Evaluierung der Evaluierung

Von Andreas Zimmermann 

Das Gejammer im Coronamaßnahmen-Evaluierungsbericht über die unzulängliche Datengrundlage ist feige und wohlfeil. Natürlich herrscht in Deutschland eine perpetuierte Datastrophe, aber wir sind ja nicht allein auf diesem Planeten. Daten gibt es genug, man muss nur willens (und in der Lage) sein, diese zu finden und auszuwerten.

Am 1. Juli wurde nun endlich der von manchen heiß ersehnte und von anderen ängstlich erwartete Evaluierungsbericht der Coronamaßnahmen der deutschen Bundes- und Landesregierungen vorgestellt. Das heißt, man muss nun nicht länger vermuten, sondern kann mit Fug und Recht feststellen, dass er die ganze Aufregung im Vorfeld nicht einmal ansatzweise wert war. Denn wie im besten Deutschland aller Zeiten nicht anders zu erwarten war, ist er so nichtssagend und jämmerlich wie mittlerweile das ganze Land, zumindest was seine sogenannten „Funktionseliten” betrifft, die zugegebenermaßen weder mit Elite noch mit Funktion auch nur das Geringste zu tun haben.

Noch peinlicher und – die Leser mögen mir den Ausdruck verzeihen – dämlicher sind eigentlich nur noch die Reaktionen der Anhänger des Zero-Covid-Kults, allen voran der grüne Sympathieträger Janosch Dahmen. Dieser entblödet sich doch tatsächlich nicht, die abgelutschte Hohlphrase zu wiederholen, mit der vor Kurzem schon die „Wissenschaftsjournalistin des Jahres 2021” (wer sitzt da eigentlich im Vergabegremium? Claas Relotius?), Christina Berndt, ihre intellektuelle Privatinsolvenz offenbart hat, die da lautet: „Die Abwesenheit von Evidenz zur Wirksamkeit ist keine Evidenz für die Abwesenheit von Wirksamkeit” im verallgemeinerten, englischen Original “absence of evidence is not evidence for absence.”

Dieser Satz ist im Juli 2022 nicht nur Ausweis sowohl mangelnder Kreativität als auch mangelnder Intellektualität (auch wenn Leute, die ihn von sich geben, vom Gegenteil überzeugt sind), sondern schlicht und einfach falsch. Denn die Abwesenheit von Evidenz für Etwas wird sehr wohl regelmäßig als Evidenz für die Abwesenheit dieses Etwas betrachtet. Wer dies bezweifelt, der möge nur ganz kurz versuchen, Beweise für die Nichtexistenz von wahlweise Drachen, dem Weihnachtsmann oder Reinhold Messners Yeti zu finden. Er wird ganz schnell feststellen, dass es diese nicht gibt. Denn die Nichtexistenz eines Yetis lässt sich nicht beweisen. Dennoch betrachten wir die Abwesenheit von Evidenz, die seine Existenz unterstützt, zu Recht als Evidenz, dass Yetis nicht existieren. Das Gleiche gilt für Drachen, Weihnachtsmänner und eben auch für den „Nutzen” der Coronamaßnahmen.

Nicht einmal den Schatten eines Hauchs von Nutzen

Wenn es glühenden Verfechtern dieser Maßnahmen, wie dem Tierarzt Lothar Wieler, der aus unerfindlichen Gründen dem RKI vorsteht, in zweieinhalb Jahren nicht gelingt, auch nur Spuren von Evidenz zu beschaffen, dass die politischen Maßnahmen irgendeinen Nutzen hatten, dann liegt dies mit großer Wahrscheinlichkeit nicht nur an der schreienden Inkompetenz der Beteiligten, sondern wahrscheinlich eben auch daran, dass diese Maßnahmen nicht einmal den Schatten eines Hauchs von Nutzen hatten.

Wobei das Gejammer im Evaluierungsbericht, dass es keine gute Datengrundlage für die Evaluierung der einzelnen Maßnahmen gäbe, vor allem auch so feige wie wohlfeil ist. Natürlich befindet sich Deutschland aus verschiedensten Gründen, vor allem wohl aus einer Mischung aus Inkompetenz und politischer Sabotage, in einem Zustand der perpetuierten Datastrophe, aber Deutschland ist ja nicht allein auf diesem Planeten. Bei allen anderen Themen heißt es schließlich auch stets, wir Deutschen müssten global denken, und da gibt es immerhin noch 192 weitere Länder. Von den Millionen an wissenschaftlichen Publikationen ganz zu schweigen. Nein, Daten gibt es genug, man muss nur willens (und in der Lage) sein, diese zu finden und auszuwerten.

Wobei hier die „graue Literatur”, also alles von Publikationsserien bis zu Blogs, häufig informativer ist als die sogenannte „peer-reviewed scientific literature” – was auch damit zu tun hat, dass sich weite Bereiche der Wissenschaft schon vor Corona in einer als Replikationskrise bekannten Glaubwürdigkeitskrise befunden haben. Hätte der „Sachverständigenrat“ – o.k., ich gebe zu, das war bei seiner Besetzung von vornherein unwahrscheinlich – sich ernsthaft mit der Materie auseinandergesetzt, dann hätten er ohne allzu große Mühe herausfinden können, dass es zwischen den „Infektionskurven” von amerikanischen Bundesstaaten bzw. Bezirken mit und ohne Maskenpflichten keinen erkennbaren Unterschied gibt.

