Gastautor / 31.07.2022 / 16:00 / Foto: Gustav-Adolf Schultze / 28 / Seite ausdrucken

Die größten 100 Querdenker: Friedrich Nietzsche

Von Okko tom Brok.

Von Querdenkern wie Nietzsche könnten wir lernen, die geistigen und moralischen Dogmen der eigenen Gegenwart als Denkblockaden wahrzunehmen. Sie lehren uns den Mut, sich des eigenen Denkens zu bedienen und nicht aus Furcht oder Bequemlichkeit der Masse in den Untergang zu folgen.

„Einsam die Straße zu ziehn, gehört zum Wesen des Philosophen", schreibt Friedrich Nietzsche (1844-1900) in Über das Pathos der Wahrheit (70, 295). Nietzsche hat als Prediger der philosophischen Einsamkeit das Querdenkertum praktisch zum Prinzip erhoben. Dabei eckte Nietzsche nicht nur zu Lebzeiten an, sondern im Unterschied zu vielen anderen Querdenkern der Geschichte ist er sogar bis heute kontrovers. Angewidert von der „Masse“ bleibt dem Einzelgänger Nietzsche nur die Flucht in die Einsamkeit, die er jedoch nicht idealisiert, sondern allenfalls als „kleineres Übel“ erduldet:

„In der Einsamkeit frisst sich der Einsame selbst auf, in der Vielsamkeit fressen ihn die Vielen. Nun wähle.“ (F. Nietzsche, Menschliches, Allzumenschliches. Ein Buch für freie Geister, 1878, 72 II, 150).

Ein Teil von Nietzsches Kontroversität beruht auf Missverständnissen und Fehldeutungen Nietzsches, ein weiterer auf vorsätzlicher Legendenbildung seiner ihm in Hass-Liebe verbundenen Schwester und Nachlassverwalterin Elisabeth Förster-Nietzsche (1846-1935). 

Nach dem frühen Tod ihres genialen, aber lebenslang missverstandenen Bruders war es im Wesentlichen ihr Verdienst, Nietzsches Werk einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Sie war es aber wohl auch, die Nietzsches Gedankenwelt, sowie auch einzelne Memorabilia wie Nietzsches Spazierstock dem Diktator Adolf Hitler schmackhaft zu machen verstand, ohne dass Hitler je auch nur ein einziges Werk von Nietzsche gelesen hätte. Wir sehen einmal mehr, dass die Anbiederung an die Macht einen hohen Preis verlangt, der weit größer sein kann als der zunächst erhoffte Gewinn.

Auf den ersten, sehr oberflächlichen Blick mutet ein Teil der Terminologie aus Nietzsches Werk in der Tat wie ein Sammelsurium faschistoid-größenwahnsinniger Kampfbegriffe an: Geläufige zentrale Schlagworte aus Nietzsches Gedankenwelt wie der „Wille zur Macht“ oder auch der „Übermensch“ gelten bis heute im allgemeinen Bewusstsein zuweilen als Inbegriff menschenverachtender Gewaltideologien, die zwangsläufig in Krieg oder globaler Vernichtung durch James-Bond-eske Psychopathen enden müssen. 

Erster postmoderner Denker

Nietzsche kann jedoch trotz seiner Vereinnahmung durch die deutschen Nazis und auch durch Mussolini und die italienischen Faschisten als politisch „unverdächtig“ gelten, wirft man einen genaueren Blick auf Nietzsches Haltung zu Antisemitismus und Deutschtümelei der Kaiserzeit, die er neben dem Sozialismus als die „neuen Götzen“ seiner Epoche betrachtete und entschieden verwarf.

Besonders „querdenkerisch“ ist Nietzsches Haltung zur Religion. Möglicherweise war es Ausdruck einer „ekklesiogenen Neurose“, einer „Gottesvergiftung“, die den Pastorensohn Friedrich, aufgezogen von einer – soweit wir wissen – bigott frommen Mutter, schon 1855 zu seiner vielleicht weltweit bekanntesten Querdenker-These führte: „Gott ist tot“. Doch hier bricht sich m.E. nicht das Bekenntnis eines beinharten Atheisten Bahn, der im Stile heutiger Religionsverächter den Gottesglauben prinzipiell infrage stellen oder gar einen negativen Gottesbeweis vorlegen möchte. Nietzsche fragt als „erster postmoderner Denker" nach den Konsequenzen, die die vollständige Aufgabe religiöser Sinnzusammenhänge und Deutungsmuster für Menschheit und Gesellschaft haben könnte. 

