Folgt die Politik der Wissenschaft – oder umgekehrt?

Hat die Wissenschaft in Sachen Corona, Klima oder Atom die Regierung gelenkt, oder war es umgekehrt? Das geschieht auf vielen Feldern so – und hat durchaus Tradition.

In Naturwissenschaft und Medizin ist eine Behauptung wahr, wenn sie mit der Beobachtung übereinstimmt. Vielleicht widersprechen Sie mir jetzt und halten mir vor, dass sich im Laufe der Zeit so manche Wahrheit der Physik später als Irrtum herausgestellt hat. Dass etwa die Wissenschaft von Sir Isaac Newton durch die moderne Physik widerlegt wurde.

Aber das ist nicht der Fall. Die Planeten haben im 17. Jahrhundert Newtons Gleichungen sehr genau befolgt, und sie haben ihren Lauf nicht an dem Tag geändert, als Einsteins Relativitätstheorie aufkam. Die Relativitätstheorie zeigt nur, dass Newtons Gesetze ungenau werden, wenn es um extrem hohe Geschwindigkeiten geht. Das ist aber nur beim Planeten Merkur der Fall, der der Sonne am nächsten ist.

Dessen Bahn hatte sich noch nie genau an Newtons Gesetze gehalten, aber dank Einstein konnte man das jetzt erklären. Die Relativitätstheorie zeigte also die Grenzen der klassischen Physik auf, sie hat sie keineswegs widerlegt. Physik ist ein Haus aus soliden Quadern, an dem fortlaufend gearbeitet wird. Es ist noch nicht vorgekommen, dass einer der tragenden Pfeiler sich als marode herausgestellt hätte. Diesen Erfolg verdanken wir der wissenschaftlichen Methode, mit der das Gebäude geschaffen wurde.

Erkenntnis mit Methode

Zur Erklärung ein Beispiel. Vor langer Zeit hatte ein Kollege in einem Experiment die Verletzung der so genannten Unschärfe-Relation beobachtet. Dieses Gesetz ist der heilige Gral der Quantenphysik, und ich fragte ihn: „Was habt ihr falsch gemacht?“ Er versicherte, dass alle möglichen Fehlerquellen x-mal überprüft worden waren, und dass diese brisante Sache schnell veröffentlicht werden muss. 

So geschah es, und bald wurde das Experiment an anderen Instituten wiederholt – allerdings mit anderem Resultat: Die Verletzung der Unschärferelation wurde nicht beobachtet. Es kam zu intensivem Gedankenaustausch, und bald sah mein Bekannter ein, dass der Hund bei ihm begraben war. Das ist also die wissenschaftliche Methode: Der Forscher gewährt dem Rest der Welt totale Transparenz in seine Arbeit, und andere Forscher werden seine Resultate entweder bestätigen oder infrage stellen.

Sie werden sich gegenseitig nicht als Leugner schmähen, sondern als nützliche Gesprächspartner willkommen heißen. Niemand wird verspottet oder gecancelt, denn irren ist menschlich. Diese Methode bescherte uns nicht nur Klarheit über den Planeten Merkur, sondern auch so nützliche Dinge wie Computertomographie, mit der wir unseren Körper millimetergenau untersuchen können, oder Kernenergie, bei der weniger als ein Millionstel der Brennstoffmenge verbraucht wird als zuvor, oder die Halbleiter in den Chips unserer Smartphones. 

Die Deutsche Physik

Wissenschaft bekam immer dann Probleme, wenn der andere Bettgenosse, die Politik, sich in das gleiche Bett zwängte. Das bekam 1600 Giordano Bruno (oben im Fotos) auf dem Scheiterhaufen zu spüren, dessen Bild vom Universum der katholischen Kirche missfiel, und das bekam die moderne Physik zu spüren, die sich zu Beginn des 20 Jahrhunderts in Deutschland angesiedelt hatte. Die Politik der Nazis vertrieb damals die jüdischen Physiker, unter ihnen die besten der damaligen Zeit, und NS-konforme Wissenschaftler entwickelten dann eine deutsche, eine „arische Physik“. 

Nach dem Krieg erholten sich die Naturwissenschaften in Deutschland erstaunlich schnell und lieferten die notwendigen theoretischen Grundlagen zum Wirtschaftswunder, zur Elektrotechnik, Kernenergie und dem Automobilbau. Auch heute drängt sich erneut die Politik in die Domäne der Wissenschaft. Und das kam so: Im Jahr 2000 verlor Al Gore die Wahl zum US Präsidenten gegen Bush junior. Daraufhin entdeckte Gore sein Herz für das Klima und rief zum globalen Krieg gegen Kohlendioxid auf, welches angeblich die Atmosphäre aufheizt. Das Groteske ist nun, dass sich zum damaligen Zeitpunkt noch nie jemand über zu hohe Temperaturen beklagt hatte. Es fanden sich aber schnell so genannte „Wissenschaftler“, welche die geforderte Erwärmung maßen und die mit Supercomputern ausrechneten, dass die Welt demnächst untergeht.

