Peter Grimm / 02.04.2018 / 11:00 / Foto: Paul Goyette / 14 / Seite ausdrucken

Erinnern Sie sich an Ihre Worte, Herr Minister?

Eine kleine Zeitreise gefällig? Wir befinden uns in den letzten Tagen des Jahres 2014. Finstere Gestalten aus dem Landesteil, den der Bundespräsident erst gut acht Monate später „Dunkeldeutschland“ nennen wird, spazieren in Dresden in steigender Zahl Montag für Montag durch die Stadt, um gegen die Islamisierung durch die stetig steigende Zahl muslimischer Zuwanderer zu protestieren. „Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“, kurz Pegida, nennt sich diese ungewohnte Bewegung.

Die Berichterstatter deutscher Medien und Politiker bemühen sich, nicht zu vergessen, in diesem Zusammenhang immer von angeblicher Islamisierung zu sprechen. Die Protestierenden erkennen eine Islamisierung indes schon darin, dass sich der Staat eher den weltanschaulichen Bedürfnissen der in stetig steigender Zahl kommenden Asylbewerber anpasst und dies von seinen Bürgern gleichermaßen verlangt, als dass er bei den ankommenden Muslimen die Akzeptanz und Achtung der hiesigen Rechts- und Werteordnung durchsetzt. Wichtig ist für die Politik, dass die Neuankömmlinge problemlos den Zugang ins Sozialsystem finden, alles andere scheint eher nachrangig zu sein.

Die politischen Verantwortungsträger beschwören schon damals den hochmoralischen Anspruch der Hilfe für alle, die da kommen und kommen werden. Zwischen Verfolgten und ihren Verfolgern, zwischen Flüchtlingen, Glücksrittern, Kriminellen und Islamisten zu unterscheiden, war schon damals nicht en vogue. Das war nicht nur gut fürs eigene Gewissen, sondern auch deshalb leicht durchsetzbar, weil sich die Entscheidungsträger nicht selbst mit den praktischen Folgen ihrer Entscheidungen herumschlagen müssen. Den Menschen, bei denen es hängenbleibt, droht, wenn sie sich darüber beschweren oder gar dagegen protestieren sollten, sofort der Ruf moralischer Minderwertigkeit.

„Niemand muss in Deutschland Angst haben.“

Der damalige Justiz- und heutige Außenminister Heiko Maas war bekanntlich auch schon Ende des Jahres 2014 ein engagierter Gegner von Pegida. Und – so sollte man angesichts seiner heutigen Position annehmen – nebenher ein profunder Kenner der weltpolitischen Lage. Da Politiker ja gern zukunftsweisende Prognosen abgeben, lohnt es sich ja vielleicht, zu schauen, wie weitsichtig der Multifunktionsminister innen- und außenpolitisch geurteilt hatte. Die Süddeutsche Zeitung berichtete am 15. Dezember 2014:

Der Minister fordert deshalb „ein breites Gegenbündnis der gesamten Zivilgesellschaft und aller politischen Parteien“. „Wir müssen Pegida entlarven.“ Deren Argumente seien „wirklich hanebüchen“. Niemand in Deutschland müsse „Angst haben vor einer so genannten Islamisierung, erst recht nicht in Sachsen“. Das gelte umso mehr als „die Mehrheit der syrische Flüchtlinge gar keine Muslime, sondern Christen sind“.

Möchte etwa jemand dem heutigen Außenminister widersprechen? Sehen wir nicht gerade die vielen, vielen syrischen Flüchtlinge in Massen zu den Ostergottesdiensten strömen, weil sie ihre Dankgebete an den Herrn richten wollen, der sie zu den großzügigen deutschen Steuerzahlern geführt hat?

Ja, das ist böse. Aber gerade ein Politiker, der erklärt, seine Amtsübernahme sei demokratisch legitimiert, aber dann Kraft seines Amtes die Bürger umerziehen möchte, muss sich an seine alten Verkündigungen so lange erinnern lassen, bis er sie selbst korrigiert. Oder vielleicht löschen lässt.

Der Beitrag erschien auch hier auf sichtplatz.de

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Leserpost

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Werner Arning / 02.04.2018

Oft, wenn jemand sich bei etwas ertappt fühlt, wenn er weiß, dass er im Unrecht ist, geht er in die Offensive. Allerdings dann meistens in unsachlicher Art und Weise. Ich kann mir bildlich vorstellen, wie die Verantwortlichen und ihre Helfer in der DDR 1989 auf die Protestierer in Leipzig geschimpft haben. Wie sie diese sicher versucht haben, schlecht zu machen, in ein ungünstiges Licht zu rücken. In solchen Fällen ist keine Gehässigkeit zu hässlich. Das mussten die Pegida-Demonstranten auch erleben. Viele von ihnen haben es sicher dann schon zum zweiten Mal erlebt. Erst 1989, dann wieder in 2014/15. Beim zweiten Mal wussten sie, was auf sie zukommt…

Rudolf George / 02.04.2018

Es wird eine Zeit kommen, in der in den Geschichstbüchern zum Thema “Die Geisterfahrer: der größte Fehler in der deutschen Nachkriegsgeschichte” Zitate wie das obige aufgeführt werden, um zu zeigen wie abgrundtief hirnverbrannt Politiker reden und handeln können.

Wilfried Cremer / 02.04.2018

Weder noch. Jetzt sind sie halt da, die Messer. Das ist eben so, wenn ein “heiliges” Buch vorschreibt, Feinde zu verfolgen und die Alternative vergessen wird.

Jürgen Kempf / 02.04.2018

Ich möchte eigentlich nur an die Worte von Karl Lagerfeld erinnern: “Selbst wenn Jahrzehnte dazwischen liegen, kann man nicht Millionen Juden töten und später dann Millionen ihrer schlimmsten Feinde holen.” Siehe auch Morgenlage heute:Erdogan vs. Netanjahu

beat schaller / 02.04.2018

Danke Herr Grimm, eigentlich müssten von allen Seiten solche Fakten täglich aufgetischt werden, nur eben…. diejenigen, welche die Kritik betrifft, die sind so abgehoben, dass sie sich keinesfalls dazu äussern und schon gar nicht an eine Korrektur denken. Die Bürger, die umerzogen werden sollten, die müssen dieses Gesindel löschen! Die nächsten Regionalwahlen stehen bald an und je mehr Menschen den teilweise neuen Lippenbekenntnissen nicht mehr trauen und einfach mal wirklich anders wählen, die können eine Abkehr vielleicht noch einleiten.  Siehe auch die Erklärung 2018. Es braucht nicht sehr viel Mut, aber sehr viele Leute die zu ihrer Meinung stehen. b.schaller

Sebastian Laubinger / 02.04.2018

Herrn Maas ist, und das hat er mit dem Gros der Damen und Herren Volksvertretern gemeinsam, nichts peinlich. Er vertraut außerdem darauf, dass der bleede schon “länger hier Lebende” eh längst die Märchen vergessen hat, die der kleine Prinz (sic!) und seine fröhlichen Gesellen dereinst ausbrüteten…

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