Thomas Rietzschel / 27.01.2021 / 11:00 / Foto: Pixabay / 129 / Seite ausdrucken

Die Küsten-Barbie rettet den roten Zaren

Manuela Schwesig, die  Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, macht dem Ruf, der ihr als „Küsten-Barbie“ vorauseilt, zunehmend  Ehre. Sie ist in die Rolle hineingewachsen. War es anfangs allein ihr Sex-Appeal, der den Vergleich provozierte, so kann sie es unterdessen auch mit deren Intellekt aufnehmen. Eben erst hat sie sich der ARD gegenüber dafür ausgesprochen, das Pipeline-Projekt „Nord Stream 2“ unter allen Umständen fertigzustellen, Nawalny hin oder her und ungeachtet der Massenverhaftungen nach den landesweiten Protesten gegen Putin. 

Eben deshalb, „gerade in diesen schwierigen Zeiten“, käme es darauf an, „dass Deutschland mit Russland im Dialog bleibt“. Ein Märchenglaube, den man der Berufspolitikerin als solchen nachsehen mag. Außerdem ist Frau Schwesig eine Landesfürstin, deren politischen Horizont die Provinz begrenzt, einerseits. Andererseits ist es ihr gleichwohl gelungen, weltpolitisch Bedeutsames von sich zu geben. 

Denn wenn es noch eines Beweises bedurfte, dass die Amerikaner den Bau der russisch-deutschen Gasleitung zu recht mit Argwohn verfolgen, dass Trump des Pudels Kern erkannte, als er die EU davor warnte, sich mit dem Gasanschluss an Russland in die politische Abhängigkeit Putins zu begeben, dann hat ihn Küsten-Barbie jetzt unverhofft erbracht.

Die Rekonstruktion des sowjetischen Großreichs

Noch bevor das erste Gas durch die Leitung strömt, signalisierte sie, der Naivität ihrer Rolle entsprechend, dem Kreml, sie werde ihm das schöne Geschäft keinesfalls verderben. Mag der rote Zar Protestkundgebungen niederknüppeln lassen, wie er will, die Deutschen werden ihm nicht ins diktatorische Handwerk pfuschen. Von ihnen sowie von der EU hat er keine Sanktionen zu befürchten, nicht einmal, wenn er nach der Krim noch weitere Gebiete annektieren sollte, um seinem politischen Ziel, der Rekonstruktion des sowjetischen Großreichs, näher zu kommen.

In dieser Hinsicht stand ihm schon der damalige Außenminister und heutige Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier während der ukrainischen Maidan-Aufstände 2013/14 verlässlich zur Seite. Lieber zappeln die Deutschen am Ende der russischen Pipeline, als dass sie dem Russen mehr als rhetorisch Paroli bieten, dem Mann in Moskau mit Sanktionen davon abhalten, sie für so dumm zu verkaufen, wie sie sind. 

Mit einer politischen Eselei hat Merkel „Nordstream 2“ angezettelt; Gerhard Schröder machte dann ganz persönlich seinen Schnitt, indem er dem „lupenreinen Demokraten“ half, Europa an die Pipeline zu legen; und Schwesig wirft sich nun schon vorauseilend nieder, um den russischen Bären bei Laune zu halten. Sicher hat sie dabei die wirtschaftlichen Interessen ihres Bundeslandes im Auge. Schließlich endet die Gasleitung auf dessen Territorium, im Greifswalder Bodden. 55 Milliarden des fossilen Brennstoffs Erdgas fließen dann jährlich nach Europa. Um die daraus folgende Ökobilanz auszugleichen, müssten zugleich mehr Kohlekraftwerke abgeschaltet werden, als derzeit überhaupt noch in Betrieb sind. 

Im Dialog mit Russland bleiben

Doch was macht das schon, wenn es darum geht, amerikanische Sanktionen gegen den Bau der Leitung zu unterlaufen. Wichtiger ist es allemal, „mit Russland im Dialog zu bleiben“. Und wenn es dann wirklich einmal ernst werden sollte, kann Manuela den strengen Onkel Wladimir noch immer mit ihrem Barbie-Charme bezirzen.

An Puppen, die meinen, das Schlimmste abwenden zu können, fehlt es in Deutschland nicht. Auf sie ist Verlass, nicht unbedingt für die aufbegehrenden Demokraten in Moskau und Petersburg, wohl aber für die Herrscher im Kreml. Mit starken Jungs bleiben die kindischen Mädels gern im Gespräch, verträumt und hingerissen von der spürbaren Stärke ihrer Geschäftspartner.

Barbie bleibt Barbie, auch an der Ostsee. 