Wenn Nietzsche seinen „Tollen Menschen" in der Fröhlichen Wissenschaft (1882/87) den Tod Gottes postulieren lässt, dann mit einem ähnlich heiligen Ernst, wie ihn der mittelalterliche Scholastiker Anselm von Canterbury (1033–1109) bei seinem Versuch an den Tag legte, die Idee der Existenz Gottes philosophisch nachzuweisen. Anselms sog. ontologischer Gottesbeweis gipfelt in dem Satz, Gott sei dasjenige, über das hinaus nichts Größeres gedacht werden könne („quo nihil maius cogitari potest“). Für Nietzsche ist der Tod Gottes in vergleichbarer Ernsthaftigkeit das denkbar größte Ereignis, es ist keine Befreiung, sondern Mord, und wir Menschen sind Gottes Mörder. In einem der berühmtesten Monologe der Philosophiegeschichte lässt Nietzsche den Tollen Menschen sichtlich desorientiert in die Kirchen seiner Stadt eindringen, wo er lautstark und zum allgemeinen Unverständnis der ratlosen Zuschauer das Ableben Gottes verkündet:

„Wohin ist Gott?“ rief er, „ich will es euch sagen! Wir haben ihn getötet – ihr und ich! Wir alle sind seine Mörder! Aber wie haben wir dies gemacht? Wie vermochten wir das Meer auszutrinken? Wer gab uns den Schwamm, um den ganzen Horizont wegzuwischen? Was taten wir, als wir diese Erde von ihrer Sonne losketteten? Wohin bewegt sie sich nun? Wohin bewegen wir uns? Fort von allen Sonnen? Stürzen wir nicht fortwährend? Und rückwärts, seitwärts, vorwärts, nach allen Seiten? Gibt es noch ein Oben und ein Unten? Irren wir nicht wie durch ein unendliches Nichts? Haucht uns nicht der leere Raum an? Ist es nicht kälter geworden? Kommt nicht immerfort die Nacht und mehr Nacht? Müssen nicht Laternen am Vormittage angezündet werden? Hören wir noch nichts von dem Lärm der Totengräber, welche Gott begraben? Riechen wir noch nichts von der göttlichen Verwesung? – auch Götter verwesen! Gott ist tot! Gott bleibt tot! Und wir haben ihn getötet! Wie trösten wir uns, die Mörder aller Mörder? Das Heiligste und Mächtigste, was die Welt bisher besaß, es ist unter unsern Messern verblutet – wer wischt dies Blut von uns ab?" (F. Nietzsche, Die Fröhliche Wissenschaft, Aph. 125, 74, 140f.). 

Eindrucksvoll und zugleich befremdlich

Nietzsches Verhältnis zu Nihilismus und Atheismus bleibt widersprüchlich, aber an einer anderen Stelle ist Nietzsches Philosophie sehr eindeutig und dabei aktueller denn je: Nietzsches radikaler Ablehnung des Sozialismus, den er als „zu Ende gedachte Herdentier-Moral“ abqualifiziert (83, 252). Der Sozialismus als Lehre teile demzufolge nicht nur die vermeintlichen Defekte des Christentums, sondern potenziere diese sogar. Aus der christlichen Wertschätzung des Geringen werde im Sozialismus die „vollendete Tyrannei des Geringsten“ (78, 90). In seinen kollektivistischen Tendenzen liefe der Sozialismus der Befreiung des Menschen zuwider und schüfe so einen neuen Despotismus (72 I, 301). Ebenfalls nicht ganz von der Hand zu weisen ist angesichts des Erscheinungsbildes heutiger roter, grüner, gelber und schwarzer Sozialisten Nietzsches Argwohn, Sozialismus sei im Grunde nichts anderes als eine ideologische Rechtfertigung des Müßiggangs (83, 358). 

