Sehr wahre Worte. Bei allem Digitalfanatismus sollte ein solide konstruiertes System immer einen Bedienervorrang eingebaut haben, sei es ein Küchengerät oder ein Flugzeug. Niemals darf der ach so tolle, in Wirklichkeit dämliche Rechner dominieren. Im normalen Leben ist so etwas ärgerlich , in der Fliegerei tödlich, zumal wenn die Piloten nichts vom eingebauten Kobold wissen und noch nicht einmal eine Chance auf Gegenreaktionen haben. Im speziellen Fall der 737 ist das technische Konzept überreizt worden, ausgereizt war es schon in den Achtzigern , als die ursprünlichen Triebzwerge durch die erste Turbofangeneration CFM 56 ersetzt wurden. Damals galt noch der Grundsatz, daß aerdynamisch instabile Konstruktionen in der Zivilfliegerei verboten sind, ebenso wie fahrdynamisch instabile Autos im Straßenverkehr. Aber dann hat Daimler auch die Krücke “A-Klasse” produziert, deren verkorkstes Fahrwerk durch ESP domestiziert werden mußte.
@Frieda Wagner: das erste Mal heute herzhaft gelacht! Zum Artikel: Wieder Lob an achgut für die Akquisition kundiger Autoren.
@Michael Sachs: Sie haben vergessen, es dem Klimawandel zuzuschreiben, was die Konstrukteure vergessen haben zu berücksichtigen.
Der „ Final Report „ ( offizieller Abschluss / Untersuchungsbericht ) für die Lion Air 610 ( Jakarta, Indonesien, Oktober 2018 ) steht seit geraumer Zeit im Internet zur Verfügung. Bezüglich der Ethiopian Air 302 ( Addis, Äthiopien, März 2019 ) existiert noch nichts Endgültiges. Bei der Air France 447 ( Atlantik ) kann der Unfallbericht ebenfalls von jedermann eingesehen werden. Mit Grundkenntnissen im Englischen kann man den Berichten einige äußerst interessante Dinge entnehmen. Letztlich waren es bei allen drei vermeidbaren Tragödien Crew / Pilotenfehler. Das stellt von meiner Seite keine Bewertung oder Verurteilung dar, sondern ergibt sich aus den Untersuchungsergebnissen. Auch in absehbarer Zukunft werden sich keinerlei Fluggeräte auf dem Markt tummeln, welche unzureichendes Training, Übermüdung oder sogar nachlässige Piloten kompensieren können.
@J.G.R. Benthin Sie haben so recht. Ich bin ja Informatiker und kann bestimmte Dinge recht gut einschätzen, was Digitalisierung angeht. Mich deprimiert beispielsweise die Simulationsgläubigkeit, die ich hier und da erlebe. Wir vergeben einen Simulationsauftrag an einen Dienstleister, der Prämissen annimmt, die gar nicht eingehalten werden können. Es wird dann stur daran festgehalten. Ich will dem Simulationsmenschen in der Fremdfirma kein Unrecht tun, aber seine Motivation ist vielleicht auch eine andere. Ich hingegen muss ein leistungsfähiges und robustes Verfahren auf die Beine stellen. Der Simulationsmensch hat konzeptionell vielleicht drei Stunden in Aspekt A versenkt, ich hingegen eine Woche. Umso unerträglicher ist dann das Gebahren der Entscheider, die sich an ihre Simulation klammern. Mich erinnert das an meine Schulzeit, als ich Rechenergebnisse des Taschenrechners nicht mehr hinterfragte und als Lösung aufs Papier brachte. Natürlich war’s falsch, aber ich habe gelernt, dass ich mich natürlich auch vertippen kann oder der Rechenweg komplett falsch sein kann. Man muss doch reflektieren, was man da macht. Ich bin glücklicherweise lange über diese Phase der Naivität hinaus, aber wenn wenn ich mir das so anschaue, was im Beruf erlebe, dann scheinen einige das Grundproblem nicht verstanden zu haben und es herrscht eine Gläubigkeit vor, die mich verzweifeln lässt. An meinen Herrn Vater erinnert mich das auch, als ich mal mit Klassenarbeit in Mathematik zurückkam, wo mir ein Fehler angestrichen wurde, der keiner war. Meine Mutter stimmt mir zu. Mein Vater hingegen: “Ist ja angestrichen, also ein Fehler.” - Der hat das Urteil des Mathematiklehrers für gottgegeben hingenommen. Der Mathematiklehrer hat die Fehleranstreichung natürlich als falsch zugegeben; er ist ja auch nur ein Mensch. Ich sprang eine Note höher. Aber es fehlt immer mehr die Bereitschaft, sich seine Gedanken zu machen und seinen Standpunkt zu vertreten.
