Wenn von Steuergeschenken die Rede ist, sind auch Stimmen zu vernehmen, die darauf verweisen, dass es sich keineswegs um Geschenke handelt, sondern um eine verringerte Wegnahme. Doch diese Auffassung setzt sich nicht durch.
Nun kann man staatstragend darauf abstellen, dass die Steuererhebung rechtmäßig ist und das vom Staat ausgegebene Geld eben nicht mehr das der Bürger ist, sondern nur vorher vielleicht mal war. Entscheidender ist aber, dass die Vergünstigungen sowohl von den Begünstigten als auch von den Begünstigern wie auch von den Nichtbegünstigten so empfunden werden. Alle zahlen echt oder gefühlt viele Steuern und wollen nicht nur davon etwas zurückhaben, sondern viel bekommen. Wer zu wenig bekommt, und wer ist das nicht, will nicht etwa, dass allen weniger abgenommen wird, sondern möchte mehr bekommen.
Das Geld, das der Staat zum Fenster hinauswirft oder gezielt ausgibt, hat Empfänger, somit Interessenten am System. Und irgendwas bekommt jeder, ohne sagen zu können, ob es besser wäre, weniger abgenommen zu kriegen. Das macht das Kirchhofsche Steuermodell so unheimlich. Man kriegt weniger, vielleicht. Anderen bleibt womöglich mehr. Man weiß nicht, ob man für eine einfache und gerechte Steuer sein will.
Die anderen Interessenten neben den Steuerberatern sind die Umverteiler, sie wissen, dass sie das nicht wollen können. Sie könnten keine Begünstigungen mehr versprechen. Da sie es wären, die das Kirchhofsche Steuersystem beschließen müssten, ist die Sache chancenlos.
Jetzt muss nur noch ein Bezug von Kirchhof zu Sarrazin gefunden werden, vielleicht dass es die Sarrazin-Leser sind, die Kirchhof wollen, dann ist keine Steuerwende zu befürchten.