Vielleicht hätten die Mitglieder des Rats (nebenbei: auf Russisch heißt Rat passenderweise „Sowjet“) dieser Frage sogar mit eigenen Berechnungen anhand der vorliegenden Daten nachgehen können. Dann hätte man auch nicht so viel Unsinn behaupten müssen, wie sich in diesem Pamphlet findet. Und zwar schon ganz am Anfang etwa zum Thema Lockdown, bei dem die Autoren tatsächlich mit der Behauptung um die Ecke kommen, „aufgrund der biologischen und physikalischen Plausibilität gibt es keinen Zweifel, dass generell die Reduktion enger physischer Kontakte zur Reduktion von Infektionen führt.“ Das ist ohne Zweifel eine schöne Milchmädchenrechnung (wobei ich keinesfalls irgendwelchen Milchmädchen zu nahe treten möchte, die mit großer Wahrscheinlichkeit zu einer realistischeren Einschätzung gekommen wären als dieser „Sachverständigenrat“), weniger Kontakte = weniger Infektionen. Nur leider erweist sich solche „Plausibilität“ in den Naturwissenschaften häufig als falsch, weshalb man solche Ideen (auch Hypothesen genannt) normalerweise mit Hilfe empirischer Daten überprüft. Und diese zeigen, wie ich in einem meiner jüngsten Beiträge für Achgut.com dargelegt habe, das Gegenteil: Menschen mit mehr sozialen Kontakten haben weniger Atemwegsinfektionen. Und so geht es weiter. Es werden Behauptungen als Fakten dargestellt, die keinerlei empirischer Überprüfung standhalten.

Die verwendeten Hamster haben keine Masken getragen...

Wie etwa die, dass Masken zur „Pandemiebekämpfung“ prinzipiell funktionieren würden: „Die Kombination von epidemiologischen Erkenntnissen und tierexperimenteller Bestätigung lässt die Schlussfolgerung zu, dass das Tragen von Masken ein wirksames Instrument in der Pandemiebekämpfung sein kann.“ Wobei ich mir ernsthaft die Frage stelle, wie die „Sachverständigen“ zu der Behauptung kommen, es gäbe in diesem Fall eine „tierexperimentelle Bestätigung“. Dazu wird genau eine Veröffentlichung zitiert, die aber keinesfalls eine „tierexperimentelle Bestätigung“ darstellt, da die verwendeten Hamster natürlich keine Masken getragen haben, sondern ein völlig anderes Set-Up verwendet wurde, und es abgesehen davon bei der gemessenen Viruslast fast keine signifikanten Unterschiede gab außer nach 5 Tagen in der Lunge, und hier war die Virenlast im „Masken-Set-Up“ HÖHER als „unmaskiert“.

Aber auch wenn man ernstzunehmende Publikationen betrachtet, gibt es keinerlei belastbare Evidenz, dass Masken die Anzahl an „Infektionsfällen” oder „Covid-19-Todesfällen” verringern. Tatsächlich ist es sogar so, dass, wie man gerade aktuell am Vergleich von Wien mit dem Rest von Österreich beobachten kann, Maskenpflichten eher zu höheren Fallzahlen führen. Und auch die Anzahl an „Covid-19-Todesfällen” wird durch Maskenpflichten nicht reduziert, sondern, wie in mehreren wissenschaftlichen Studien gezeigt wurde, wenn überhaupt, erhöht.

Im Gegensatz zum Gejammer im Evaluierungsbericht gibt es also durchaus ausreichende Evidenz, was den Schaden (Nutzen ist keiner vorhanden) der Maskentragerei betrifft. Und das Gleiche gilt für alle anderen „Maßnahmen”, die deutsche Politiker in einer Mischung aus Machtrausch, Kontrollwahn und Sadismus über die deutsche Bevölkerung verhängt haben.

Ein Musterbeispiel für lyssenkoistische Scheinwissenschaft

Ein weiteres schönes Beispiel sind die monatelangen Schulschließungen in Deutschland, zu denen die Autoren des Evaluierungsberichts nichts Interessanteres zu schreiben haben, als darüber zu jammern, dass durch die gleichzeitige Verhängung verschiedener Maßnahmen der Effekt der Schulschließungen nicht beurteilt werden könne. Auch das ist natürlich schlicht Humbug, denn die meisten Länder haben im Gegensatz zu Deutschland auf Schulschließungen verzichtet, ohne dass sich dadurch Leichen in den Straßen gestapelt haben. Angesichts des Umfangs des Berichts von 165 Seiten könnte man auch noch seitenweise weiter kommentieren, aber letztlich wäre das nur Verschwendung von Lebenszeit sowohl des Autors als auch des Lesers. 

