Dirk Maxeiner / 12.12.2021 / 06:00 / Foto: Pierre André Leclercq / 53 / Seite ausdrucken

Der Sonntagsfahrer: Weltreise mit Olaf

Die Grippe hat mich im Griff. Für den Ausflug des Sonntagsfahrers ergibt sich daraus ein leicht beschränkter Radius. Es sei denn, man hat Fieber und vorher einen falschen Film gesehen. Dann kommt man richtig rum in der Welt. In meinem Fall heißt der Streifen „Auftritt der Ampelmännchen" und wurde von meinem Kollegen Peter Grimm am Freitag auf Achgut.com gestellt. Olaf Scholz, Robert Habeck und Christian Lindner erzählen vor der Bundespressekonferenz, wie sie sich das Leben der Bundesbürger so vorstellen. Ich musste danach sofort 600 mg Ibuflam einwerfen und beschloss, die Sache im Hinblick auf meinen Gesundheitszustand zu verdrängen.

Von wegen. Kaum entschlummert, wache ich im tropischen Französisch-Guayana auf. Papillon alias Steve McQueen liegt auf der Pritsche neben mir. Dann tauchen drei sadistische Wärter auf. Einer sagt: „Ich sehe keine Schmerzgrenzen, sondern Wachstumsfreuden." Und so diabolisch geht’s weiter. Es folgt eine Rundtour durch die berühmtesten Sträflingsinseln und Knäste, von Alcatraz bis Robben Island, und immer tauchen irgendwo kalt lächelnd Olaf, Robert und Christian auf. Am Schluss sitze ich in einer Geisterbahn, und sie spuckt mich direkt auf dem Hamburger Dom aus. Und wer wartet am Ausgang auf mich? Ole, er sieht aus wie ein Halloween-Clown und winkt mit einer Blume vom Schießstand.

Ich fliehe mit Hilfe eines Hubschraubers Bell "Hue" , so ähnlich wie die letzten Amerikaner von einem Dach in Saigon. Pilot ist Quentin Tarantino  und der verfrachtet mich im Tiefflug nach Paris in eine kleine Bäckerei im Marais, die ich in meiner Pariser Zeit gerne besuchte. Gleich wird meine Laune besser. Doch Ole, Robbi und Chris tauchen wieder auf. Sie haben ihre Gestalt gewechselt und liegen in der Auslage der Boulangerie. Ole sieht aus wie ein Stück Graubrot, das im Brotkasten vergessen wurde. Christian ist ein Schokoladentörtchen mit leicht grauen Stellen, weil es in der Auslage zu lange der Sonne ausgesetzt war. Robert erscheint tatsächlich als Croissant. Als ich reinbeiße, entpuppt er sich aber als Vorback-Hörnchen aus China, es schmeckt nach Luft und Ohrenschmalz. 

Mit letzter Tinte geht die Reise dann weiter zu einem edlen Haardesigner nach Düsseldorf. Der Chef sieht Christian Lindner sehr ähnlich und hält eine salbungsvollle Geburtstagsrede: „Wir wollen uns als drei Partner nicht begrenzen, sondern erweitern, wenn wir uns auf etwas Gemeinsames verständigen, das nur dann Orientierung geben kann". Die Damen und Herren im Salon sehen aus wie die alte Tante FAZ und der alte Onkel Kleber und applaudieren heftig. Ich nehme erneut Reißaus und lande im Foyer meiner Sparkasse – und wer erwartet mich da? Sie ahnen es: Es ist Freitagnachmittag und Olaf Scholz, der Chef der Filiale, eröffnet die Ausstellung einer ortsansässigen Künstlerin, die mit einer Trockenblumen-Seriegrafie ein Zeichen gegen den Klimawandel setzt. Sie trägt die Brille von  Saskia Esken. Es gibt Schnittchen und Canapés. Olaf reicht mir ein Stück gewürfelten Käse, auf dem mit einem Zahnstocher eine Traube befestigt ist. Er sagt: „Und das ist mein Regierungsprogramm."