Das CO2 ist seither tatsächlich stetig angewachsen, Manhattan ist aber nicht im Meer versunken, und die Gletscher des Himalaya sind immer noch da. Dafür sind astronomische Ströme von Dollars in die Taschen vieler Akteure geflossen. Bisherigen Höhepunkt bildet die Klimakonferenz 2023 in Dubai, mit sage und schreibe 70.000 Teilnehmern, deren Lobbyismus wohl eher durch die Aussicht auf persönlichen Profit motiviert wurde als durch wissenschaftliche Wahrheit. Wer heute in Deutschland das offizielle Narrativ zum „Klimawandel“ hinterfragt, wird als „Klimaleugner“ hingestellt, der dem Konsens der 97 Prozent widerspricht. Besagte 97 Prozent aber scheuen jede wissenschaftliche Diskussion wie der Teufel das Weihwasser, denn sie ahnen, dass viele ihrer Aussagen einer kritischen Untersuchung nicht standhalten.

Hohes Risiko und Lockdown

Die politischen Entscheidungen im Zusammenhang mit Corona, deren Nutzen ungewiss, deren schädliche Auswirkungen jedoch gesichert waren, wurden mit der Behauptung begründet, man folge der Wissenschaft. Für Forschung in Sachen Infektionskrankheiten ist das Robert Koch-Institut in Berlin zuständig. Hier wurde im März 2020 die Einschätzung des gesundheitlichen Risikos durch Corona von „mäßig“ auf „hoch“ angehoben. Diese Entscheidung diente der politischen Exekutive als Rechtfertigung für Lockdowns und andere einschränkende Maßnahmen. 

Folgte man hier tatsächlich Erkenntnissen, die mit wissenschaftlicher Ethik und Sorgfalt erarbeitet worden waren? Bei so drastischen Eingriffen in die bürgerlichen Grundrechte sollte man das erwarten. Die Protokolle des RKI-Corona-Krisenstabs, die kürzlich durch Multipolar freigeklagt wurden, lassen vermuten, dass es nicht so war. Nicht wissenschaftliche Erkenntnisse, sondern Druck seitens der Regierung hat zu dieser Eskalation geführt.

Die Regierung folgte also keineswegs der Wissenschaft, sondern nötigte die Wissenschaftler des RKI, entsprechende Ergebnisse zu liefern. Ärzte, die sich ihrem Eid „primum non nocere“ (in erste Linie keinen Schaden anrichten) verpflichtet fühlten und die sich weigerten, fragwürdigen politischen Direktiven zu folgen, wurden in Gefängnisse gesperrt und warten seit Monaten auf ihr Urteil. Sie sind die tapferen Erben von Giordano Bruno.  

Die akzeptierte Lüge

Eine Lüge, oft genug wiederholt, wird schließlich von der Allgemeinheit akzeptiert – und nicht nur das, sie wird sogar verteidigt. Das ist in Sachen Klimawandel und Corona perfekt gelungen, und beim Atomausstieg war es nicht anders. Der wird bis heute durch die angeblichen 18.000 Todesopfer von Fukushima begründet, obwohl seit 10 Jahren bekannt ist, dass nur eine Person durch radioaktive Strahlung ums Leben kam. Und es ist zu befürchten, dass dieses Geschäftsmodell der akzeptierten Lüge sich wiederholen wird, insbesondere, weil neue Generationen weniger zu kritischem Denken als zur „richtigen“ Gesinnung erzogen werden. Das ist nicht gut so. 

Über die Jahrhunderte entstand im Abendland ein solides Bauwerk aus wissenschaftlichen Erkenntnissen, die im ehrlichen Streben nach Wahrheit gewonnen wurden. Wissenschaft und Technik haben über die Jahrhunderte stetig dazu gelernt und damit die Lebensqualität der Menschheit kontinuierlich verbessert. Die Politik aber ist dadurch gekennzeichnet, dass sie die Wahrheit scheut, dass sie nicht an sich selbst zweifelt, dass sie nichts aus der Geschichte lernt.

Und so errichtet sie immer wieder baufällige Türme, die ein ums andere Mal katastrophal zusammenbrechen und die Menschen unter sich begraben. Das ist der Preis dafür, wenn eine Gesellschaft der Mehrheit folgt und nicht der Wahrheit.