Nietzsche muss schon zu Lebzeiten eindrucksvoll und zugleich befremdlich erschienen sein, wie die bereits 1892 publizierte Würdigung des Werkes Nietzsches aus der Feder seines Zeitgenossen Franz Servaes (1862-1947) zeigt. Servaes preist die gedankliche Kraft und Urtümlichkeit der Gedankenwelt Nietzsches in geradezu hymnischer Weise:

„Mit einer geistigen Schärfe ohne Gleichen und mit unerschrockener psychologischer Analyse dachte Nietzsche seine Gedanken durch – als Denker. Er blieb der Einsame, der Weltferne, ja er wurde es täglich mehr. Nur dadurch unterschied er sich von den   Philosophen früherer Zeiten, daß er seine Probleme nicht in der Studierstube aufknackte, sondern unter freiem Himmel und in frischer Luft in sich hin- und herwälzte. Er wurde dadurch der Freiluft-Philosoph, und seine Ideen blitzten gleich Tautropfen in der Sonne.“ (aus: B. Hillebrand (Hg.), Texte zur Nietzsche-Rezeption 1873–1963, deGryter 1978 und 2016, 84). 

Querdenker wie Friedrich Nietzsche lösen keine existenzbedrohenden Energiekrisen, heilen keine Krankheiten und haben auch keine tragfähigen Lösungen für soziale Konflikte anzubieten. Stattdessen sind ihre Ideen „Tautropfen in der Sonne“, Inspiration, Kraftquelle, Frischluft für vermuffte Studier- und Talkshow-Stuben. Von Querdenkern wie Nietzsche könnten wir lernen, die geistigen und moralischen Dogmen der eigenen Gegenwart als Denkblockaden wahrzunehmen, die uns veröden und vertrocknen lassen. Sie lehren uns den Mut, sich des eigenen Denkens zu bedienen und nicht aus Furcht oder Bequemlichkeit der Masse zu folgen, wohin Nietzsche sie wie viele Querdenker nur allzu oft ziehen sieht: in den Untergang. Die Idee einer „Schwarmintelligenz“ war jedenfalls Nietzsches Sache nicht. 

Der jüdisch-christliche Begriff der „Sünde“ blieb Nietzsche fremd

Gibt es überhaupt Rettung? Oder muss ein an Nietzsche gereifter Querdenker tatenlos mitansehen, wie das Unheil seinen Lauf nimmt? Nietzsches Leben selbst hat bekanntlich kein „Happy End“ gefunden. Er verstarb deutlich zu jung, geistig umnachtet und weitgehend vereinsamt in der pflegerischen Obhut seiner bereits erwähnten Schwester. Seine eigene Hoffnung galt der schillernden Denkfigur des „Übermenschen“, der er selbst, oft kränklich und isoliert, zeitlebens nie so recht entsprochen zu haben scheint. 

„Ich lehre euch den Übermenschen“, lässt Nietzsche seinen an den Jesus der Bergpredigt (Mt 5-7) erinnernden, jedoch weitgehend fiktional ausgestalteten Wanderprediger Zarathustra ausrufen (75, 8). Was für uns Nachgeborene des Hitler-Regimes wie ein Horrorterminus aus dem Wörterbuch des Unmenschen erscheinen mag, könnte am Ende doch auch ein rein „lexikalisches“ Problem sein: Hätte Nietzsche statt vom „Übermenschen“ wie der spätere Psychologe Abraham Maslow (1908-1970) von „Grundbedürfnissen“ gesprochen, deren Erfüllung aus andernfalls willfährigen oder grausamen Herdentieren selbstverwirklichte und deshalb glücklichere und freiere Menschen mache, die Philosophiegeschichte hätte an dieser Stelle vielleicht einen anderen Verlauf nehmen können. Übersehen wird dabei jedoch leicht die Gleichnishaftigkeit des Übermenschen und der durchaus anthropologiekritische Umstand, dass Nietzsche seinen Übermenschen durchweg scheitern lässt. Manche haben in diesem scheiternden Übermenschen den gekreuzigten Christus selbst erblickt, insbesondere der Theologe Dietrich Bonhoeffer.  