 

Von Dirk Maxeiner ist in der Achgut-Edition erschienen: „Hilfe, mein Hund überholt mich rechts. Bekenntnisse eines Sonntagsfahrers.“ Ideal für Schwarze, Weiße, Rote, Grüne, Gelbe, Blaue, sämtliche Geschlechtsidentitäten sowie Hundebesitzer und Katzenliebhaber, als Zündkerze für jeden Anlass(er). Portofrei zu beziehen hier.

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Leserpost

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Gerhard Schmidt / 12.12.2021

“Als die Geisterbahnen schlossen, begann die Kabinettsitzung” - Personal ähnlich, es kostet den (unfreiwilligen) Besucher jetzt nur etwas mehr. Und der Film “Freaks” von 1932 dürfte ja bekannt sein - Da waren die Darsteller aber weitaus sympathischer…

Gus Schiller / 12.12.2021

An die Redaktion, Kleine Korrektur: Der Hubschrauber heißt richtig: Belle UH-1D.  Typ Leichter Mehrzweckhubschrauber der ehemals deutschen Luftwaffe.

Gabriele Klein / 12.12.2021

Danke, ja so ists, und so erlebe ich das auch. Das was hier abgeht ist vermutlich nur nachvollziehbar für jemand der die teuflischen Lehrbücher und Schulungen der   STASI gut kennt bzw ihrer habhaft wurde im Antiquariat.  Sie galt als besonders fieß mit einem extra “Sahnehäubchen” Sadismus. Mein Vorschlag an marxistisch geprägte Intellektuelle: Wie wäre es mit einer Analyse zur Dialektik des Materialismus und der “permanenten Revolution”  in einer Irrenanstalt?  Oder, ein paar Gedanken zur Dialektik unterschiedlich ausgeprägter Sadismen auf offener Politbühne und ihre medialen Auswirkungen.? Ah, und sollte das mit der Familie in Königs Wusterhausen überhandnehmen: Wie wärs mit ein paar Ausführungen zur Dialektik des Suizids u. seine Auswirkungen auf die “permanente” Revolution?

Gabriele H. Schulze / 12.12.2021

Guck, wie produktiv so ein Fieber sein kann. während der Körper mittels selbigem gegen den Infekt schuftet. Good bettering, Herr Maxeiner!

H.Störk / 12.12.2021

Mich hat ein grippaler Infekt von Mittwoch auf Donnerstag nicht schlafen lassen - leider war der Schnelltest negativ, sonst würde ich nächste Woche einen Genesenenschein beantragen. Gut Besserung, Herr Maxeiner!

Stanley Milgram / 12.12.2021

„Geimpfte haben einen milderen Diktaturverlauf“ Gute Besserung auch von hier aus. MFG

Dirk Jungnickel / 12.12.2021

Köstliche Sonntagskost wieder - danke. - Neulich träumte mir, ich wäre wieder Mitte der 80er in der BRD gelandet,  mein Eintrittsdatum in das bessere Deutschland. Ich bestaunte den Ku’damm, die Museen, die Theater, die ich bisher nur via RIAS und Friedrich Luft kannte,  war genervt von den 143 Käsesorten ( in der “DDR” gab’s maximal 8 ) und plante meine erste Reise nach Frankreich, wo ich mich dann auf dem Eiffelturm darüber aufregen mußte, dass an der Richtungstafel Berlin lediglich unter “Hauptstadt der DDR firmierte”. ( Nach meinem Schrieb an den französischen Stadtkommandanten von Berlin, wurde der Fauxpas korrigiert.) Und dann dann staunte ich Bauklötzer wegen eines großen Protests gegen eine Volkszählung.-  ERWACHEN - Augenwischen. Paradigmenwechsel?  Damals fühlte sich die (Dumm-) Linke vom Staat furchtbar gegängelt. Heute jubelt sie zu jeder staatl. Maßnahme, die einer Demokratrie Hohn sprechen. UND DENKT ÜBER LAGER NACH, IN DENEN POSITIV GETESTETE ABGESONDERT WERDEN SOLLEN (so angeblich ein Geheimpapier aus dem Innenministerium). An einen Rückzug in den Schlaf war leider nicht mehr zu denken.

Wojciech Kacpura / 12.12.2021

In dem Albtraum fehlt noch was - vielleicht der Norbert und Helge als Untoten ?

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