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Leserpost

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M. Terres / 27.01.2021

Von jedem Schwein auf der Welt kaufen wir Rohstoffe! Jedem Schwein auf der Welt verkaufen wir Waffen! Millionen “Schweinen” bauen wir einen Pferch im Auftrag von Despoten. Warum? Weil wir müssen! Weil wir wollen! Weil eine Mauer zum Schutz unserer eigenen Grenzen nicht opportun ist! Die Gesamtsituation lädt vortrefflich zum Sinnieren über das eigene Handeln und dessen Wirkung in der Welt ein. Daher kann der Artikel im Land der freien Meinung nicht schaden. Ich weise allerdings darauf hin, dass es gerade “fucking cold” ist. Was wollen wir denn nun? Gas, Kohle, Uran, Wind, Solar???? Ich denke, wir haben langsam keine Alternativen mehr! Gas aus den USA kann man immer noch per Tanker ordern und die Direktleitung nach Russland macht uns nur noch vom Lieferanten abhängig, nicht mehr vom Transitstaat. Russland hat ca. 130 Mio. Einwohner, Tendenz alternd, mit abnehmendem Anteil an Wehrfähigen. Wenn Deutschland, Frankreich und Polen dem nichts entgegen setzen können, dann haben wir alle nichts Besseres verdient. Wählt doch den Habeck, die Roth, den Hofreiter oder die Kobolde oder die Merkels und Spahns. Vielleicht auch den Ramelow?? Oder auch junge Frauen, die besser mal daheim bleiben würden, wo es ihnen besser ginge, durch Frustabbau, weil sich mal ein “Bock” um ihren “Bär” kümmert! Macht doch endlich Schluss. Machen wir es wie die Piraten bei Asterix - lieber die Selbstversenkung wählen statt die Schmach des Untergangs zu tragen.

Karl Eduard / 27.01.2021

Schön, wenn man vor Hass die Realität nicht mehr wahrnimmt. Und gut, daß die Achse auch für solche traurigen Existenzen immer Platz hat. Dafür ein großes Lob. Entgegen der Erwartung von erdfernen Phantasten ist dem Handel egal, wer gut und wer böse ist. Egal. Nur Bekloppte befragen ihren Bäcker, ob er auch immer moralisch handelt, bevor sie von ihm Brötchen kaufen. Das liegt im Übrigen auf derselben geistigen Schiene, wie die Menschen, die Waren aus Israel boykottieren, weil die zu Unrecht 1948 dort ihren Staat gründeten. Im wahren Leben gilt nur, ist das Produkt gut und wieviel kostet es. Danach kauft das Individuum ein. Und auch Unternehmen handeln danach. Und derzeit ist Fakt, daß Russland immer seine wirtschaftlichen Verpflichtungen erfüllt hat. Immer! Rußland pflegt auch nicht, andere Staaten zu erpressen, bloß weil ihm die Politik nicht passt. Nach all den Abscheulichkeiten hätte es der EU den Gas- und Ölhahn abdrehen können. Hat es aber nicht. Wieso solch Individuen ihr Heil im Frackinggas suchen, liegt entweder daran, daß sie für ihre Propaganda bezahlt werden oder daß sie für ihre Propaganda bezahlt werden. So wie das heutige Deutschland nicht wie das unter Hitler ist, ist das heutige Rußland nicht wie das unter Stalin. Man darf aber gerne seine Feindbilder pflegen, nur möge man sich bitte erinnern, daß der nächste Krieg dann wieder in Deutschland beendet wird. Auf den Stufen des Reichstags. Und dann will es von den Propagandisten wieder keiner gewesen sein. “Ich, der kleine Herr Rietzschel, war es nicht, ich konnte doch nicht wissen, oh meine Güte, ich habe doch nur meine Befehle ausgeführt! Was heißt hier Anstiftung zum Kriege, zum Völkerhass? Ich doch nicht, nie und nimmer! Ich bin doch nur ein kleiner Schreiberling. Ich liebe doch alle, alle Menschen liebe ich.” Wir wissen ja, wie das in Nürnberg geendet hat. Aber manche haben es vergessen.

Leo Hohensee / 27.01.2021

Hallo Herr Rietzschel, Sie bringen die Annexion der Krim ins Spiel. Welcher Staatsmann in der Ukraine konnte, ohne aufgeputscht zu sein vom Ausland, annehmen, dass Rußland seinen einzigen Kriegshafen am schwarzen Meer schlicht aufgeben würde? 1) der “Vertragsbruch” des Westens (keine Osterweiterung der NATO)  und 2) Sewastopol dem Fremdzugriff preisgeben das konnte - ganz logisch - nicht friedlich ablaufen. Das Ganze entspringt einem falschen Spiel der Nato und der USA. Soviel ich weiß, haben wir Deutschen vielfältige Energie-Lieferverträge mit Russland und soviel ich weiß, hat Russland seine Verträge noch immer erfüllt und auch noch nie erpresserisch gegen uns benutzt. Trotzdem bin ich dagegen wenn wir uns mit unserer Energieversorgung einseitig abhängig machen - egal von wem. Deshalb war und bin ich zwar für Nordstream 2 aber gegen die Abschaffung unserer autarken Energieversorgung durch Kohle und Kernkraft. Im gleichen Maße wie wir Kohlekraftwerke abschaffen müssen wir die Kernkraft erhöhen. Wind und Sonne können nur Nebenleister sein. Und Wasserstoff ist wegen seines sehr schlechten Wirkungsgrades kurzfristig auch nur die Vorstellung von Dilettanten. Und Ihr “Gefletsche” (so kommt das bei mir an) gegen Putin ist verbiestert aber nicht von Wert. Sorry

