Die CDU in der klassischen Meerenge

In manchen Situationen hilft nur noch eine humanistische Halbbildung. Darum sollten die Krisenmanager der CDU, die einen Weg aus dem Thüringen- und AKK-Dilemma suchen, mal bei Homer nachschlagen und sich ein paar Zeilen der Odyssee zu Gemüte führen.

Wie schaut die Lage der CDU aus? Sie befindet sich in einer politischen Meerenge. Sie darf nicht mit der Linken und sie darf nicht mit der AfD. Sie ist in der gleichen Lage wie seinerzeit Odysseus, der mit seinem Schiff zwischen Skylla und Charybdis durchflutschen musste. Für die CDU ist die AfD – sagen wir mal – Skylla. Und die Linken sind Charybdis. Rechts also Skylla, das AfD-Monster mit dem Oberleib einer schönen Frau und einem Unterleib, der aus sechs bissigen Hunden besteht. Links das schwer greifbare Charybdis-Ungeheuer, das die Meereswogen in seine massigen Lungen einzieht, um sie dann wieder mit unwiderstehlicher Gewalt hinauszustoßen.

Und da müssen sie hindurch, die arme CDU und der wackere Odysseus. Aber wie? Genau durch die enge Mitte, einfach Augen zu und durch? Da wird man von beiden Seiten eingeklemmt. Soll man lieber von den rechten Unterleibs-Hunden gebissen werden? Oder wäre es klüger, wenn das schwankende Boot von der linken Monster-Lunge geflutet wird?

Eine ganze Armada von Meeresnymphen

Kein Wunder, dass auf dem CDU-Schiff heftig debattiert wird. Wo ist der Odysseus, der durch diese Enge führt?

Nun, Odysseus ist durchgekommen. Aber nicht unbeschadet. Er hat zur Charybdis aus Angst vor ihrer Sturmflut so viel Abstand gehalten, dass er der lockenden Skylla und ihren sechs bissigen Hunden zu nahe kam. Die Folge: Er verlor sechs Mann aus seiner Besatzung, für jeden Hund einen, ehe er die Meerenge hinter sich brachte. Wieviel Mann er verloren hätte, wäre er nicht der Skylla sondern der Charybdis zu nahe gekommen? Hier schweigt Homer. Meine persönliche Vermutung: Unter sechs Mann Verlust wäre es wohl auch nicht abgegangen.

Gibt es keine Hoffnung, dass die CDU schadlos aus ihrem Dilemma herauskommt? Na ja, der Argonaut Jason ist an der gleichen Stelle ohne Personalverlust durchgekommen. Aber dem hat eine ganze Armada von Meeresnymphen geholfen. Mit anderen Worten: Was die CDU braucht, ist eine Thetis und eine größere Anzahl von Nereiden. Sonst sehe ich schwarz. 

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Leserpost

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Martin Lederer / 11.02.2020

In Italien ging die Democrazia Cristiana unter. Die Deutschen sind treuherziger. Aber vielleicht reicht es ihnen auch irgendwann.

Sabine Schönfelder / 11.02.2020

Viel lieber, Herr Bonhorst, stelle ich mir die Unterwelt der griechischen Mythologie vor, wenn ich an Merkel und die CDU denke, - an die Welt des Hades. Merkel und ein kleiner auserwählter Haufen ihrer treuesten Anhänger (über deren Zusammensetzung beraten wir bei einem Glas Pfälzer Wein) stehen am Flusse Styx und warten auf den Fährmann Charon, der ihnen gemächlich und zielstrebig entgegenrudert, seine Kapuze tief über den Schädel gezogen. Selbstverständlich sammelten wir vorher für den Obulus, das Fährgeld für Charon, bei der AFD und FDP, um es unseren Fahrgästen unter die Zunge zu legen. Ich garantiere Ihnen, da kommt so viel zusammen, davon könnten wir die ganze Gruppe täglich ein Jahr lang von Charon hin und her über den Fluß  Styx rudern lassen, aber, - es gibt keinen Weg zurück aus dem Hades!  Gott sei Dank! Günther oder Altmeier können sie auch nicht „zurücksingen“ ( zu unmusikalisch) oder Charon mit ihrem Lyraspiel verzücken, wie einst Orpheus im Falle von Eurydike, denn die beiden schicken wir todsicher mit, für Kerberos, den Höllenhund!