Für Nietzsche ist der Mensch ein „Seil, geknüpft zwischen Tier und Übermensch“ (75, 11). In solchen Formulierungen präsentiert sich Nietzsches Anthropologie als durchaus kompatibel mit weiten Teilen der abendländischen Denktradition, die den Menschen als „unfertiges“, auf Entwicklung und Vervollständigung angewiesenes Wesen versteht. Hatte nicht der christliche Völkerapostel Paulus sehr ähnliche Worte gefunden, als er den inneren Zwiespalt des Menschen im Römerbrief folgendermaßen skizzierte: „Denn ich weiß nicht, was ich tue. Denn ich tue nicht, was ich will; sondern was ich hasse, das tue ich“ (Röm 7,15)? Der melancholische Zug in Nietzsches Philosophie mag ein Reflex dieses seelischen Zwiespalts sein, in dem sich der Mensch auch Nietzsche zufolge befindet. Es ist vielleicht die Tragik Nietzsches, für den intensiv empfundenen Mangelzustand des Menschen keinen präzisen Begriff gefunden zu haben und deshalb auch keine „Therapie“ und keinen Ausweg aus der Misere entdeckt zu haben. Der jüdisch-christliche Begriff der „Sünde“ blieb Nietzsche fremd, erschien er ihm doch im Wesentlichen als Ausdruck eines schädlichen moralischen Angriffs auf die erst zu stärkenden Vitalkräfte des Menschen. 

Schönheit und frecher Witz der Sprache

Was zeichnet nun demgegenüber nach Nietzsche den „Übermenschen“ aus? Er ist es, der den „Verächtern des Lebens“ entgegentritt und in Abkehr von weltfremden Heilslehren aller Art „der Erde treu“ bleibt (75, 9). Nietzsches Übermenschen sind „Pfeile der Sehnsucht nach dem anderen Ufer“ (75, 11), sie tragen „Chaos in sich“ (75, 13) und sie nehmen es auf sich, neue, eigene Wege zu suchen, die noch niemand gegangen ist. Sie verweigern sich der Kategorisierung und der Vereinheitlichung unter gemeinsamen Oberbegriffen. Eine Definition des Menschen scheidet demnach aus oder erweist sich in ihrer Unterkomplexität als unbrauchbar.

Nietzsches Philosophie vermittelt keine Lebensratschläge und keine Schönwetter-Besinnlichkeit. Sie ist vielmehr eine militante Kampfansage an denkfaule Oberflächlichkeit und Beliebigkeit: „Nicht eure Sünde – eure Genügsamkeit schreit gen Himmel“, klagt Zarathustra seit mehr als hundert Jahren seine Zuhörer an (75, 10). Bei Nietzsche finden wir keine Ruhe: Nietzsche ist ein Denker der geistigen Unruhe, wenn andere uns beschwichtigen wollen. 

Wer zu Nietzsches kaleidoskophaft schillerndem, rast- und ruhelosem Werk am Ende jedoch keinen philosophischen Zugang findet, mag dennoch immer wieder von der Schönheit und dem frechen Witz der Sprache Nietzsches beeindruckt sein: Viele Texte des gelernten Altphilologen Friedrich Nietzsche sind Zeugnisse wunderschöner Poesie, die in jeder guten Belletristik-Anthologie Platz fänden, und wieder andere sind sinnreiche, den sprachlichen Dadaismus eines Kurt Schwitters vorwegnehmende Persiflage, beispielhaft zu sehen in der tiefgründigen Verfremdung von Jesus-Worten in Also sprach Zarathustra

Nietzsche ist ein Künstler des Wortes, dem der belanglos dahingesagte Small Talk stets fremd bleiben muss. Sprach-Framing und Sprachpanschereien wie der Genderismus wären Nietzsche ein Gräuel. „Sprechen ist eine schöne Narretei: damit tanzt der Mensch über alle Dinge“ (75,241), sagt Nietzsche, um die Magie der menschlichen Sprache bildlich zu erfassen. Und der Tanz, dieser höchste Ausdruck geselliger irdischer Freude, ist eine wiederkehrende Metapher im Werk Nietzsches. Nietzsches Beziehung zum Tanz gipfelt in dem Bekenntnis, er würde „nur an einen Gott glauben, der zu tanzen verstünde.“ (75, 42)

Seinen Weltruhm hat Friedrich Nietzsche nicht mehr erlebt. Er verstarb am 25. August 1900. 