Am Ende zeigt dieses Musterbeispiel für lyssenkoistische Scheinwissenschaft vor allem eines, den intellektuellen Bankrott eines Landes, das saft- und kraftlos in Feigheit, Mittelmäßigkeit und Mitläufertum versinkt.

Foto: MGA Research Corporation/NHTSA via Wikimedia Commons

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Michael Müller / 02.07.2022

Ich bin seit vielen, vielen Jahren immer wieder fasziniert, wie selbstverständlich und gekonnt die Nachfolgerinnen Evas die Männer, die sie offensichtlich ganz natürlich als dumme Auguste ansehen, um den kleinen Finger wickeln. Und das ist jetzt noch sehr höflich formuliert. Da kommt doch diese Scharlatan:in daher und setzt so ein satanisches Zeug in die Welt wie das, dass die Abwesenheit von Evidenz zur Wirksamkeit keine Evidenz zur Abwesenheit von Wirksamkeit ist und schon sind Männer wie dieser Dahmen ganz hingerissen. Und der ist schon mit das Beste, was die Grünen wissenschaftstheoretisch drauf haben. Da kommt Mutti 2015 daher und sagt, dass sie unbedingt “Goldstücke” ins Land holen will, sonst sei dies nicht mehr ihr Land. Und man will Mutti nicht widersprechen, weil man ein artiges Kind sein will, also kommen die “Goldstücke” reichlich. Da kommt eine Hochstablerin wie die Baerziege daher und Männer über 70 sind ganz hingerissen von der, weil sie in ihr wohl nur das Weib sehen, wie eine Leserin der Achse dieser Tage in einem Kommentar wohl zurecht gemutmaßt hat. Da kommt die Schwarzer daher und wickelt so ein paar Trottel wie den Nuhr und den Walser um den kleinen Finger und dreht den ganzen Ukrainekrieg am Ende nicht nur so, dass die Ukraine den beenden sollte, indem sie aufgibt,  sondern auch so, dass der ukrainische Präsident derjenige ist, der provoziert, nur weil er Scholz zur Feier des Kriegsendes des 2. Weltkriegs einladen wollte, der schließlich ja auch in Sachen Sowjetunion hauptsächlich auf dem Gebiet der Ukraine stattfand. Lange Rede kurzer Sinn: Für Frauen ist all das immer spielend möglich und es stört sich eigentlich auch kaum jemand dran. Man muss sich nur mal Folgendes klarmachen: Frau Merkel erzählte uns immer das Märchen,  dass sie in der FDJ Sekretärin für Kultur gewesen sein soll. 2013 kam raus, sie war Sekretärin für Agitation und Propaganda. Für einen Mann wäre das der politische Tod gewesen, aber nicht für Mutti.

Karl-Heinz Boehnke / 02.07.2022

Bei den Maßnahmen handelt es sich um religiöse Handlungen der Covid-Sekte, nämlich das Beten. Nie gibt es einen Beweis für die Wirkung, aber das bedeutet ja nicht, daß es nicht helfen kann.

Ulla Schneider / 02.07.2022

Nachtrag: Auf Netflix lief 2013!!! die Serie “Utopia”. Ich empfehle da hineinzuschauen. Teilweise wörtlich 1:1 das Planspiel 2020/22

Max Unger / 02.07.2022

Vielen Dank an den Autor. Diese Evaluation der Evaluierung bringt es auf den Punkt. Der Bericht ist ein Haufen Humbug. Die zitierten Stellen reichen um das sofort zu erkennen, Aber die Regierung wird aus der Existenz eines Haufen Humbugs genau dies Schlüsse ziehen, die sie sowieso ziehen wollte. Der Tenor in den Medien ist “Nur teilweise wirksam”, das übliche Spiel der Lügenpresse, denn für den angeblich wirksamen Teil gibt es keinen Nachweis. Professor Stöhr anstelle der Frau Allmendinger wäre interessant gewesen bei der PK.

W. Renner / 02.07.2022

Der GEZ Deutsche als solcher, fühlt sich offensichtlich wohl, in der Rolle des vollmaskierten Crash-Test-Dummies. Na denn, Bon Chance, wie der Nachbar im Macronenland zu sagen pflegt.

Tina Kaps / 02.07.2022

Fortsetzung: Zurück bleiben ein nimmersattes Monster und Krümel.

Kilian A. / 02.07.2022

Um nicht zur Rechenschaft gezogen werden zu können, war es von den Politikern von Anfang an so geplant, dass keine Daten erhoben werden sollten. Die Experten der Evaluation sind von Politikern handverlesen. Eine Zusammensetzung des Gremiums nach wissenschaftlichen Kriterien und mit alternativen Ansätzen war nie gewollt. Diese Evaluation ist politisch korrekte Kaffeesatzleserei, um die Spuren zu verwischen und der Ampel freie Hand zu geben.

Tina Kaps / 02.07.2022

Das politmediale Krümelmonster macht sich nun her – über den saft- und kraftlosen deutschen Butterkeks.

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