Dirk Maxeiner / 13.09.2020 / 06:00 / 49 / Seite ausdrucken

Der Sonntagsfahrer: Ich wurde gewarnt

Ich konnte es nicht überhören. Am vergangenen Donnerstag um 11 Uhr erhob sich ein gewaltiges Sirenengeheul über meinem Büro, das immer wieder dramatisch an- und abschwoll. Ich kenne den Soundtrack noch aus meiner Kindheit im Kalten Krieg und blickte sorgenvoll in den Himmel. Da zeigte sich aber keine Spur von Putins strategischen Tupolew-Bombern. Am bayrisch-blauen Himmel blieb es so friedlich wie auf einer Almwiese, auf der die Kühe grasen und mit ihren Glocken bimmeln. Es fuhr auch kein kettenrasselnder türkischer Altay-Panzer vor, um Augsburg heim ins Morgenland zu holen. Noch nicht einmal ein Wirbelsturm ließ sich blicken, geschweige denn ein Hochwasser. Dennoch war die Lage ernst. Zumindest im Rest der Republik. 

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe hatte die Bürger ja vorab informiert: 

„Am 10. September 2020 wird pünktlich um 11.00 Uhr erstmals seit der Wiedervereinigung ein bundesweiter Probealarm mit allen vorhandenen Warnmöglichkeiten, wie Radio, Fernsehen, sozialen Medien, der Warn-App NINA, Sirenen, Lautsprecherwagen sowie auch digitalen Werbetafeln durchgeführt“. 

Das war der Plan. Klappte aber nicht. 

Die Sirenen des Landes blieben fast überall stumm wie die Fische, die Angela Merkel im Ozeaneum in Stralsund besuchte. Eine anständige türkische Hochzeit verfügt jedenfalls über wesentlich mehr Fanfaren-Power als der deutsche Warntag. Da die meisten Sirenen einerseits im Freien angebracht, andererseits nicht sehr häufig in Verwendung sind, gilt Nestbau in den Schaufelrädern als mögliche Versagensursache. Und auch auf den anderen Kanälen bekam so gut wie niemand was vom Großalarm mit. Das lag aber nicht an einem Blackout, sondern an der alarmierenden Kompetenz der Beteiligten.

Vor einem Blackout könnte man ja ohnehin nicht warnen, weil man dafür ja Strom braucht. Außer, man ist die oben erwähnte türkische Hochzeit, die verfügt in der Regel über einen AMG-Mercedes mit Dreiklang-Kompressor-Fanfare sowie eine Uzi. Sollten demnächst mal alle Sicherungen durchknallen und der Strom nicht mehr aus der Steckdose kommen, wird die deutsche Bevölkerung unter Anleitung eines fachkundigen Navajo mit Rauchzeichen informiert. Als Brennstoff hortet die Bundestagsverwaltung die Akten der Ethikkommission für eine sichere Energieversorgung im Keller. Gleich neben dem Zwiebelfleisch in Dosen. 

So oder so: Auch die Medien fanden den deutschen Warntag irgendwie misslungen und schrieben von „Fiasko“, „Flop“ und „Blamage“. Jetzt hoffen alle auf den Corona-Gedenktag, der kann’s vielleicht rausreißen.

Dauersirenen wie Thunberg, Drosten und Lauterbach

Sonst wird das nix mit dem bundesdeutschen Warntag, das Alarmanlagen-Business ist schließlich heiß umkämpft, man denke nur an Dauersirenen wie Greta Thunberg, Christian Drosten und Karl Lauterbach. Die drei entsprechen in ihrer Wirkung der in Deutschland verwendete Einheitssirene vom Typ E 57, die mit einer Lautstärke von 101 dB(A) in 30 m Entfernung und einer Tonhöhe von 420 Hertz bei 2.800 Umdrehungen pro Minute heult. Die hervorstechenden Eigenschaften einer Sirene: Sie ist laut und sie ist innerhalb eines großen Radius zu hören, besonders wenn sie bei Maischberger oder Plasberg sitzt. Wie einst Odysseus, so muss man Merkel und Söder am Mast festbinden, wenn der betörende Klang des Ausnahmezustandes erklingt. Für den Bürger ist die Talkshow-Sirene dazu geeignet, ihn sogar im Schlaf über eine bevorstehende Gefahr zu alarmieren.

„Der bundesweite Warntag soll eigentlich dazu beitragen, das Wissen der Bevölkerung um die Warnung in Notlagen zu erhöhen und damit die Fähigkeit zum Selbstschutz unterstützen“, heißt es auf der entsprechenden Seite der Bundesregierung, denn „wer früh genug gewarnt ist, kann sich und seine Angehörigen in Sicherheit bringen und auch sein Hab und Gut schützen“. 

Das finde ich ein sehr honoriges und selbstloses Anliegen der herrschenden Hirten. Beispielsweise sollten bei den folgenden Anzeichen alle Sirenen aufheulen, da schwere Katastrophen drohen:

In jedem dieser Fälle sollten „allen vorhandenen Warnmöglichkeiten, wie Radio, Fernsehen, sozialen Medien, der Warn-App NINA, Sirenen, Lautsprecherwagen sowie auch digitalen Werbetafeln durchgeführt“ werden, damit der Bürger „sich und seine Angehörigen in Sicherheit bringen und auch sein Hab und Gut schützen“ kann. Ich danke der Stadt Augsburg, dass die Sirenen wenigstens in meinem Viertel funktionierten. Allen anderen empfehle ich die Lektüre von Achgut.com. 

