Die Suffragetten -frühe Feministinnen-Kampftruppe- waren die Vorhut der Prohibition. Sicherlich kann sich der eine oder andere Achse-Leser an die altmodischen Hollywood-Western erinnern, wo ein weibliches Rudel, bewaffnet mit Nudelhölzern, Regenschirmen u. Kochlöffeln die Saloons stürmten und arglose Feierabend-Trinker, die nur ihren Whisky oder ihr Bier geniessen wollten, nach Hause oder einfach an die frische Luft scheuchten. Später kam dann das Alkohol-Verbot.
Brillanter Artikel. ++ Die Behauptung, dass jedes Verbot zu einer Innovation führt, ist Quatsch. Insbesondere wird suggeriert: Je mehr Verbote, desto innovativer ist die Gesellschaft. StGB und BGB hätten in der Vergangenheit zu einer Sturzflut an Innovationen führen müssen. Der Übergang zum sesshaften Ackerbau, die Metallverarbeitung, die Renaissance, die technisch-wissenschaftliche Neuzeit, die industrielle Revolution, etc. wurden nicht durch Verbote verursacht. Ich würde aus dem Bauch heraus tippen, dass 99% aller wichtigen Innovationen nichts mit Verboten zu tun haben. ++ Hinter dem dämlichen Statement lauert jedoch ein ernsthaftes und schwieriges Problem (wurde bereits in Kommentaren angesprochen). Was soll in einer gut funktionierenden Gesellschaft durch den Staat verboten werden und was nicht? Klar, es muss gewisse Verbote geben, StGB, BGB sind einfache Beispiele. Toxische Stoffe oder schädliches Verhalten/Verfahren sind ebenfalls klar, dafür gibt es gut eingefahrene Zulassungsverfahren. Interessant wird es, wenn die Schädlichkeit umstritten ist (CO2), oder die Wirksamkeit eines Verbots zweifelhaft ist (alle machen es, warum wir nicht, wieder CO2), oder - ganz besonders heikel - wenn es zu einer Kollision zwischen Schädlichkeit und wirtschaftlichem Nutzen kommt (seien wir ehrlich, Menschenleben haben einen Preis). ++ Die mehr als 300.000 miserabel formulierte Vorschriften, die jeder Bundesbürger zu beachten hat, kann man nur noch als krank bezeichnen. Die 100.000 Steuer-Paragraphen sind eine Teilmenge dieses Irrsinns. Hätte Annalena Baerbock recht, dann müsste Deutschland das innovativste Land der Welt sein. Tatsächlich ist diese inkonsistente legalistische Müllhalde ein riesiger Bremsklotz, der die Gesellschaft auf heimtückische Weise schwer schädigt. Nach der Wahl werden allerdings noch viele tausend Paragraphen dazukommen, mitsamt der Bürokratie und weiteren Steuern/Abgaben.
Innovation durch Verbote! Der Verband der Händler illegaler Droge in Deutschland, hält von der Freigabe von Cannabis, Heroin, und Kokain bekanntlich gar nichts. Wem soll das was bringen wenn man 1 Gramm Heroin in der Apotheke oder Drogerie für 5€uro kaufen darf ? Ab 18 oder 21 und nur für den Eigenbedarf und kein Versandhandel, Weiterverkauf unzulässig, wäre mein Vorschlag. Ohne Rezeptpflicht, das macht die Sache nur teurer und ich gönne fdp Wählern nicht einmal die Butter auf dem Brot. Zu meinem Vorschlag gehört aber auch das man unter Drogeneinfluss weder Auto fahren noch an Parlamentssitzungen teilnehmen darf. Und bin deswegen für entsprechende öffentliche Tests im Reichstagsgebäude und den Landesparlamenten. Parteitage würde ich davon ausnehmen denn wie soll man die sonst aushalten?
Heute wieder ein Vergnügen ihre Kolumne zu lesen, Herr Maxeiner; ehrliche Bewunderung für ihr Talent. Verbote habe ich, gebürtiger DDR- Bürger, zur Genüge erlebt. In dieser Zeit hat sich bei mir, fein wie bei einem Trüffelhund, der Spürsinn für erste Anzeichen subtilen, totalitären Regierens ausgeprägt. In jeder, von mir mittlerer Weise als „Aktuelle Kamera“ bezeichneten Sendung des «öffentlich bezahlten Rotfunks» entdecke ich sozialistische Trüffel, die wie die, den Steinpilzen äußerlich ähnlichen, aber an ihrem rosaroten Röhrenfutter erkennbaren «Bitterpilzen» völlig ungenießbar sind, um es versöhnlich auszudrücken. Es drängt sich mir der Verdacht auf, daß auch der „Bruder im Westen Deutschlands“ seine Erfahrungen mit einem realsozialistischen Staat machen muß, bevor erweckt wird. Der honeckerhafte Habitus einer Saskia Esken und das allwissend, falsche Lächeln einer Janine Wissler, lassen mich dies befürchten.