M.R.W. Peters / 11.02.2020

Merz muss eine Palastrevolution machen, die Kanzlerin raus schmeißen und dem Volk eine Perspektive bieten, die den überall gefühlten Niedergang stoppen kann! Und das möglichst bald, Herr Merz!

Wolfgang Illauer / 11.02.2020

Ich bin eher pessimistisch. Die Angst auf dem CDU-Schiff vor “rechts”, also vor Skylla, ist so ungeheuer groß, daß es viel zu weit nach links, also ins unmittelbare Jagdrevier der Charybdis, gerät. Und die Meeresnymphen? Auch sie haben gelernt: Die weitaus größere Gefahr droht von rechts. Sie werden also den riesigen Linksbogen des Schiffes nur geringfügig verkleinern, und Charybdis wird das Schiff verschlingen.

Onofrio del Grillo / 11.02.2020

Nein. Das Bild funzt nicht. Zum ersten schon die Illustration, die Polyphem zeigt, einen zumindest auf dem linken Auge geblendeten Zyklopen. Aber auch literarisch funzt es nicht, denn das Problem des Staatsschiffs ist mitnichten die Wahl zwischen Skylla und Charybdis sondern vielmehr die permanente propagandistische Dauerbeschallung der Mainstream-Mediensirenen. Dagegen hilft nur: Wachs in die Ohren, nicht nach links oder rechts blicken, sondern Kurs halten. Aber dafür müsste man erst mal einen haben und daran mangelt es…

Paul J. Meier / 11.02.2020

Dieses Links und Rechts ist Geschwurbel, machen sie doch einmal so einen Wahl-O-Mat, da kommt alles Mögliche und Gegensätzliche heraus. Bin ich nun ein Linksrechtsviertelmittehalbliberalgrünangehauchter? In keiner Partei sind deckungsgleiche Pappkameraden! Das Problem der CDU ist Unfähigkeit und Dilettantismus der aktuellen Spitze und ihrer Vasallen, welche alles tun um ihr privilegiertes Pöstchen zu behalten. Verantwortungsvolle Politik muss auf aktuelle Ereignisse mit Effizienz und der gebotenen Notwendigkeit reagieren, unabhängig von der grundsätzlichen Ausrichtung. Das wird einmal eher linksorientiert und andermals eher rechts sein, das wäre eine Mitte! Und eine solche wird von keinem Ungeheuer gefressen, die hält diversen polarisierten Angriffen immer Stand, wie der Fels in der Brandung. Merkels Kardinalfehler und deren spürbare Kausalitäten haben die Union in die Bredouille gebracht, die kommen da nicht unbeschadet durch! Neben Skylla und Charybdis lauern auch die fürchterlichsten aller Monster, die stinknormalen Durchschnittsmenschen. Und die eigene Besatzung!

Alexander Schilling / 11.02.2020

Da bildet sich die Mittellage Deutschlands (der ein Schlieffenplan genausowenig Herr werden konnte, wie das strategische Gröfaz-‘Genie’ des ‘böhmischen Gefreiten’) in der unbequem gewordenen Mittellage der Parteienlandschaft für die 20-5%-Union auch endlich einmal spürbar ab. Sie hat deswegen wohl einen neuen Schlieffenplan in petto—sich Rechts vom Leibe zu halten, alles links der Mitte einzuverleiben, um dann mit Rechts aufzuräumen. Derselbe Größenwahn mit der Skylla Kernenergie und der Charybdis Kohlekraft, der Skylla EU-Erweiterung auf dem Balkan und einer (je nach Wahlausgängen sich abzeichnenden) Charybdis EU-Erosion in F, I, Ostmitteleuropa &cet;.—Viel Feind, viel Ehr! und alternativlos obendrein—denkt die träge Spinne in ihrem Netz. Totalitäre Hybris—sagt der Regenguss, der einmal mehr das feine Gespinst hinwegfegt…

Bertram Scharpf / 11.02.2020

Der wirklich passende Vergleich ist der zu Macbeth, der einmal sich mit bösen Mächten einlassend nicht mehr zurückkann und schließlich irre wird.

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