 

Von Dirk Maxeiner ist in der Achgut-Edition erschienen: „Hilfe, mein Hund überholt mich rechts. Bekenntnisse eines Sonntagsfahrers.“ Ideal für Schwarze, Weiße, Rote, Grüne, Gelbe, Blaue, sämtliche Geschlechtsidentitäten sowie Hundebesitzer und Katzenliebhaber, als Zündkerze für jeden Anlass(er). Portofrei zu beziehen hier.

Foto: Unbekannt via Wikimedia Commons

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E. Albert / 13.09.2020

Ein aufschlußreiches Signal auch ans Ausland: jetzt können die noch nicht einmal mehr Probealarm…

Archi W. Bechlenberg / 13.09.2020

Ich las online diesen wunderbaren Satz “Viele Städte wie München, Berlin oder Offenbach hatten sich zudem offensichtlich nicht darauf vorbereitet, dass sie über keine Sirenen mehr verfügen.” Man stelle sich das einmal bildlich vor! “Rabunke, warum höre ich nichts?” “Einen Moment, Schlobotty, ich gehe der Sache sofort nach!” [Stunden später] “Ich weiß es, ich weiß es! Wir haben gar keine Sirenen mehr!” “Nein?!” “Doch!” “Ohhhh!”

Ralph Kappler / 13.09.2020

Eine Hybride Mobilisierung unter dem Deckmantel der vermeintlichen Pandemie? Ernstfallplaner in Bundesministerien und Agenturen haben Hochbetrieb. Es scheint in dem ganzen Kronenviren Wirrwarr und Bürgerrechte zersetzenden Notstandszauber keine Logik, kein stringentes Konzept zu geben. Dabei wird verschleiert und zu leicht übersehen, dass dieser Pandemietrubel, diese ungeheure Tarnkappen Mobilisierung der gesamten Gesellschaft, gerade aus bellzistischer Perspektive heraus durchaus stringent sein könnte. Die wache Bürgerschaft sollte nun ihrerseits und präventiv, auf friedvolle Beziehungen im In- und Ausland insistieren. Sprechen wir zuerst mit Freunden, Bekannten und Nachbarn darüber, teilen wir unsere Sorgen, zeigen wir demokratische und friedliche Perspektiven auf. Auf die momentan regierende Kaste, ist gerade in diesem Punkt leider kein Verlass mehr. Um so mehr ist jetzt jeder Bürger und Zivilcourage gegen die hybride Mobilisierung der Gesellschaften gefordert.  

Paul J. Meier / 13.09.2020

Das haben der deutsche Landsmann und -männin dem legendären Odysseus voraus, man muss sich nicht an einen Mast binden lassen, um dem verführerischen Klang der Sirenen zu folgen. Nur mit umgekehrtem Vorzeichen, wir wären ggf. alle tot. Ja diese Dauersirenen, mir fällt da immer die “ich warne und mahne” Gebetsmühle C. Roth ein. Jetzt hat sie zwar keinen roten Knopf äh Kopf mehr, wie ihr technisches Pendant, aber wie das so ist mit diesen Feuermeldern, wenn man sie sieht, reizt das ungemein sie zu drücken. Schönen Sonntag noch allseits.

Sam Lowry / 13.09.2020

Ich hab am Donnerstag bis 12.30 Uhr druchgeschlafen. Und so wird es auch sein, wenn im hiesigen Bahnhof mal kein Güterzug mit Dieselkraftstoff (kein Bio!) entgleist, sondern einer mit “Nowitschok” oder Flüssiggas. Dann heißt es mal wieder: “Alles Bio, alles gut!” Dieses Land hat fertig, und zwar in jedem Ressort. IN JEDEM!

Werner Arning / 13.09.2020

Im Grunde müssten die Sirenen Tag und Nacht heulen. Den Bürger aus dem Schlaf reißen. Er sollte eigentlich alarmiert werden müssen. Er sollte seine Lieben und seine Besitztümer in Sicherheit bringen. Denn hier wird kein Stein auf dem anderen bleiben. Transformationen befinden sich bereits im Anflug. Ihr Vernichtungspotential besitzt gigantische Ausmaße. Man könnte dieses auch als historisch bezeichnen. Keiner wird der Umkrempelung entgehen. Die Wirtschaft erst recht nicht. Durch die Verwüstungen wird zwar billiger Wohnraum entstehen, doch werden nicht einmal die Grünen es schaffen, die Autoindustrie aus diesem Inferno zu retten. Darum rette jeder beizeiten das, was ihm lieb ist. Lasst die Sirenen heulen. Ohne Unterlass.

Ilona Grimm / 13.09.2020

@Günther Wirst: » Zuwanderung und Integration funktioniert nicht«——Wie bitte? Zuwanderung ist das einzige, was in diesem Land wirklich und reibungslos funktioniert.—- Ich vermute, Sie meinten es anders: Kontrollierte Zuwanderung mit echten Papieren und so funktioniert nicht.

Mathias Rudek / 13.09.2020

Danke Herr Maxeiner für Ihre Sonntägliche Erfrischung. Die Dauersirenen haben Sie perfekt zusammengefasst.

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