 

Der Autor ist Lehrer an einem niedersächsischen Gymnasium. Von Nietzsche hat er gelernt, die Autoritäten und Dogmen der eigenen Epoche verspotten zu wollen, wo immer sie dies verdienen.  

Foto: Gustav-Adolf Schultze/ Special:BookSources via Wikimedia Commons

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Wilfried Düring / 31.07.2022

Der Sozialismus ist der phantastische jüngere Bruder des fast abgelebten Desptismus, den er beerben will; seine Bestrebungen sind also im tiefsten Verstande reaktionär. Denn er begehrt eine Fülle der Staatsgewalt, wie sie nur je der Despotismus gehabt hat, ja er überbietet alles Vergangene dadurch, dass er die förmliche Vernichtung des Individuums anstrebt: als welches ihm wie ein unberechtigter Luxus der Natur vorkommt und durch ihn in ein zweckmäßiges Organ des Gemeinwesens umgebessert werden soll. Er braucht die alleruntertänigste Niederwerfung aller Bürger vor dem unbedingten Staat, wie niemals etwas Gleiches existiert hat; und da er nicht einmal auf die alte religiöse Pietät für den Staat mehr rechnen darf, so kann er sich nur auf kurze Zeiten, durch den äußersten Terrorismus, hie und da einmal auf Existenz Hoffnung machen. Deshalb bereitet er sich im Stillen zu Schreckensherrschaften vor und treibt den halbgebildeten Massen das Wort “Gerechtigkeit” wie einen Nagel in den Kopf! [Menschliches I, 473]

Hartwig Hübner / 31.07.2022

FALSCH, @Gerd Quallo. # Der letzte große Philosoph und bester Erkenntnistheoretiker war und bleibt Sir Karl R. Popper (Logik der Forschung und v. a.). # Er wies nach, daß die Methode Falsifikation, schon den griechischen Vor-Sokratikern bekannt war. Spätere Spinner haben diese dann verworfen und die Menschheit zurückgeworfen. # Popper hat die Erkenntnistheorie, die wichtigste wissenschaftliche Disziplin überhaupt, auf einem so hohen Sockel gestellt, daß niemand dagegen ankommt. Popper ist sehr viel mehr als nur Falsifikation, nur kennen 90 bis 95 Prozent der Möchtegerns an unseren Unis das nicht mehr. # Die Linken, diejenigen, die unsere Welt jetzt in Schutt und Asche legen, hassen seine weiterhin korrekte Denkweise: Kritischer Rationalismus. Nur mit “seiner” Denkschule, die er aus der Geschichte wieder ausgegraben hat, kann die “Wissenschaft” maximals leisten. # Die Vernunft ist notwendig ABER FEHLERBEHAFTET. # Und wer NIetzsche gut findet, der hat sein Leben weggeworfen und das Denken überhaupt nicht begriffen. # Aristoteles, das kann man bei Popper logisch zwingend nachlesen, hat falsch DEFINIERT und so sehr viele Haarspalter produziert, die am Wesen, dem Kern der Sache vorbeireden und sich fast immer BLENDEN lassen. # Sie sind also längst nicht mehr auf dem neusten “wissenschaftlichen” Stand.

Martina Bahr / 31.07.2022

Wie schön, diesen Text hier zu finden! „In der Einsamkeit frisst sich der Einsame selbst auf, in der Vielsamkeit fressen ihn die Vielen. Nun wähle.“ Die Tragik meines Lebens ;-) Als ich den Zarathustra zum ersten Mal gelesen habe, fühlte ich mich nicht mehr so einsam, es hatte schon wer anders so gedacht.