Als alter Kamikazeflieger weiß ich: Kannst du das Ding nicht abfangen beim Geier-Sturzflug, dann war das dein letzter. Mir die Hand vom Knüppel nehmen ging deshalb gar nicht. Mein Geier hieß “Ka 6”, ein einsitziges Segelflugzeug aus den 60er Jahren, wird schon lange nicht mehr gebaut, hängt heute im Deutschen Museum an der Decke. Ich verstehe die Firma nicht, verstehe die Piloten nicht, weiß gar nicht, was das alles soll. Ein Blick auf die Triebwerke hätte jedem Piloten sagen müssen: Das Ding geht steil bei Vollgas. Und nicht zu wissen oder wissen zu wollen, wie das geregelt wird, was MCAS sein soll - das ist fahrlässig. Die Air France über dem Atlantic: Das war ein Pilotenfehler, die haben noch gezogen, als das Gerät schon im Steigflug war, über die Reiseflughöhe hinaus. Eine Wasserwaage links am Fenster des Piloten in Richtung Längsachse hätte dem gezeigt: Du hast die Nase nach oben, egal was der Fahrtmesser sagt, weil er verstopft ist durch eine Vogelnestchen. Hatten die keinen künstlichen Horizont, waren die zu dumm, den zu lesen? Oder ging der auch nicht? Als der Pilot ins Cockpit kam, war die Maschine schon derart im Absturz, womöglich Steiltrudeln, dass ein Abfangen nicht mehr möglich war - zumindest nicht, ohne das Ding schon in der Luft ab zu montieren. Ist ja kein Segler wie meine Ka 6. Außerdem war es Nacht, die mussten wenigstens nicht sehenden Auges in den Abgrund schauen, wie die mit der 737 Max beim Breitsegeln. Porca miseria.
Es ist organisatorisches Versagen, wie ich es auch aus meinem aktuellen Unternehmen her kenne. Ich entwickle Software für logistische Anlagen und plage mich dann mit seltsamen Designs, die der Kunde weder braucht noch haben will, nur um drei Mark fuffzig zu sparen. Auf den oberen Etagen herrscht dann auch noch eine Simulationsgläubigkeitsmentalität. Ein Kollege von mir konnte rechnerisch und mit Logik aufzeigen (Zeitaufwand, ca. 1 h), dass A nicht funktioniert. Zählte nicht. Er musste noch einmal zwei Wochen investieren, um mit einer ereignisorientierten Simulation nachzuweisen, dass A nicht funktioniert. Dabei können die Entscheider gar nicht einschätzen, wie gut die Simulation die Realität abbildet. (Mich erinnert das an das Klimagedöns.) Aber auch der umgekehrte Fall: Wenn Simulation gezeigt hat, B funktioniere, dann wird das geglaubt und notfalls wird das Projekt die Grütze geritten. Ich hatte erst kürzlich Ärger, weil ich eine Simulation mit ihrem vorgestellten Verfahren als mangelhaft ansehe, dieses begründen kann. Der größte Malus: Es wurden keine Konkurrenzverfahren vorgestellt, d.h. es wurde nicht aufgezeigt, ob es noch bessere Verfahren gibt. Natürlich gibt es bessere Verfahren, aber dazu muss man den Mut haben, sich des eigenen Verstandes zu bedienen, und nicht darauf hoffen, dass eine Simulation ausreicht.
Ach was das ist doch alles Quatsch das sind keine menschlichen Fehler, die Konstrukteure sind o.k. es sind die widrigen Naturzustände außerhalb des Flugzeugs die ans Flugzeug angepaßt werden müßen ganz einfach. Frau Baerbock macht das schon, da fehlt einfach etwas Kobold an den Tragflächen die Messgeräte müßen etwas öfter geschmiert werden damit der Wind besser durchflutscht, es ist doch kein Wunder wenn die Dinger abstürzen, außerdem sitzen da häufig wie erwähnt, white Supremacy Leute drinnen, um die ist eh nicht schade von grüner Seite aus, alte weiße Männer igitt.
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