Blamiert hat sich auch Gauck nicht. Sein Auftreten war – mit Ausnahme der Distanzierungsversuche von Merkels Begriff der „Staatsräson“ – eine gelungene Inszenierung. Das ist, obwohl es schroff klingt, ein Kompliment. Eine in der Person verankerte, authentische Form symbolischer Politik verkörpern zu können, ist nun mal Gaucks Gabe und – mit ihm als Präsidenten – Deutschlands Glück. Gerade weil Gauck nicht im Verdacht steht, die Wucht der Geschichte zu negieren, braucht er sie in aktuellen Dingen nicht zu beschwören. Seine Warnung vor dem Iran kam denn auch ohne Rekurs auf Auschwitz aus. Schließlich wiegt das nackte Argument oft schwerer als das mit Historie ummantelte. Eine religiös fundamentalistisch geprägte Diktatur droht den Menschen eines anderen, demokratisch verfassten Landes die Vernichtung an: Soll diese Diktatur Atomwaffen bauen dürfen? Das ist der Kern des Problems, vor dem nicht allein Israel steht, sondern eben auch Deutschland, Europa, die USA und viele arabische Staaten.
http://www.tagesspiegel.de/meinung/gauck-in-israel-gegenwart-die-nicht-vergeht/6691948.html