Michael Müller / 31.07.2022

@ Gert Quallo: Sie schreiben: ” Gäbe es nicht seine bescheuerten Sprüche, würde keine Sau mehr diesen wie fast alle Philosophen total überschätzten Spinner kennen. Der letzte Philosoph mit einem nennenswerten Beitrag für die Gesellschaft war Aristoteles.” Da scheinen aber viele gesellschaftliche Entwicklungen völlig an Ihnen vorbeigerauscht zu sein. Fragen Sie mal die “Genossen” in der DDR (oder: ehemaligen DDR). Ob die wollten oder nicht, die mussten sich einer Regierungsform unterwerfen, die sich auf Marx berief, den kannte dort jede “Sau”. Fast die halbe Welt wurde bis vor ca. 30 Jahren im Namen von Marx regiert. Und nur mal so nebenbei: Wir alle und unsere Eltern und Großeltern stehen in der Schuld von Marx, sonst würden wir heute noch so ausgebeutet werden wie zu Manchester-Kapitalismus Zeiten. Denn der Kapitalismus musste in Anbetracht der Drohung des Sozialismus ein menschliches Antlitz annehmen, ganz besonders als dann die Alternative der Sowjetunion da war. Oder glauben Sie im Ernst, dass der Kapitalismus so “nett” geworden ist, weil er uns so sehr mochte? Marx war übrigens Linkshegelianer. Das dialektische Denken bei Marx rührt daher. Völlig zurecht gibt es heutzutage auf allen Kontinenten Hegelgesellschaften. Der Einfluss Hegels auf die heutige Welt ist enorm. Die meisten Leute bekommen davon nichts mit. Sollen sie ruhig.

Rainer Niersberger / 31.07.2022

“Erstaunlich” , der ein oder andere Kommentar. Dabei sind zwei Aspekte nicht einmal behandelt worden, naemlich die durchaus singulaere Menschen (er) kenntnis und seine, darauf basienden prognostistischen Fähigkeiten, kurz seine Voraussicht auf die” letzten Menschen"mit ihren kleinen Luestchen, die heute dieses Land zuhauf bevölkern. Uebrigens beruht seine Kritik des (protestantischen) Christentums auf ähnlichen Erwägungen wie die bei der Kritik des Sozialismus, beide, wie man damals und noch viel mehr heute erkennen darf, nicht allzuweit voneinander entfernt. Mit Ideologien, die den Starken schwaechen und die gepaeppelten und zugleich abhängig gemachten Schwachen an die Macht bringen, politisch als Ochlokratie bekannt, hatte er es nicht.  Danke dem Autor, dass er den nietzscheanischen Uebermenschen, der realiter kein Uebermensch, sondern ein Mensch ist, der ausserhalb der Höhle des Plato lebt, zutreffend beschreibt.  Allein ein Blick auf diese Gesellschaft zeigt, dass Nietzsche zu den auf seine durchaus spezielle Art zu den ganz grossen Geistern gehoert, aber, wie man auch hier lesen konnte, nicht von allen verstanden wird. Aber das hat er mit anderen Grossen gemein.

Sabine Schönfelder / 31.07.2022

R.@Reiger, wunderbar! Nietzsche at his best ! Wiedererwecken und bei den Öffis anstellen. Ein wortstarker Mann mit durchdringendem Röntgenblick, -  UND diese „Species“ der Gutmenschen hat sich seit Nietzsche noch unangenehm v e r m e h r t ! Obwohl man doch ständig reduzieren, canceln und build better back, kurzum rückbauen möchte ! Ach so, nur die ANDEREN….

Werner Arning / 31.07.2022

Nun ist ja „Gott ist tot“ nicht als (objektive) Feststellung aufzufassen, wie einige meinen, sondern mehr als eine (An)klage. Gott ist tot im Herzen der Menschen, nicht im Sinne von Wahrheit. Der Vorgang der Kreuzigung ist ein fortwährender Zustand, keine einmalige Handlung. Getötet haben wir Gott in unserem Herzen. Wir haben uns vom Urgrund losgesagt. Deshalb „stürzen wir fortwährend“. Und deshalb wissen wir uns so schwerlich zu „trösten“, „wir Mörder aller Mörder“. Denn „das Heiligste … ist unter unseren Messern verblutet“ und es blutet noch.

R. Reiger / 31.07.2022

Friedrich Nietzsche: Nietzsche contra Wagner 1889, Wie ich von Wagner loskam: Schon im Sommer 1876, mitten in der Zeit der ersten Festspiele, nahm ich bei mir von Wagner Abschied. Ich vertrage nichts Zweideutiges; seitdem Wagner in Deutschland war, condescendirte er Schritt für Schritt zu Allem, was ich verachte—selbst zum Antisemitismus … Es war in der That damals die höchste Zeit, Abschied zu nehmen.

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