Wie schön, diesen Text hier zu finden! „In der Einsamkeit frisst sich der Einsame selbst auf, in der Vielsamkeit fressen ihn die Vielen. Nun wähle.“ Die Tragik meines Lebens ;-) Als ich den Zarathustra zum ersten Mal gelesen habe, fühlte ich mich nicht mehr so einsam, es hatte schon wer anders so gedacht.
@ Gert Quallo: Sie schreiben: ” Gäbe es nicht seine bescheuerten Sprüche, würde keine Sau mehr diesen wie fast alle Philosophen total überschätzten Spinner kennen. Der letzte Philosoph mit einem nennenswerten Beitrag für die Gesellschaft war Aristoteles.” Da scheinen aber viele gesellschaftliche Entwicklungen völlig an Ihnen vorbeigerauscht zu sein. Fragen Sie mal die “Genossen” in der DDR (oder: ehemaligen DDR). Ob die wollten oder nicht, die mussten sich einer Regierungsform unterwerfen, die sich auf Marx berief, den kannte dort jede “Sau”. Fast die halbe Welt wurde bis vor ca. 30 Jahren im Namen von Marx regiert. Und nur mal so nebenbei: Wir alle und unsere Eltern und Großeltern stehen in der Schuld von Marx, sonst würden wir heute noch so ausgebeutet werden wie zu Manchester-Kapitalismus Zeiten. Denn der Kapitalismus musste in Anbetracht der Drohung des Sozialismus ein menschliches Antlitz annehmen, ganz besonders als dann die Alternative der Sowjetunion da war. Oder glauben Sie im Ernst, dass der Kapitalismus so “nett” geworden ist, weil er uns so sehr mochte? Marx war übrigens Linkshegelianer. Das dialektische Denken bei Marx rührt daher. Völlig zurecht gibt es heutzutage auf allen Kontinenten Hegelgesellschaften. Der Einfluss Hegels auf die heutige Welt ist enorm. Die meisten Leute bekommen davon nichts mit. Sollen sie ruhig.
“Erstaunlich” , der ein oder andere Kommentar. Dabei sind zwei Aspekte nicht einmal behandelt worden, naemlich die durchaus singulaere Menschen (er) kenntnis und seine, darauf basienden prognostistischen Fähigkeiten, kurz seine Voraussicht auf die” letzten Menschen"mit ihren kleinen Luestchen, die heute dieses Land zuhauf bevölkern. Uebrigens beruht seine Kritik des (protestantischen) Christentums auf ähnlichen Erwägungen wie die bei der Kritik des Sozialismus, beide, wie man damals und noch viel mehr heute erkennen darf, nicht allzuweit voneinander entfernt. Mit Ideologien, die den Starken schwaechen und die gepaeppelten und zugleich abhängig gemachten Schwachen an die Macht bringen, politisch als Ochlokratie bekannt, hatte er es nicht. Danke dem Autor, dass er den nietzscheanischen Uebermenschen, der realiter kein Uebermensch, sondern ein Mensch ist, der ausserhalb der Höhle des Plato lebt, zutreffend beschreibt. Allein ein Blick auf diese Gesellschaft zeigt, dass Nietzsche zu den auf seine durchaus spezielle Art zu den ganz grossen Geistern gehoert, aber, wie man auch hier lesen konnte, nicht von allen verstanden wird. Aber das hat er mit anderen Grossen gemein.
R.@Reiger, wunderbar! Nietzsche at his best ! Wiedererwecken und bei den Öffis anstellen. Ein wortstarker Mann mit durchdringendem Röntgenblick, - UND diese „Species“ der Gutmenschen hat sich seit Nietzsche noch unangenehm v e r m e h r t ! Obwohl man doch ständig reduzieren, canceln und build better back, kurzum rückbauen möchte ! Ach so, nur die ANDEREN….
Nun ist ja „Gott ist tot“ nicht als (objektive) Feststellung aufzufassen, wie einige meinen, sondern mehr als eine (An)klage. Gott ist tot im Herzen der Menschen, nicht im Sinne von Wahrheit. Der Vorgang der Kreuzigung ist ein fortwährender Zustand, keine einmalige Handlung. Getötet haben wir Gott in unserem Herzen. Wir haben uns vom Urgrund losgesagt. Deshalb „stürzen wir fortwährend“. Und deshalb wissen wir uns so schwerlich zu „trösten“, „wir Mörder aller Mörder“. Denn „das Heiligste … ist unter unseren Messern verblutet“ und es blutet noch.