 

Dr. Hans Hofmann-Reinecke studierte Physik in München und arbeitete danach 15 Jahre in kernphysikalischer Forschung. In den 1980er Jahren war er für die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien als Safeguards Inspektor tätig. Er lebt heute in Kapstadt. Dieser Artikel erschien auch auf dem Blog des Autors Think-Again. Der Bestseller „Grün und Dumm“ und andere seiner Bücher, sind bei Amazon erhältlich.

Foto: Montage Achgut.com/ Nkij CC BY 4.0 via Wikimedia Commons

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M. Schöntag / 27.03.2024

Ich wusste gar nicht, dass Giordano Bruno unserem Kanzler so ähnlich sieht ;-)

jan blank / 27.03.2024

Was ist denn das für ein flottes Labor auf dem Bild? So eine Art Thermomix, in dem SPD - Vorsitzende/ Kanzlernde/ Sonstige gebacken werden? Manche wirken ja tatsächlich so sexy wie eine Mixtur aus Hundeköttel , Haferflocken und WC- Reiniger. Mein Tip: Neu kalibrieren!

L. Luhmann / 27.03.2024

“(...) Nicht wissenschaftliche Erkenntnisse, sondern Druck seitens der Regierung hat zu dieser Eskalation geführt. Die Regierung folgte also keineswegs der Wissenschaft, sondern nötigte die Wissenschaftler des RKI, entsprechende Ergebnisse zu liefern.(...)”—- Das war nicht einfach nur “die Regierung”, sondern es waren weltweit WEF-Mitglieder in den hohen und höchsten Ämtern der Politik, die uns die ‘Impfhölle’ heiß gemacht haben:Merkel, Scholz, Spahn, v.d.Leyen, Macron, Trudeau aka “Turdeau”, Psycho Jacinda Ardern und viele, viele andere! Dass Klaus Schwab ständig eine weiße Katze streichelte, wäre das Tüpfelchen auf dem i! Und wer zersetzt momentan Deutsch-Dodoland? Es ist der WEF-Neuling Habeck, während WEF-ACAB gleichzeitig Deutschlands Ansehen in der Welt zersetzt.

Nikolaus Neininger / 27.03.2024

Nicht zu vergessen, daß die berühmten “97 Prozent” durch selektive Auswertung zustande gekommen sind, Noch nicht einmal das stimmt also.

Lutz Herrmann / 27.03.2024

Bundesoberbehörden mit Wissenschaft in Verbindung zu bringen, ist schon abenteuerlich.

Rainer Niersberger / 27.03.2024

So ist es. Aber bereits zu Beginn der Coronazeit wurde durch die Taeter mit sehr viel ” Verständnis” einiger Autoren, gegen relativ einfache Denkgesetzte verstoßen. Zu einer Zeit, in der “man” ( angeblich) nichts wusste.  Die “Logik”, auch hier, lautete, je weniger man wisse, desto rigider die staatlichen Massnahmen und Eingriffe in das GG.  Die Forderung nach einem raschen Erkenbtnusgrwunn wurde interessanterweise weniger laut als der Ruf nach vorsorglicher Einsperrung. Aehnliches wiederholte sich, auch hier, zu Beginn der “Impfphase”. Man wusste zwar (angeblich) immer noch nichts, aber genau das war die Begruendung fuer das grosse Experiment.  Fuer einen Juristen und damit einem auch logisch denkenden Menschen war sogar ohne einschlägigen wissenschaftlichen Hintergrund offensichtlich, dass hier ganz klar andere Ziele verfolgt wurden. Die “Logik” , je weniger ein Regime weiss, desto totalitaerer darf es handeln, zeigt ein gewisses kognitives Handicap. Aus diversen Gruenden ist diese Argumentation nicht nur falsch, sondern tatsaechlich lebensgefährlich. Man musste das aktuelle Ergebnis nicht einmal abwarten, um genau dieses rein logisch absehen zu koennen.  Dass gerade das ( logisch/ analytische) Denken in Verruf geriet, ist kein Zufall. Es ist für ideologische Totalitaere ein Problem. Leider versagt hier vor allem auch der Teil, von dem man erwarten moechte, diese Faehigkeit im Unterschied zur Masse zu beherrschen und ” aufklaererisch” auszuüben.  Das gilt natuerlich keineswegs nur fuer Corona. Man findet es auch beim “Klima” und sogar im Falle des Krieges in der Ukraine. Mitunter klassisch ” rationalisiert”, so dass es nicht sofort auffällt.  Den Transformatoren mit ihren eigenen Planen gefaellt es.

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