Allen Kinder besseren Statistik-Unterricht zu geben, ist bei der jetzigen Kulturpolitik aussichtslos. Wichtig wäre es, gezielt Berufsgruppen statistisch auszubilden: Ärzte, damit die medizinische Statistiken richtig interpretieren können (können sie z.Zt. nicht), und Journalisten.
Verehrter Herr Krämer, was Sie so für Ansprüche an den durchschnittlichen Mitbürger stellen! Sie wissen doch, daß die Menschen unterschiedlich gestrickt sind: Kaufleute können eher mit Zahlen und Handwerker eher mit ihren Händen umgehen. Das ist an sich auch nicht weiter schlimm, solange Betriebswirte nicht versuchen, mein Auto zu reparieren und Handwerker, Krankenschwestern oder Künstler (!) mir nicht die Finanzkrise erklären wollen. Letzteres passiert leider häufig, meist mit dem Hinweis verbunden, alle außer sie selbst sollten gefälligst mehr Steuern bezahlen. Aber da schalte ich einfach auf Durchzug. Schlimm wird’s in der Politik: Wie Politiker - nicht nur bei dem von Ihnen angeführten Thema „Lohngerechtigkeit“ - bewußt Statistiken verfälschen und mit erfundenen Zahlen um sich werfen ist nachgerade kriminell. So hanebüchen, daß ich manchmal gar nicht an bewußte Manipulation glauben will, sondern an naturgegebene Doofheit. Oder Mangel an elementarer Bildung; z.B. der Kenntnis der Grundrechenarten. Schauen Sie sich doch einmal an, wer in unseren Parlamenten sitzt: Lehrer, Verwaltungsfachangestellte, „Politikwissenschaftler“, hauptamtliche Gewerkschafter ..... Warum sollte ich ausgerechnet denen Zahlenverständnis, gar Kenntnis wirtschaftlicher Zusammenhäbge auf nur frühkindlichem Niveau, unterstellen?
Man muss kein Mathematiker sein, um die üblichen Fehlinterpretationen statistischer Daten zu vermeiden. Ein wenig logisches Denkvermögen reicht meist schon. Und was noch helfen würde: nur das sagen oder schreiben, was man selbst weiß und verstanden hat. Ich weiß, das klappt nicht, wegen der vielen Opportunisten und Mitläufer die sich stets erfolgreich in der Masse verstecken. Leider sind ja so wichtige Tätigkeiten wie Journalist oder Politiker keine geschützten Berufe, sonst könnte man elementare Logik mit ins Berufsbild aufnehmen. Wie würde die politische Landschaft dann wohl aussehen? Man wird ja mal träumen dürfen ...
Ihre Argumente sind immer treffend und “schmackhaft”, dafür danke ich Ihnen. Nur: Warum versucht man immer wieder, uns reinzulegen? Und: Warum fallen wir stets aufs Neue drauf rein? Vielleicht will der Mensch “geleimt” werden?
Ich denke, dass viele dieser Meldungen in den Medien auch eine “Botschaft” enthalten. Daher auch solche Verwechselungen von Korrelation und Kausalität. Oder der starke Anstieg eines geringen Risikos wie im Falle des Fleischkonsums für Darmkrebs. Und Statistik und Wahrscheinlichkeitsrechnung werden nach meinem Eindruck kaum in den Schulen behandelt.
Wenn Versicherungen Policen verkaufen wollen, müssen sie den Menschen erst einmal Angst verkaufen. Wenn Politiker gewählt werden wollen, müssen sie den Menschen erst einmal Sorgen machen, für deren Lösung sie gewählt werden wollen. Wenn Zeitungen gelesen werden wollen, brauchen sie Skandale. Kein Mensch würde eine Zeitung lesen wollen, die verkündet, dass alles im Grünen Bereich läge. Und da das Wetter bisweilen wirklich schön (langweilig) ist, erfindet man halt die Ozonwarnung. Kurz gesagt die meisten Medien leben von einem Zustand der Dauerregung. Viagra fürs Hirn will verabreicht sein, da mit die Menschen sich erregen und erheben. Wer verkündet, dass das alles jetzt nicht so schlimm sei, wird erst einmal der Verharmlosung, dann der Verantwortungslosigkeit bezichtigt und wenn er Pech hat, als Feind des Volkes abgekanzelt. Dies ist der Grund weshalb ich Herrn Krämers Kolumnen ausgesprochen gerne lese. Sie helfen den Kopf wieder zurecht zu rücken. Das Leben ist nicht so schlecht, wie uns interessierte Kreise immer weismachen wollen und bei uns schon gar nicht.
Verstand und Wissen, und die Fähigkeit beides selbständig zu gebrauchen, oder kurz und gut: Aufklärung. In der Tat sollte das die erste Bürgerpflicht sein. Leider ist der Zeitgeist ein anderer. So werden Politiker und Medien nicht müde zu betonen, dass die Welt zu kompliziert und der Bürger nicht in der Lage sei, sie zu begreifen. Daher soll er den selbsternannten „Experten“, die sich - welch Überraschung - in den Medien und der Politik befinden, einfach vertrauen. Faktisch ist das ein Antiaufklärungsprogramm, und undemokratisch obendrein. Klingt nach Verschwörung? Nein, man lese nur die Zeitungen und höre den Politikern zu: das ist die Linie, die immer wieder erkennbar wird, z.B. wenn als Erklärung für Wahlversagen auf Ängste hingewiesen wird, was nur ein anderer Ausdruck von angeblich manglendem Verstand ist. Oder man schaue sich den letzten Nobelpreis für Wirtschaft an, der dem Schöpfer des Nudging verliehen wurde, d.h ein Konzept der bewussten Manipulation der Menschen, natürlich „zu ihrem Besten“. Das ist nichts anderes als das Credo aller totalitären Ideologien, die immer behaupten die Menscheit in eine bessere Zukunft zu führen, egal ob die Menschen das begreifen oder nicht.
Sehr schön! Es macht Freude, gute Gedanken zu lesen!
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