Friedrich Nietzsche: Nietzsche contra Wagner 1889, Wie ich von Wagner loskam: Schon im Sommer 1876, mitten in der Zeit der ersten Festspiele, nahm ich bei mir von Wagner Abschied. Ich vertrage nichts Zweideutiges; seitdem Wagner in Deutschland war, condescendirte er Schritt für Schritt zu Allem, was ich verachte—selbst zum Antisemitismus … Es war in der That damals die höchste Zeit, Abschied zu nehmen.
Nietzsche war ein großer Denker (die „Querdenker“ glauben das ja vielleicht auch von sich)… aber alle Philosophen erdenken sich Ihre „Systeme“ aus der speziellen Gedankenwelt heraus, die in ihnen lebendig ist… Damit ist es aber leider auf keinen Fall möglich, das Wesen des Menschen in der Welt zu bestimmen. Dies geschieht durch ein Fach, das eigentlich von den meisten Philosophen nicht einmal am Rande betrachtet wird: das ist die Biologie des Menschen. Die Biologie bestimmt, in welcher Form wir existieren, und welche Charaktereigenschaften wir haben. Sie tut es durch den genetischen Code und sorgt so dafür, dass jeder Mensch einzigartig (wie sein Fingerabdruck) auf der Welt ist. Sie bestimmt auch unser Handeln , unsere Verrücktheiten und macht manche Menschen zu einem dieser Genies, denen wir anderen dann unseren Fortschritt verdanken…. Eigentlich und kurz gesagt, sind wir biologische Maschinen, die nur glauben, den Steuerknüppel in der Hand zu haben,… es kränkt uns, wenn wir so etwas hören, aber das sollte es nicht, denn das Leben kann („trotzdem“) so schön sein…. erinnern sollten wir uns nur vielleicht gelegentlich, dass wir nichts anderes sind als „Tauben im Gras…“
Während meines Studiums der Philosophie an der Uni habe ich mich auch gern mit Nietzsche beschäftigt. Geblieben ist, dass man sich selbst finden muss und auch seinen eigenen Weg gehen soll. Der Weg in die Verderbnis ist weit und breit, heißt es in der Bibel. Insoweit war der Pfarrerssohn in vielem von seiner philosophischen Thematik her von der Heiligen Schrift beeinflusst, wenn ihm das wohl auch nicht immer so bewusst gewesen sein mag. Nietzsche vollzog den Rückzug von der Masse auf seine eigene Art, allerdings etwas übertrieben, was dann Tür und Tor der geistigen Umnachtung öffnete. Man sollte es mit der Zurückgezogenheit, mit dem Eigenbrötlerischen nicht übertreiben und selbst im Kloster ist letztendlich Gemeinschaft angesagt. Aber jetzt mal kritisch: Wandeln Sie nicht im Tal der unwissenden Massen, die ihr Wissen über Hitler von rot-grünen Lehrern an der Schule, Sendungen im Fernsehen oder Doktorarbeiten im Stile Guttenberg/Schavan erlangt haben. Professor Werner Maser, Nachlassverwalter der Familie Hitler und bester Hitlerkenner, war nicht der einzige, der uns von der außergewöhnlichen Belesenheit Hitlers berichtete. Der damalige Reichswirtschaftsminister Schacht, selbst ein Mann großer Bildung, beschrieb Hitler so, dass er nicht nur unglaublich belesen war. Er war Schnellleser und besaß die seltene Fähigkeit, irgendwo Gelesenes mit anderem Gelesenem sinnvoll in Verbindung zu bringen, so Schacht, zudem half ihm sein phänomenales Gedächtnis. Er und die anderen seien sich stets wie kleine, dumme Schuljungs vorgekommen, wenn sie mit Hitler zusammen waren. Überlegen Sie mal : Wenn Sie selbst schreiben, dass die Nazis Nietzsche vereinnahmten, wie wahrscheinlich ist es dann, dass kein Nazi ein Buch von ihm kannte? Da ich auch Geschichte studiert habe und mich sehr mit Hitler beschäftigt habe, kann ich nur sagen: Wir wissen nichts davon, dass er kein(!) Buch von Nietzsche gelesen hat.
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