@Ostrowsky: Nomen est omen. Das beweist doch, dass Strunz eben strunzdoof ist. Passt scho…
Die Prohibition ist in der Tat eine Fallstudie, die uns viel über die heutige Zeit sagen kann. Da ist z.B. die Vorgehensweise, wie in einem demokratischen Land eine Maßnahme durchgesetzt werden konnte, die die große Mehrheit ablehnte. Dies geschah mit der Technik der Mobilisierung von lautstarken Aktivisten, die Politiker mittels eines singulären „Wedge-Issue“ unter Druck setzten. D.h. Politiker, die sich für das Alkoholverbot aussprachen erhielten Unterstützung, andere wurden bekämpft. Andere Themen spielten bei den Aktivisten keine Rolle. So schuf man eine Stimmung der Einschüchterung, die dazu führte, dass selbst dem Verbot abgeneigte Politiker sich öffentlich dafür aussprachen, um im Wahlkampf keine Probleme zu bekommen. Natürlich spielte es eine große Rolle, dass es keine Gegenaktivisten (also lautstarke Alkoholbefürworter) gab, so dass das Bekenntnis selten zu Nachteilen führte. Hierdurch gelang es eine unverhältnismäßig große Zahl von Verbotsbefürwortern in die Parlamente zu hieven, was dann die bekannten legislativen Folgen hatte. Das heutige Wedge-Issue ist das „Klima“ und die angewandten Techniken sind mit denen der Abstinenzler beinahe identisch: man erzeugt medialen Druck, der für jeden Politiker die Unterwerfung unter die Kampfparolen viel attraktiver erscheinen lässt als ein Bekenntnis zum eigenen Verstand. Das deutsche Parteiensystem amplifiziert diesen Effekt noch. Eine Auswirkung solcher Politik, der in der Prohibition deutlich zu Tage trat, wird von den heutigen „CO2-Abstinenzlern“ vollkommen ignoriert. Indem Gesetze erlassen wurden, die von einer großen Mehrheit abgelehnt und folglich regelmäßig übertreten wurden, kam es zu einer noch nie da gewesenen Erosion der Gesetzestreue, die die allgemeine öffentliche Moral untergrub. Es kam nicht von ungefähr, dass in den 20er und 30er Jahren Gangster als heimliche Helden in Filmen dargestellt wurden. Das blinde Vertrauen auf gesetzlichen Zwang kann verheerende gesellschaftliche Folgen haben.
Der passende Film, immer wieder grandios auch die x. Wiederholung: “40 WAGEN WESTWÄRTS” Burt Lancaster muß die Abstinenzlerinnen unter der Führung von Lee Remick bändigen… und die “abgesoffene” Wiskeylieferung ploppt am Ende einzeln wieder aus dem Sumpf. Nach dem Film gemütlich zurücklehnen und so ist die Gegenwart etwas gelassener zu ertragen. Oder: Am Ufer sitzen und warten, bis die L… vorbeitreiben.
Hinsichtlich solcher Denkansätze, dass Verbote wahre Innovationstreiber sind, fällt mir neben der Prohibition auch die Antialkoholkampagne unter Gorbatschow ein. Die löste einen wahrscheinlich noch nie dagewesen Innovationsschub in der Gär- und Destillationskunst aus, mit leider so manchem Kolleteralschaden auf Seiten der freiwilligen Probanden der Experimentierversuche. Ganz nebenbei wurde der Alkohol in den Krankenhäusern knapp. Und die Staatskasse leerte sich zunehmend aufgrund fehlender Alkohol-Steuereinnahmen. Als bleibende Erinnerung fasste ein Bändchen Prosa diese Blütezeit sowjetischen Erfindungsgeistes zusammen. Der Innovationsschub à la “Aus der Not mach eine Tugend” fand also auch einen fruchtbaren Niederschlag in der Kunst, nämlich durch Wenedikt Jerofejews “Die Reise nach Petuschki”, das viele lehrreiche Rezepte enthält wie man selbst aus Zahnpasta und Schuhcreme noch ein hochprozentiges Getränk gewinnen kann. Wohl bekomm’s. P.S.: Immerhin war das Volk nach einigen Jahren so nüchtern, dass Gorbatschow jegliche Popularität einbüßte. In Hinblick auf die Grünen gibt es also einen Hoffnungsschimmer,. Das heißt allerdings auch, dass die Deutschen erst mal durch eine Durststrecke müssen, bis sie im Kopf wieder nüchtern werden.
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