>> ( ... ) mittelalterliche Sophisten, die sich den Kopf darüber zerbrachen, wie viele Engel wohl auf einer Nadelspitze Platz hätten, ( ... ). << Niemand musste und muss sich darob den Kopf zerbrechen, denn die Antwort auf die Fang- oder vielleicht auch nur Scherzfrage lautet schlicht: “Unendlich viele” - Engel sind, wie man weiß, ohne jede Physis, so dass sie (auch zum Tanzen, wie es in der Originalfrage heißt) keinerlei Platz benötigen.
Werte Frau Anke Zimmermann, Ihr Kommentar ist ein Meisterwerk. Sollten Sie Lust und Zeit haben, das politische Geschehen ab und an mit Ihren Worten zu kommentieren, möchte ich Sie ermuntern: Schreiben Sie und bieten es der Achse an. Man ist hier ein hohes Niveau gewöhnt, aber Sie haben es nochmal ein Stückchen emporgehoben. In Ihrem exzellent formulierten und witzigen Beitrag passt jedes Wort exakt in den Kontext, gratuliere. P.S. Hier ist keinerlei Ironie versteckt.
Das Arbeitspapier aus der Hand der 50-köpfigen “Spiegelwerkstatt” ruft nur indirekt die dringliche Notwenigkeit eines ergebnisoffenen Nachdenkens über Journalismus in Erinnerung. Sie ist der aufwändige Beweis dieses Nachdenkens. Waren etwa altbewährte journalistische Standards in Vergessenheit geraten? Waren Journalisten zu Märchenerzählern von heute, schlagseitigen Kommentatoren, Tatsachenverdrehern, selektiven Informationsfiltrierern und Haltungsheroen und Meinungsammen mutiert? War vielleicht die ganze Mannschaft im Gesinnungsbunker an der Relotiusspitze im Kampf für das Bessergutewahre vom Sturmgeschütz zum Abführmittel der Demokratie abgeglitten? Gar ein linksgrünes Propaganda- und politische korrektes Hetzperiodikum gegen alles Deutsche und alles Nichtlinke geworden? - Ach bewahre! Dieses Papier demonstriert aus gegebenem Anlass und in der gebotenen Ausführlichkeit, wofür der Spiegel WIRKLICH steht. Als ob das irgendjemand ernsthaft bezweifelt hätte!
Was erwarten Sie denn von der Qualitätspresse? Etwa, dass Journalisten die jeweiligen Fakten so genau und vollständig wie möglich darstellen und einen davon abtrennbaren Kommentar dazuschreiben?
Als jemand mit ostdeutscher Herkunft betreibe ich Aufklärungsarbeit. DDR-Premium-Gazetten, ND, Horizont usw. erfüllten einen gesonderten Zweck. Nicht mal die Dunkelroten haben das 1:1 geglaubt. Es waren aber elementare Instrumente zur Selbstorganisation, abwärts in der Hierachien. So brauchte man nicht überall einen Kommissar hinstellen, weil die Parteikader ihr eigener Kommissar waren. Dazu diente die Vorgabe von Sprachregelungen und Denkschablonen eben durch solche Publikationen. Ich nehme an, der SPIEGEL erfüllt längst eine ähnliche Funktion. Man kann also behaupten, er zielt nicht auf Leser, sondern auf Kader, welche sich dort selbstbezüglich abgleichen und aktualisieren können. In gewissen Kreisen muss man das lesen, weil man sonst noch vom Krieg gegen Ostasien quatscht, während alle Genossen doch schon wissen, dass Ozeanien schon immer der Feind war. Der Einblick in meine Stasiakte bestätigt diese Sicht. Während meines Militärdienstes war ich Skandale verwickelt. Im Zuge kafkaresker Ereignisse kam es zum Zusammenbruch der Zeitungsversorgung in den Soldatenstuben, was niemanden dort interessierte, weil diese Zeitungen nicht mal zum Abwischen des Hintern angefaßt wurden. Die Welle die daraufhin los brach, stand in keinem Verhältnis zu den realen Umständen, hatte aber es war an einem Dogma gekratzt worden. Das hat einen Lebensnerv des Systems berührt und entsprechend waren die Reaktionen. Eine vordergründige Banalität erreichte die höchsten Ebenen. Damals erschien mir das als vollendetes Kasperletheater, aber das System war nicht so dumm wie man dachte. Ideologien zerfallen sehr schnell in Korruption. Parteizeitungen geben den Bereich vor, indem sich Kader dabei bewegen dürfen. Daher verbindet sich mit der Lektüre immer eine nacktes Eigeninteresse. Und kein Wunder das Systemzeitung in der “Großen Transformation” nach staatlicher Finanzierung gieren.
Dieses grottenpeinliche Spiegel-Leitplanke bestärkt meine Meinung über dieses virtuelle Tollhaus: NAZIS auf der Jagd nach “NAZIS”.
Deutschland verbloedet sich immer mehr und befasst sich mit belanglosem Zeug. Die Staatstreue erinnert an die frenetischen Juebler, als der Fuehrer vorbeifuhr. Es wird boese enden, aber wir konnten das nucht ahnen. Ein Wahnsinn was aus diesem ehemals schoenen Land geworden ist. Ein totalitaerer Staat, “Buecherverbrennungen”, nur die Staatsmeinung wird geduldet. Bald werden deutsche Fluechtinge in der Welt um Aufnahme bitten. Merkel hat das Land ruiniert
Lieber Herr Zeyer, vielen Dank für Ihren begründeten und inhaltlich votrefflichen Beitrag. Ja klar ist das “manual” Stuss hoch drei. Das hat sicher mit der erkannten Ausweglosigkeit bei den Verantwortlichen beim “Spiegel” zu tun, aber meiner Ansicht nach nicht nur. Die Redaktionsstuben sind zum Rückzugsort von Sprachidioten, nichtüberdenTellerrandgucker, Fachideologisierten und den ChefsindenAllerwertestensauger verkommen. Sie spiegeln sich nur selbst. Sie empfinden Fachwissen ebenso störend wie Kompromisse mit Menschen außerhalb ihres Habitats. Wie Sie schreiben, es fehlt frische Luft und die reibungsintensive Berührung mit dem realen Leben. Als Autotester im letzten Jahrtausend habe ich von den Kollegen verschmähte Fahrzeuge besonders gern selbst gefahren, denn ich war neugierig, ob es außer fehlendem Prestige (oft gehört: ohwei, hoffentlich sieht mich niemand im Hyundai Pony) echte Schwächen nachzuweisen gäbe. Und ja, falsche Außen- oder Innenraumfarbe konnten bereits den Ausschlag geben. Die Leutz werden leider schnell überheblich und distanzlos, wenn man sie mit Lob und materiellem Blingbling zuschei..t. Zudem scheint der Medienmensch immer hofiert und bewundert werden zu wollen - und da setzt dann die speziell in dieser Tätigkeit zwingend notwendige Selbstreflektion aus. Die Zustände sind so neu nicht, die Qualität vieler Medienschaffenden als auch die der Produktkomsumierenden hat sich allerdings ins intellektuelle Prekariat verschlimmbessert. Für das ” in charge” befindliche Fachpersonal mit qualifiziertem Abschluss? wird die von Ihnen thematisierte Bedienungsanleitung zum Schreiben eines “Spiegel”-Artikels keinen für unsereins messbaren Nutzen erwirtschaften. Wo nix ist, kann auch nix wachsen.
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