusst auftretende Minderheit, die nicht einmal davor zurückschreckte, uns zu Schulstreik und Demos aufzuwiegeln. Sie dürften jetzt alle tot sein, aber ihre Saat ist bei vielen aufgegangen…
Die Juden begehen heute Jom Kippur und hoffen auf einen guten Eintrag von G’tt in das Buch ihres Lebens. Ulrich Schachts Buch ist voller guter Einträge, da bin ich sicher, dagegen konnten auch die vielen Verleumdungen nichts ausrichten. (Ich glaube, Ulrich Schacht ist kein Jude, aber die Gerechten vergisst der jüdische G’tt niemals.) Traurig, wie früh er gehen musste. R.I.P.
Danke und mein Beileid den Angehörigen. Habe unglaublich viel auf Achgut gelernt gerade von Beiträgen und Lesermeinungen ehemaliger Ostdeutscher auch dafür mein Dank
In einer Zeit wo es der Demokratie immer mehr an überzeugten Streitern fehlt, fällt der Verlust ihrer größten Verteidiger doppelt ins Gewicht. Ulrich Schacht gehörte zu denen, die für diese Demokratie bereit waren persönliche Opfer zu bringen. Wer für die Freiheit ins Gefängnis geht, muss sie lieben. Ich hoffe, dass er sie jetzt genießen kann. Wir sollten in seinem Geist weitermachen. Das Ringen um Freiheit und Demokratie hat erst begonnen. Mein Mitgefühl gilt seinen Angehörigen.
Verurteilt wegen “staatsfeindlicher Hetze”. Ein “Rechtsbegriff”, welcher in der BRD, äh DDR 2.0, wieder salonfähig geworden ist.
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