g.schilling / 27.01.2021

Fakt ist: 1.) Wind und Sonne können auf absehbare Zeit nicht genug Energie liefern. (siehe auch. Woher kommt der Strom. auf Achgut). Außerdem steigt der Energiebedarf ständig. (Prüfen Sie mal wieviel Energie allein der email-Verkehr verbraucht). 2.) 80 % der Mehrfamilienhäuser, und davon gibt es reichlich, werden mit Gas beheizt. 3.) Russland hat selbst in früheren Krisenzeiten immer zuverlässig geliefert. Auch weil sie auf das Geld nicht verzichten wollten.—Das umweltschädlich gewonnene LNG-Gas der Amerikaner kommt ““umweltfreundlich”” per Tankschiff. Wie viele Schiffe sollen zwischen Europa und Amerika pendeln um genauso viel zu liefern wie eine Pipeline? Außerdem ist die Qualität schlechter als das russische Gas. Nein, die Nordstream Pipelines sind alternativlos, bis es tatsächlich eine Lösung für den Energiebedarf und auch für die Heizungen der Mehrheitsbevölkerung gibt. Und wenn der MV-Barbie das deutsche Hemd näher ist, als der Nawalny-Rock, was ist daran falsch? Außerdem ist schon mal aufgefallen, dass kein anderes Land so ein Theater um diesen Oppositionellen aufführt??

Marcus Kowalsky / 27.01.2021

Ich dachte nicht, dass es das Niveau der Achse wäre, Menschen zu beschimpfen, beispielsweise als “Küsten-Barbie”. Schade. Sachliche, auch überspitzte Kritik wie von Broder gerne. Aber mit diesen Beschimpfungen begibt sich der Autor auf das Niveau eines Johannes Kahrs oder Helge Lindh. Habt ihr das nötig?

Karla Kuhn / 27.01.2021

“War es anfangs allein ihr Sex-Appeal,”  Welcher Sex Appeal ? Für mich sah die Frau einfach billig aus. Offenbar schauen etliche Männer in eine “andere Richtung.” Allerdings bin ich mit dieser Faru das erste Mal EINER MEINUNG.  Ich will unbedingt, daß diese Gasleitung gebaut wird. Bei der verheerenden Sromlage, den überteuerten Preisen, soll Deutschland wenigstens ordentlich mit GAS versorgt werden. “Nawalny hin oder her und ungeachtet der Massenverhaftungen nach den landesweiten Protesten gegen Putin.”  Jetzt wo Trump nicht mehr als Buhmann taugt, soll PUTIN an die Wand “genagelt” werden ?? WAS bitteschön geht uns Nawalny an ?? NICHTS, rein gar nichts, WER im Glashaus sitzt, soll nicht mit Steinen werfen. Auch die Massenverhaftungen gehen uns nichts an. Wir sollten erst mal den Wasserwerfereinsatz klären, die Verhaftungen von Demoteilnehmern etc. Von Merkels Gesetzesbrüchen ganz zu scheigen ! Wir werden vielleicht eines Tages noch mal froh sein, Putin in unsere Nähe zu haben, wenn die EU mal krachen gehen sollte!!  Bettina Landmesser, das mit Nawalny glaube ich auch.  “Im Dialog mit Russland bleiben” Absolut und zwar generell ” Küsten Barbie hin oder her. Schon allein zum Schutz gegen die CHINESEN. Denn gegen den brutalen chinesischen Diktator, ist Putin ein Waisenknabe.

Rico Martin / 27.01.2021

Denkt immer an die 17 Gaskraftwerke, die sich momentan in Deutschland im Bau befinden.

Frank Stern / 27.01.2021

Mit den Kommentaren, die dem Bau von Nord Stream 2 eher zugeneigt sind, ist ja schon ein Gegengewicht zur Meinung des Autors vorhanden. Auch der spöttische Ton gegenüber einer Politikerin der Verräterpartei amüsiert mich. Für mich wäre es interessant eine laiengerechte Ausführung der durch die Pipeline entstehenden Abhängigkeit in einem solchen Artikel zu finden. Das einzige Argument war, daß die Politiker werden sich automatisch mit den Unternehmen anbiedern werden, weil es ihre Natur ist, sich dem Geld zuzuneigen wie eine Pflanze dem Licht. Grundsätzlich kann auch die USA trotz Pipeline weiter Öl hierher liefern. Es sei denn, es gibt vertragliche Mindestabnahmemengen durch die Pipeline, unabhängig von dem geforderten Preis oder eine kurzfristigere Bestellung von US-Öl im Falle von Meinungsverschiedenheiten mit Rußland ist nicht möglich… Wikipedia schreibt, die Energieversorgung Deutschlands sei “so diversifiziert, dass das bestehende Versorgungssystem ohne Nord Stream 2 krisenfest ist”, natürlich nicht dort, wo es um Abhängigkeit geht, sondern dort wo die Notwendigkeit diskutiert wird.

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