Benny Peiser / 23.07.2013 / 12:42 / 3 / Seite ausdrucken

FDP-Umweltpolitiker: Schiefergasförderung kommt auch in Deutschland

Brüssel (dpa Insight) - Die FDP im Europaparlament rechnet fest mit der Förderung von Schiefergas in Deutschland. Die neuen Energieressourcen und die damit verbundenen günstigeren Gaspreise seien für die Industrie so wichtig, dass die kommerzielle Förderung noch in diesem Jahrzehnt beginnen werde, sagte der umweltpolitische Sprecher der FDP-Gruppe im Straßburger Parlament, Holger Krahmer, im Gespräch mit dpa Insight EU. «Das wird eine wirtschaftliche Notwendigkeit sein.»

Krahmer verwies auf die USA, wo die Firmen dank der heimischen Förderung von Schiefergas einen Wettbewerbsvorteil gegenüber europäischen Konkurrenten hätten. «Das ist eine gewaltige Energierevolution in Amerika - das können wir nicht ignorieren.»

In Europa wird Schiefergas wegen der umstrittenen Fracking-Methode bislang noch nicht kommerziell gefördert. Während Großbritannien und Polen auf die neuen Gasbestände in mindestens 1000 Metern Tiefe setzen wollen, hat Frankreich ein temporäres Verbot erlassen. Die schwarz-gelbe Bundesregierung konnte sich nicht auf ein Gesetz einigen - und legte das Thema auf Eis.

Sollte Schwarz-Gelb nach der Bundestagswahl weiterregieren, müsse das Gesetz aber schnell angepackt werden, sagte Krahmer, der im September zur Bundestagswahl antritt und damit von Brüssel nach Berlin wechseln will.
Beim Fracking wird ein Gemisch aus Chemikalien, Sand und Wasser in den Untergrund gepresst. Schiefergestein wird aufgebrochen, wodurch das darin enthaltene Gas entweicht. Kritiker warnen jedoch vor der Verschmutzung des Grundwassers durch die giftige Frackflüssigkeit.

Krahmer: Debatte emotional überzogen

Krahmer hält solche Bedenken für völlig übertrieben. Zum einen gebe es einen rasanten technischen Fortschritt, wodurch immer weniger Chemikalien eingesetzt werden müssten. «Die Frackflüssigkeit ist schon bald nur noch so schmutzig wie Wasser nach dem Spülgang im Geschirrspüler.» Zudem erfolgten die Bohrungen ohnehin tief unterhalb des Grundwassers. Er räumte aber ein, dass ein Fracking-Verbot in Trinkwasserreservoirs möglicherweise sinnvoll sei, um Schäden auszuschließen.

Die Debatte in Deutschland hält Krahmer für emotional überzogen. Anstatt Fracking als Gefahr zu dämonisieren, müsse es als eine Chance für den Industriestandort Deutschland gesehen werden. «Das ist bisher eine reine Verhinderungsdiskussion - aber wir Deutschen können auf Dauer nicht immer sagen, was wir nicht wollen, sondern wir müssen auch mal für etwas sein.»Schon jetzt forderten Konzerne wie BASF die Schiefergas-Förderung in Deutschland ein, damit ihre energieintensiven Produktionskosten nicht in die Höhe gingen. Solche Rufe der Industrie würden immer lauter. «Die Zeit spielt für das Thema Schiefergas», sagte Krahmer.

Vorwurf an Energiebranche

Teilen der Energiebranche, insbesondere der Atombranche, warf Krahmer vor, die Fracking-Debatte bewusst unsachlich zu führen und Öl ins Feuer zu gießen. So machten Konzerne wie Areva aus Frankreich Front gegen Fracking, damit der eigene Atomstrom keine Konkurrenz auf dem Energiemarkt bekomme.

Frankreich bezieht im Winter einen Großteil seiner Wärme aus Atomstrom, der in Elektroheizungen fließt. Gas ist dort als Energiequelle deutlich weniger üblich aus in Deutschland. Dass ausgerechnet die Umweltschützer von Greenpeace gemeinsame Anti-Fracking-Kampagnen zusammen mit dem Atomkonzern Areva schalteten, sei ein ein Hinweis darauf, dass Schiefergas ein ernst zu nehmender Konkurrent für die Atomenergie sei.

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Leserpost

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Peter Panther / 24.07.2013

Gibt es einen Beleg für die gemeinsame Schaltung von Anzeigen durch Areva und Greenpeace? Mir sind nur gerichtliche Auseinandersetzungen zwischen den beiden Unternehmen, u.a. wegen Spionageverdacht und GP-Aktionen gegen Areva bekannt.

Dieter Sulzbach / 23.07.2013

Dieser Herr Taylor aus irgendeiner sicherlich sehr bedeutenden Gedankenschmiede war mir bisher unbekannt. Umso erstaunter bin ich nun zu lesen, dass er zu den wirtschaftlichen Argumenten bezüglich Energiequellen ni c h t s zu sagen hat, sondern sich mit Erinnerungen an Namen von Politikern und Einlassungen von Unternehmen einer Branche plagt. Das paßt natürlich prima nach Deutschland, wo man ja auch der Frage nachgehen könnte, wieso Fracking hier im Lande seit 50 Jahren zu keiner Katastrophe geführt hat. Oder wo man die “Chemie”, die beim Fracking zum Einsatz kommt (zwei Tage in 20 bis 30 Jahren Förderzeit) ja mal benennen könnte! Die jetzt eingesetzte “Chemie” finden wir auch in Joghurt! Merke: Wer in Deutschland “Chemie” sagt oder “Strahlung” z.B., kann auf Fakten und Argumente vollständig verzichten. Es funktioniert! (Aber weitgehend eben auch nur in Deutschland .)

James Taylor / 23.07.2013

Dieser Herr Krahmer der Splitterpartei FDP war mir bisher unbekannt. Um so erstaunter war ich nun zu lesen, dass er Fracking für Deutschland will, obwohl ich mich sehr deutlich an Einlassungen der Unternehmen in der Gasbranche erinnern kann, die eine Übertragung der Erfolge in den USA auf Europa aufgrund der geologischen Gegebenheiten eher ausschlossen.

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